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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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Reaktionen und Verhalten sind eng verzahnt
    Bestimmte Grundtypen von Gefühlen vereinen seelische Vorgänge, Körperreaktionen und Verhalten deshalb so stark miteinander, weil durch diese Verzahnung spezielle Gefahren für Leib und Seele bewältigt oder vermieden werden. Das Gefühl von Ekel z. B. bewirkt, dass verdorbene Speisen vermieden oder wieder ausgespuckt werden. Trauer trägt durch ihren Ausdruck (Tränen) dazu bei, dass andere zu Hilfe kommen, auch wenn der Betroffene nicht sprechen mag oder kann. Wie das letzte Beispiel zeigt, haben einige gefühlsbetonte Körperreaktionen auch den Sinn, anderen Menschen wichtige Signale zu senden (gerade dann, wenn die Sprache das nicht mehr vermag), die diese instinktiv verstehen.
    Sehr deutlich wird diese »Vernunft der Gefühle « bei der Trauer: Ein von Leid gezeichnetes Gesicht und Tränen signalisieren einen Schmerz und zeigen, dass die Person Unterstützung und Trost braucht.
Umgekehrt beeinflusst der Körper auch das Gefühlsleben
    Der Körper kann mit Mitteln wie Alkohol, Drogen oder Koffein so beeinflusst werden, dass sich die Psyche verändert und z. B. mit Gelassenheit oder Euphorie reagiert. Der Körper beeinflusst so die Seele. Oder stellen Sie sich vor, Sie wachen an einem Tag, auf den Sie sich gefreut haben, mit Zahnschmerzen auf – schon ist die Stimmung der Psyche getrübt.
    Zusammengefasst drückt das Wort »psychosomatisch« also aus, dass Gefühle zu körperlichen Reaktionen und Körperreaktionen zu Gefühlen führen.

Wie wirken Körper und Psyche zusammen?
    Die Idee, die Psyche wirke auf den Körper ein, setzt voraus, dass man sich beide, Psyche und Körper, als zwei voneinander getrennte Welten vorstellt. Aber sind es tatsächlich zwei Welten oder ist es nur eine Welt? Diese Fragen beschäftigen Wissenschaft und Philosophie seit tausenden von Jahren in Form des »Leib-Seele- (oder Soma-Psyche-)Problems «. Wie spielen beide zusammen? Wie kann das materiell-körperliche das psychisch-geistige beeinflussen und umgekehrt? Wenn man das richtig angeht, muss man zu diesen beiden Welten (Körper bzw. Soma = Welt 1, Seele bzw. Psyche = Welt 2) noch eine dritte Welt hinzufügen: das soziale Zusammenleben (soziale Beziehungen = Welt 3). Wir kommen so zu einem Dreiweltenmodell. Dass diese drei Welten aufeinander einwirken, steht außer Frage. Wie sie das tun, ist die eigentlich spannende Frage.
    Die drei Welten Körper (Soma), Psyche und soziales Leben sind untrennbar miteinander verbunden und beeinflussen sich wechselseitig.
Das Dreiweltenmodell
    Wir leben mit unserem Körper in der physischen Welt, als beseelte Wesen in der psychischen Welt und als Mitglied in sozialen Beziehungen mit anderen in der sozialen Welt, also in drei Welten. Alle drei beeinflussen sich gegenseitig: Verliebtheit lässt das Herz schneller schlagen. Bei körperlichem Schmerz sind wir missgelaunt. Die depressive Psyche des einen kann die Stimmung des anderen drücken und ein fürsorgliches, ehrliches, soziales Klima ist ein guter Nährboden für das gute Gedeihen von Körper und Seele.
    Auch dies ist sicher: Keine dieser Seiten kann die andere Seite nach eigenen Vorstellungen und Gesetzen lenken und bestimmen. Die Psyche kann den Körper nicht oder nur begrenzt nach ihren eigenen Zielen steuern; mit meiner noch so tätigen Psyche kann ich meinen Partner in der sozialen Welt nicht so beeinflussen, wie ich das manchmal gerne möchte. Klar ist, dass niemand direkt in die Psyche eines anderen Menschen eingreifen kann. Das Soziale kann nicht direkt in die Psyche der einzelnen Person eingreifen. Auch in schlimmen sozialen Verhältnissen gibt es glückliche Menschen, wie es umgekehrt in guten sozialen Zuständen depressive Einzelwesen gibt. Und das medikamentös beeinflusste»Soma« hat damit Wirkung auf die Psyche der einen und keine oder eine ganz andere auf die Psyche der anderen.
    In der Psychosomatik haben wir es mit zwei dieser drei Welten zu tun, die bis zum Tod des Körpers einer Person unauflöslich aneinander gekoppelt sind: Psyche und Soma. Dieses Soma-Psyche-Paar kann ohne soziale Welt nicht überleben. Und ohne Soma und Psyche gäbe es gar keine soziale Welt. Alle drei Welten brauchen einander, sonst sterben sie alle drei.
    Info
    Körper – Psyche Soziales
    Aus diesen wissenschaftlichen und alltagspsychologischen Erfahrungen lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten:
Jede der drei Welten folgt ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Jede Welt kann die andere Welt zwar
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