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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
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konzentrierte sich alles…« Sie redete jetzt schneller, vieles fiel ihr wieder ein, das eigentlich verschüttet gewesen war. Sie holte tief Luft, und ihr Blick bekam etwas Nachdenkliches und Verlorenes. »Er war ein eigenartiger Mensch, einer, der alles wollte, Gerechtigkeit und das ewige Leben. Aber das gibt es nicht, auch wenn der Zauber anderer Magien sich…« Sie brach ab und erschrak dabei.
    »Was haben Sie?« erkundigten wir uns wie auf Kommando.
    »Meine Güte – der Kopf.«
    »Und?«
    Sie sprang auf. »Der… der Kopf ist nicht da.«
    »Ja«, sagte ich, »das wissen wir. Er ist niemals gefunden worden, nachdem auch der Körper verschwand.«
    »Aber es gibt ihn!« flüsterte sie über den Tisch hinweg.
    »Wieso? Haben Sie ihn gesehen?«
    Suko erhielt keine direkte Antwort. Statt dessen murmelte sie: »Er sprach davon, daß die Kraft im Kopf konzentriert wäre. Er würde alles andere leiten. Er würde lenken und richten. Er ist das Wichtigste an einem Menschen, er allein.«
    »Und der existiert?«
    »Ja, Mr. Sinclair, er existiert! Ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn hier gesehen. Hier im Raum.«
    Wir sprangen auf. »Verdammt, wo ist er jetzt?«
    »Verschwunden, Mr. Sinclair. Einfach weg.« Sie sprach mit tonloser Stimme.
    »Nein«, sagte Suko plötzlich. »Der ist nicht weg. Jedenfalls nicht richtig. John…?«
    Ich schlug mit der Faust gegen meine flache Hand. »Sie hat recht, da wird einiges zusammenkommen. Er ist weg, aber er ist da. Er wird sein Ziel erreichen.«
    »Maschke?« fragte Suko.
    »Und wie!«
    Plötzlich hatten wir es sehr eilig, denn wir gingen davon aus, daß Mac Maschke nicht weit gekommen war…
    ***
    Dem Frisör saß die Panik im Nacken, und sie trieb ihn an. Er hetzte die Stufen der Treppe hinunter, er war schnell, manchmal sogar zu schnell, so daß er über seine eigenen Beine stolperte, aber nie hinfiel, weil er sich immer wieder am Geländer festklammern konnte.
    Sein Atem keuchte, und seine Lungen brannten, als er endlich den unteren Hausflur erreichte und dabei die Umrisse der nach draußen führenden Tür sehen konnte. Das war die Rettung!
    Maschke rannte mit zur Seite wegschleudernden Beinen. Er hatte die Revolver unterwegs wieder schräg in den Gürtel gesteckt, er brauchte die Hände jetzt und zerrte mit beiden gleichzeitig die schwere Haustür auf.
    Nebel umfing ihn. Der herbstliche Dunst hatte für eine schaurige Atmosphäre gesorgt. Er umwallte den Mann wie unzählige Teile von graubleichen Vorhängen, er klebte an ihm wie feuchte Watte, und Maschke hatte Mühe, sich seinen Weg zu bahnen.
    Obwohl ihn die Furcht vorantrieb, blieb er nach wenigen Schritten stehen, weil er in der grauen Suppe die Übersicht verloren hatte. Wohin?
    Zuerst nach vorn, das stimmte schon, da war der Ausgang, da war die Straße, aber zuvor standen auch die starren Gebilde der Bäume wie im Nebel vereiste Gespenster.
    Maschke fürchtete sich nicht nur vor seinem Verfolger, sondern auch vor der Umgebung, die schwamm wie ein großer See.
    Maschke hatte das Gefühl, den Kontakt mit dem Boden verloren zu haben.
    Er warf einen Blick zurück. Die Fassade des Hauses kam ihm wie ein Totengemäuer vor. Die Tür stand noch offen. Aus dem Hausinnern hörte er die Stimmen der Bewohner. Eine kalte Botschaft aus einer finsteren, unheiligen Welt.
    Maschke war mit dem Grauen konfrontiert worden. Mit der anderen Seite einer schrecklichen Welt von deren Existenz er bisher nichts gewußt hatte. Er mußte weiter. Seine Beine bewegten sich automatisch. Er wollte seinen Wagen erreichen und die Flucht fortsetzen. London war ihm nicht mehr sicher genug. Die Stadt glich einem großen Gefängnis, und er dachte auch daran, daß ihm die Bullen auf den Fersen waren.
    Dieser verfluchte Sinclair ließ einfach nicht locker.
    Einmal schrammte er mit der Schulter an einem Baumstamm entlang, doch die nackte Furcht vor dem Tode trieb ihn weiter. Immer wieder erschien aus dem Nebel wie ein hastig hingemalter Schatten das Bild des kopflosen Killers.
    Er sah die Waffe, er sah den Körper, er spürte die Angst wie Nadeln in seiner Haut. Endlich sah er die Straße.
    Sie erinnerte ihn an eine ferne Rollbahn, über die mit leisem Brummen Flugzeuge zu ihren Startplätzen rollten. Die Lichter gehörten normalen Fahrzeugen, keinen Flugzeugen, ihm kam es nur so vor, als würden sie über dem Asphalt schweben.
    Er mußte nach rechts – ja, da hatte er seinen Wagen abgestellt. Auch er würde von den grauen Fahnen bedeckt sein, hoffentlich fand er
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