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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer
Autoren: Jason Dark
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langsamer, weil ich mir erst noch über meine Gefühle im klaren werden wollte. Hier war alles ruhig, zu ruhig. Sollte sich tatsächlich das Finale in dieser Wohnung abspielen?
    An der Haustür hatte Suko auf mich gewartet. Sie war nicht abgeschlossen, wir konnten sie aufdrücken. Ein großer düsterer Flur nahm uns auf. Er war kalt wie ein Grab. Die Wände wirkten wie Schatten, und wir sahen auch den Verlauf der breiten Stufen.
    Es gibt noch viele alte Häuser dieser Art in London. Oft ist es ein Genuß, in ihnen zu leben, denn damals hatte man noch großzügig gebaut. Nur konnten sich in der heutigen Zeit die meisten Menschen derartige Wohnungen nicht mehr leisten.
    Obwohl es sich bei diesem Haus für viele Menschen sicherlich um ein Traumhaus handelte, mich stieß es ab. Da hörte ich einfach auf meine innere Stimme, und auch Suko zog die Stirn kraus. »Etwas stört mich, John«, gab er zu.
    »Was denn?«
    »Kann es der Geruch sein?«
    »Es riecht muffig.«
    »Nicht nur das, auch anders. Und zwar so, als wären wir in eine Gruft hineingetreten.«
    Ja, es stimmte. Jeder von uns hatte den Eindruck, von einem leichten Modergeruch umweht zu sein, und ich spürte das Kribbeln auf dem Rücken, das sich immer dann einstellte, wenn die Entscheidung dicht bevorstand. Bisher hielten wir uns in einer bedrückenden Stille auf. Wir hörten keinen Laut, auch keine Musik, die durch die Türen drang.
    Dann dumpfe Geräusche!
    Wir schauten uns an.
    Noch einmal klangen sie auf. Da schien etwas hoch über uns umgefallen zu sein – oder?
    »Schüsse!« flüsterte Suko. »Verdammt noch mal, John, das waren Schüsse!«
    Er hatte recht.
    Und wir stürmten die Treppe hoch!
    ***
    Mac Maschke sah den Tisch, aber der verschwamm sehr schnell vor seinen Augen. Er wurde in den Hintergrund gerückt, um das hervorzuheben, was auf ihm stand und das hinter ihm saß. Eine Gestalt ohne Kopf!
    Maschkes Herzschlag setzte aus. Er hatte zumindest den Eindruck. Das Grauen war wie eine Mauer über ihn zusammengestürzt. Es lag auch an den beiden Köpfen, die als schaurige Dekoration auf der Tischplatte ihren Platz gefunden hatten.
    Zwei Köpfe!
    Zudem Köpfe, die er kannte, denn sie gehörten seinen beiden Kumpanen. Kojak, der Glatzkopf, und Shayne!
    Er sah ihre Gesichter, und er entdeckte den Schrecken darin, der sich wie eine stumme Mahnung abzeichnete.
    Mac Maschke würgte. Daß er grün im Gesicht geworden war, hätte er nur im Spiegel erkennen können, doch auch ohne Spiegel fühlte er sich verdammt mies. Sein Magen revoltierte, das Blut schoß ihm wie Feuer durch die Adern, etwas drückte sein Herz von zwei verschiedenen Seiten her zusammen, und er spürte in seinen Augen das verfluchte Brennen.
    Nichts bewegte sich. Weder die beiden Köpfe noch die kopflose Gestalt am anderen Ende des Tisches. Das makabre Stilleben blieb so, wie es hingestellt worden war.
    Er schmeckte die Säure, die aus seinem Magen hochgestiegen war. Er merkte kaum, daß sich die Frau hinter ihm bewegte und so weit vorging, bis sie die linke Tischseite erreicht hatte und stehenblieb.
    »Das ist er«, sagte sie leise.
    Maschke nickte nicht einmal. Fesseln umgaben ihn. Sein Körper war starr. Er war sowieso mit einem miesen Gefühl und einem schlechten Gewissen losgefahren, doch mit einem derartigen Schock hätte er nie in seinem Leben gerechnet. »Der Tote.«
    Maschke hörte die Stimme der Frau wie ein Flüstern aus dem Jenseits.
    »Der Tote ist nicht tot.« Mac stöhnte auf. »Er hat gemordet.«
    Der Bann riß bei Maschke. »Ich weiß es!« keuchte er. »Dieses Schwein hat gekillt. Ich sehe die Köpfe auf dem Tisch. Es hat sich meine Leute geholt…«
    »Aber du hast den Anfang gemacht. Du hast deinen Leuten befohlen, ihn zu töten.«
    Maschke nickte.
    »Ihr habt ihn gekidnappt und auf die Schienen gelegt. Der Kopf ist ihm von einem Rad abgetrennt worden.«
    »Er mußte sterben. Wir wollten sichergehen. Er hat uns gejagt, er hat uns gequält. Wir wollten ihm etwas von dem zurückgeben, verstehst du das?«
    »Nein, aber du wirst die Folgen zu tragen haben. So einfach läßt er sich nicht erledigen. Er war schon immer etwas Besonderes, und er ist auch etwas Besonderes.«
    »Er kann nicht mehr leben«, murmelte Maschke dumpf.
    »Hast du nicht zugehört?« Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
    »Ich sagte dir doch, daß er etwas Besonderes gewesen ist. Ich habe es nie richtig gewußt, aber immer gespürt. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen, ich wollte ihn haben, und ich habe
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