Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kollapsar

Der Kollapsar

Titel: Der Kollapsar
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
»Schließlich mußte auf den Handel ja Steuer bezahlt werden. Sieh dir doch die königlichen Steuerakten für das Jahr an, in dem ich dich gekauft habe. Ich halte es freilich für Zeitvergeudung.«
    »Genügend Zeit habe ich aber«, meinte er geheimnisvoll. »Ich will es gern versuchen.« Er griff über den Tisch und tätschelte ihre Wange, die sich wie schlaffes Wildleder anfühlte und auch so aussah. »Aber den Rest des Tages wollen wir Mutter und Sohn sein.«
    Sie wischte seine liebkosende Hand weg... aber ganz vorsichtig und ohne ihm weh zu tun.

2
    Der folgende Tag versprach schön zu werden. Der morgendliche Regen war leicht, und die Wolkendecke wirkte so, als wolle sie im Laufe des Tages aufreißen. Flinx blieb freilich der für einen Bewohner Drallars ungewöhnliche Anblick der Sonne erspart, denn als er sich zu dem weit angelegten Verwaltungskomplex auf den Weg machte, hatte die Wolkendecke sich bereits wieder geschlossen. Die Bauten drängten sich wie Arbeiterameisen um ihre Königin, deren Leib der Palast des Königs war.
    Feuchtes kühles Wetter belebte Flinx. Mit Feuchtigkeit angereicherte Luft tat seinen Lungen gut, schließlich war es die Luft des einzigen Zuhause, das er je gekannt hatte. Besser gesagt, an das er sich erinnern konnte, korrigierte er sich.
    Er blieb stehen, um mit zwei Straßenhändlern zu plaudern, Leuten, die er seit seiner Kindheit kannte. Und doch erkannte ihn anfänglich keiner von beiden. Hatte er sich in einem Jahr so stark verändert? Unterschied er sich mit siebzehn so stark von dem, der er mit sechzehn gewesen war? Zugegeben, in jenem Jahr hatte er viel erlebt. Aber wenn er in den Spiegel sah, blickte ihm von dort kein Fremder entgegen. Es gab da keine frischen Linien, die seine glatte braune Haut durchzogen hätten, und aus seinen kakaobraunen Augen leuchtete ihm keine Sorge entgegen. Und doch war er für andere irgendwie nicht derselbe geblieben.
    Wahrscheinlich lag es an dem grellen Kaleidoskop, das Drallar war und das die Leute vergessen machte. Er verschloß sein Bewußtsein gegen den Lärm, die Nervosität der Stadt und ging vorbei an verführerisch duftenden Garküchen und Verkaufsständen und achtete nicht auf die Zurufe der Händler und Verkäufer. Er hatte jetzt keine Zeit mehr, die er auf solch kindische Ablenkung vergeuden konnte, sagte er sich. Er trug jetzt Verantwortung. Als Führer einer ganzen Rasse in dem großen Spiel mußte er kindische Interessen abtun.
    Ah, aber das Kind in ihm war noch stark, und das, was sich in ihm vollzog, dieses Erwachsenwerden, war nicht leicht...
     
    Wie ein Ozean aus Granit drängten sich die Mauern von Old Drallar in erstarrten Wogen gegen die weitläufige Bastion der Bürokratie, welche das Verwaltungszentrum von Drallar und des ganzen Planeten Moth darstellte. Moderne Bauten mischten sich, wie der Zufall es gewollt hatte, zwischen mittelalterliche. Und dahinter ragte der Palast des Königs auf: Türme und Minaretts und Kuppeln, eine faszinierende Silhouette wie aus einem Märchen. Wie der größte Teil der Stadt, so sah auch dieses Gebilde aus, als hätte ein Computer es entworfen, dem man anstatt moderner Technik die Märchen aus Tausendundeiner Nacht eingefüttert hatte.
    Flinx durchquerte den äußersten Ring der Garküchen, als zwei auffällige Gestalten vor ihm die Straße passierten - ein Mann und eine Frau, beide etwas größer als Flinx, ansonsten aber ganz unauffällig. Was dennoch seine Aufmerksamkeit erregte, war die Reaktion, die sie bei den anderen auslösten. Die Menschen gaben sich alle große Mühe, ihnen auszuweichen, ja nicht einmal in ihre Richtung zu blicken.
    Aber sie befleißigten sich dabei großer Vorsicht, um ja nicht beleidigend zu wirken.
    Die beiden waren Qwarm.
    Von der Regierung des Commonwealth nur widerstrebend geduldet, waren die Qwarm ein weit verstreuter Clan, dessen Dienste von der Eintreibung überfälliger Schulden bis zum bezahlten Mord reichte. Obwohl man die Qwarm gesellschaftlich schnitt, hatte der Clan doch in dem Maße, wie das Commonwealth wuchs, auch seinerseits prosperiert. Schon immer seit Anfang aller Zeiten hatte es einen Markt für die Dienste gegeben, die er leistete.
    Flinx wußte, daß die beiden vor ihm in irgendeiner Weise mit jedem anderen Qwarm im Commonwealth verwandt waren. Beide trugen hautenge, schwarze Kombinationen, die in schwarzen Halbstiefeln endeten. Und diese Stiefel dienten nicht nur zum Schutz ihrer Füße, sondern enthielten daneben noch viele andere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher