Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kollapsar

Der Kollapsar

Titel: Der Kollapsar
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
wurde.«
    »Da sieht man wieder, was du weißt«, konterte sie. »Er war gar nicht so dumm, wie er dich glauben machte. Du hast ja nicht seine Augen aufblitzen sehen, als ich sagte, daß es gestohlen wäre. Er wußte schon, was er wollte, das kannst du mir glauben, oder hast du etwa gesehen, wie er nach der Polizei rief? Nein, er hielt seine heiße Ware an sich gedrückt wie jeder anständige Bürger, der etwas Unrechtes preiswert erworben hat. Da.« Sie blieb stehen und wies durch einen Torbogen auf eine Gruppe von Tischen, die unter einer Art von Baldachin standen.
    Sie hatten jetzt den letzten der konzentrischen Ringe betreten, die Drallars Markt bildeten. Dieser äußerste Ring bestand fast ausschließlich aus Restaurants und Garküchen. Sie reichten von winzigen Geschäften mit primitiven Holzöfen bis zu teuren abgeschlossenen Etablissements, in denen Delikatessen von den fernsten Winkeln des Commonwealth auf Geschirr aus geschliffenem Veridian serviert wurden. Hier hing ein Gemisch aus Düften in der Luft, daß man alleine vom Riechen schon satt werden konnte.
    Sie betraten ein Restaurant, in dem es weder Holz- noch Veridiangeschirr gab und das hinsichtlich seiner Speisekarte etwa in der Mitte zwischen Feinschmeckerküche und dem Ungenießbaren lag. Nachdem sie Platz genommen hatten, bestellten sie bei einem Geschöpf, das wie ein Greif aussah, der statt Beinen Tentakel hatte. Dann wechselte Mutter Mastiff von ihren Vorwürfen auf ernsthaftere Redeweise über.
    »Also, Junge, ich weiß natürlich, daß du deine natürlichen Eltern suchen wolltest.« Es war ein Zeichen der ihr innewohnenden Kraft, daß sie das Thema anschneiden konnte, ohne dabei ins Stolpern zu geraten. »Du warst mehr als ein Jahr weg. Du mußt etwas erfahren haben.«
    Flinx lehnte sich zurück und schwieg eine Weile. Pip arbeitete sich zwischen den Falten des Capes hervor, und Flinx kratzte die Flugschlange unter dem Kinn. »Soweit ich erfahren habe«, erwiderte er schließlich knapp, »sind die beiden schon lange tot.« Pip rutschte unruhig herum und verspürte plötzlich die ernste Stimmung seines Herrn. »Meine Mutter...
    bei ihr weiß ich jetzt zumindest, was sie war. Eine Lynx, eine Konkubine. Ich habe auch eine Halbschwester gefunden, und als ich sie schließlich fand, mußte ich sie töten.«
    Das Essen wurde gebracht, würzig und dampfend. Eine Weile aßen sie beide stumm. Trotz der Gewürze wirkte das Essen auf sie beide eher schal.
    »Die Mutter tot, die Halbschwester tot«, brummte Mutter Mastiff. »Keine anderen Verwandten?« Flinx schüttelte nur den Kopf. »Und was ist mit deinem Vater?«
    »Über ihn habe ich nichts erfahren, was sich gelohnt hätte, weiterzuverfolgen.«
    Mutter Mastiff kämpfte gegen ein paar eigene private Dämonen an und murmelte schließlich: »Du warst weit weg und ziemlich lange, Junge. Aber es gibt noch eine Möglichkeit.«
    Er sah sie scharf an.
    »Wo?«
    »Hier. Ja, sogar hier.«
    »Warum hast du davon nie etwas gesagt?« fragte er leise.
    Mutter Mastiff zuckte die Achseln. »Ich sah keinen Grund, es zu erwähnen. Es ist eine ganz unbestimmte Möglichkeit, Junge, Zeitvergeudung, ein absurder Gedanke.«
    »Ich habe ein Jahr damit verbracht, hinter Absurditäten herzujagen«, erinnerte er sie. »Raus mit der Sprache, Mutter.«
    »Als ich dich auf dem Markt kaufte«, begann sie gleichmütig, gerade, als spräche sie von einer ganz gewöhnlichen Transaktion, »war das ein ganz normaler Verkauf. Ich weiß immer noch nicht, was in mich gefahren war, daß ich so mein Geld verschwendete.«
    Flinx unterdrückte ein Grinsen. »Ich auch nicht. Ich kann dir aber nicht folgen.«
    »Du mußt den Händler finden, der dich verkauft hat, Flinx, vielleicht ist er oder sie noch im Geschäft. Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, daß die Firma ordentliche Verzeichnisse führte. Mich hat dein Stammbaum nicht sonderlich interessiert. Vielleicht gibt es noch zusätzliche Informationen in den Akten, die im Kaufvertrag nicht erwähnt wurden. Es ist freilich unwahrscheinlich. Aber ich hab' mich wirklich nur dafür interessiert, ob du eine Krankheit hattest oder nicht. Ausgesehen hast du ja so, aber du warst gesund.« Sie trank aus ihrem Krug. »Manchmal geben einem diese Sklavenhändler nicht alle Informationen, die sie besitzen. Sie haben ihre Gründe dafür.«
    »Aber wie kann ich die Firma ausfindig machen, die mich verkauft hat?«
    »Die städtischen Akten«, meinte sie und wischte sich die Flüssigkeit vom Kinn.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher