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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet
Autoren: Tony Hillerman
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Navajo-Rancher, der eigentlich nur zum Tanken vorbei gekommen war, dazu überredet, ihn zu seinem Trailer und anschließend zum Flugplatz zu fahren.
    Vom Flugplatz aus hatte Chee versucht, Janet Pete und den Staatsanwalt Hugh Dendahl zu erreichen. Beide waren schon auf dem Weg zum Federal Building gewesen. Er hatte für beide eine Nachricht hinterlassen.
    Ein U. S. Marshal in einem Anzug, der letztes Jahr vielleicht noch groß genug gewesen war, erkannte ihn auf dem Weg zum Gerichtssaal.
    »Wo haben Sie gesteckt, verdammt noch mal?« wollte er wissen. »Dendahl hat Sie überall gesucht.«
    »Hat er meine Nachricht nicht bekommen?«
    Der Marshal schüttelte den Kopf. »Keine Nachricht. Er hat sich um die Anwesenheit seiner Zeugen gekümmert.«
    »Mir hat er gesagt, ich würde erst nachmittags gebraucht«, antwortete Chee. »Möglicherweise sogar erst morgen, falls die Auswahl der Geschworenen länger dauert als erwartet.« Möglicherweise überhaupt nicht, wenn er von Redd erfährt, dachte Chee dabei. Dann muß das gesamte Verfahren von neuem aufgerollt werden.
    »Die Geschworenen stehen fest«, sagte der Marshal. »Nach der Anklageverlesung beginnen die Zeugenaussagen. Vielleicht braucht er Sie gleich nach dem Mittagessen.«
    »Okay, ich bin da«, sagte Chee.
    Der Marshal betrachtete ihn prüfend. Sein mürrischer Gesichtsausdruck blieb kritisch.
    »Wohnen Sie in der Nähe?« fragte er. »Dann könnten Sie heimfahren und sich um ein etwas zivilisierteres Äußeres kümmern. Eine Rasur könnten Sie sicher ganz gut vertragen.«
    »Ich wohne in Shiprock«, antwortete Chee. »Leihen Sie mir Ihren Kugelschreiber? Und haben Sie auch ein Stück Papier?«
    Der Marshal hatte ein Notizbuch in der Innentasche seiner Anzugjacke. Chee schrieb hastig zwei fast gleichlautende Mitteilungen an Janet Pete und Hugh Dendahl. Er nahm an, daß er als späterer Zeuge nicht mehr in den Saal gelassen werden würde. Aber das spielte alles keine Rolle mehr. Dieses Verfahren würde ohnehin nicht mehr stattfinden.
    »Danke«, sagte Chee und gab dem Marshal den Kugelschreiber zurück. »Jetzt muß ich zusehen, daß Dendahl diese Nachricht bekommt.«
    An der Saaltür hielt ihn der Gerichtsdiener auf.
    Chee faltete die beiden Zettel zusammen und gab sie ihm. »Dieser hier ist für Dendahl«, stellte er fest. »Und dieser hier für Janet Pete.«
    Im Saal schien sich etwas Ungewöhnliches zu ereignen. Die Geschworenen wurden hereingeführt. Janet, Dendahl sowie ein Staatsanwalt, den Chee nicht kannte, standen um den Richtertisch herum. Richterin Downey war sichtlich aufgebracht. »Was ist denn los?« fragte Chee.
    »Schwer zu sagen«, antwortete der Gerichtsdiener. »Soviel ich mitbekommen habe, will der Alte seine Aussage widerrufen. Aber er hat verlangt, daß die Geschworenen anwesend sind, weil er eine Erklärung abzugeben hat.«
    »Seine Aussage widerrufen?« fragte Chee ungläubig. »Soll das heißen, daß er sich schuldig bekennen will?«
    »Kann ich nicht beurteilen«, sagte der Gerichtsdiener mit einem Blick, der deutlich zeigte, was er von Chees Geistesgaben hielt. »Seine Anwältin hat auf nicht schuldig plädiert, folglich müßte eine Änderung wohl auf ein Geständnis rauslaufen.«
    »Hören Sie«, fuhr Chee fort, »dann sind diese Mitteilungen um so wichtiger. Können Sie dafür sorgen, daß die beiden sie sofort bekommen?«
    Der Gerichtsdiener zog eine skeptische Miene. »Wenn Sie meinen«, sagte er und watschelte den Mittelgang hinunter. Chee betrat den Saal, setzte sich in eine der hintersten Reihen und hörte zu.
    Auch Hosteen Pinto saß da und wartete. Er wurde auf Chee aufmerksam, sah zu ihm hinüber und nickte ihm zu. Die Besprechung am Richtertisch ging zu Ende. Janet setzte sich neben den Alten und flüsterte ihm etwas zu. Ashie Pinto schüttelte den Kopf. Richterin Downey klopfte irritiert mit ihrem Holzhammer auf den Richtertisch. Der Gerichtsdiener wartete geduldig auf eine Gelegenheit, Chees Mitteilungen überbringen zu können.
    »Ins Protokoll wird aufgenommen, daß der Angeklagte beantragt hat, seine zur Anklage abgegebene Erklärung ändern zu dürfen«, sagte Richterin Downey. »Weiterhin wird aufgenommen, daß der Angeklagte nach Rücksprache mit seiner Verteidigerin beantragt hat, die Geschworenen in den Saal holen zu lassen. Es wird ebenfalls aufgenommen, daß der Angeklagte vor Gericht eine Erklärung abgeben möchte.«
    Janet Pete nickte Ashie Pinto zu. Er stand auf, sah sich gemächlich im Saal um und fuhr sich
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