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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet
Autoren: Tony Hillerman
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dann nach Albuquerque gefahren. Aber die FBI-Leute weigern sich, mit uns über den Fall zu reden. Und wir wissen nicht, wer uns helfen könnte, Beweise für seine Unschuld zu sammeln. Wir dachten, wir könnten einen Privatdetektiv engagieren, und daß Sie uns vielleicht einen zuverlässigen Mann empfehlen könnten.«
    Louisa Bourebonette hatte Leaphorn ihre Karte gegeben. Er griff danach und besah sie sich ein zweites Mal.
    Dr. phil. LOUISA BOUREBONETTE a.o. Professorin, American Studies NORTHERN ARIZONA UNIVERSITY FLAGSTAFF, ARIZONA
    Aber das waren nicht die Informationen, die Leaphorn wollte. Ihn interessierte, was diese schlanke Grauhaarige mit dem durchdringenden Blick mit dem traurigen Fall Delbert Nez zu schaffen hatte, bei dem ein junger Mann ermordet und das Leben eines alten zerstört worden war. Zu den Erkenntnissen Leaphorns aus jahrzehntelanger Polizeiarbeit gehörte die Einsicht, daß Menschen für alles, was sie tun, einen Grund haben
    - und daß er um so gewichtiger sein muß, je mehr Aufwand damit verbunden ist. Für Navajos waren Familienbande ein solch triftiger Grund. Bourebonette war keine Navajo. Was sie tat, war sehr aufwendig. Er legte ihre Karte in seine Schreibtischschublade.
    »Haben Sie schon mit Hosteen Pintos Anwalt gesprochen?«
    »Mit seiner Verteidigerin, die anscheinend nicht sonderlich gut informiert ist«, antwortete Bourebonette. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und schüttelte den Kopf. »Mr. Pinto hat natürlich eine Anwältin bekommen, die in ihrem Job noch völlig neu ist. Sie ist erst vor kurzem aus Washington hierher gekommen. Sie hat uns erklärt, bei der zuständigen Außenstelle des Bundesamts für Pflichtverteidiger gebe es zwei Ermittler, die uns helfen könnten. Aber ...«
    Professor Bourebonette ließ den Satz unvollendet, als sei ihr skeptischer Unterton Aussage genug. Leaphorn saß schweigend hinter seinem Schreibtisch. Er sah zu ihr hinüber. Und wieder weg. Er wartete.
    Bourebonette zuckte mit den Schultern. »Aber ich hatte den Eindruck, als verspräche sie sich nicht allzu viel von den beiden. Ich glaube nicht, daß sie diese Leute besonders gut kennt. Oberhaupt hat sie uns nicht gerade den Eindruck vermittelt, Mr. Pinto werde vor Gericht gut vertreten sein.«
    Leaphorn kannte einen der Cops im Amt des Federal Public Defenders : einen ehrlichen, fleißigen, zuverlässigen Hispano namens Felix Sanchez. Er war früher in EI Paso Polizeibeamter gewesen und wußte, wie man ermittelte. Aber auch Sanchez hätte den beiden Frauen nicht viel helfen können. Und Leaphorn konnte erst recht nichts für sie tun.
    Er hätte ihnen die Namen von Privatdetektiven in Farmington, Flagstaff oder Albuquerque geben können. Lauter Weiße. Was hätten sie tun können? Was hätte irgend jemand tun können? Ein alter Mann war durch Whiskey gemeingefährlich geworden und hatte einen Polizeibeamten erschossen. Wozu das bißchen Geld vergeuden, das seine Familie vielleicht besaß? Oder das Geld dieser aggressiven Weißen. Welche Rolle spielte sie in dieser Geschichte?
    »Ein Privatdetektiv würde Sie ziemlich teuer kommen«, sagte Leaphorn. »Er würde als erstes einen Teil seines Honorars im voraus verlangen. Etwa fünfhundert Dollar, schätze ich. Und Sie müßten ihm seine Spesen ersetzen. Fahrtkosten, Mahlzeiten, Übernachtungen und dergleichen. Und dazu käme dann noch das eigentliche Honorar auf Stundenbasis.«
    »Wieviel?« fragte Professor Bourebonette.
    »Kommt darauf an. Schätzungsweise fünfundzwanzig bis dreißig Dollar pro Stunde.«
    Mrs. Keeyani holte tief Luft. Sie war sichtlich erschrocken. Dr. Bourebonette legte ihr tröstend eine Hand auf den Arm. »Damit haben wir ungefähr gerechnet«, sagte Professor Bourebonette mit steifer, unnatürlich klingender Stimme. »Soviel können wir zahlen. Wen würden Sie uns empfehlen?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Leaphorn. »Was... «
    Professor Bourebonette unterbrach ihn.
    »Man kann von der Polizei wohl nicht erwarten, daß sie die Ermittlungen selbst in die Hand nimmt. Anscheinend ist es inzwischen so, daß man einen Privatdetektiv engagieren muß, um Licht in einen Mordfall zu bringen.«
    Leaphorn war vor Zorn fast sprachlos. Deshalb brachte er unumwunden die Fakten auf den Tisch.
    »Für Fälle dieser Art, wo die Straftat in einem Reservat verübt worden ist, ist ausschließlich das...«
    Sie hob abwehrend die Hand. »Dafür ist das FBI zuständig. Das hat man uns bereits gesagt - übrigens wußten wir das schon selbst,
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