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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet
Autoren: Tony Hillerman
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machen sollen. Aber bestimmt steckte ein harmloser Grund dahinter. Eine Panne. Ein bei der Verfolgung des Felsenschmierers in der Dunkelheit verstauchter Knöchel. Jedenfalls nichts Ernstes.
    Ein Blitz erhellte die im Regen glänzende Straße vor Chee und zeigte ihm, daß außer ihm weit und breit niemand in der Nähe war. Zudem beleuchtete der Blitz auch eine zerklüftete Basaltformation, die südlich der Straße aus der Prärie aufragte
    - der Berg, den Nez' Felsenschmierer verunstaltet hatte. Danach rollte der Donner über Chee hinweg. Der Regen ließ kurz nach, prasselte erneut los und flaute dann wieder ab, als die Böenlinie des Gewitters vorbeigezogen war.
    Irgendwo rechts sah Chee einen Lichtschein. Er spähte in die Dunkelheit. Der Lichtschein kam von einer unbefestigten Straße, die sich von der Route 33 über eine Hügelkette nach Süden schlängelte und schließlich zum Schuppen von Old Lady Gorman führte. Chee, der den Atem angehalten hatte, ließ die Luft jetzt zischend durch seine Zähne entweichen. Erleichterung. Das war vermutlich Nez. Seine Schuldgefühle verflogen.
    An der Einmündung fuhr er langsamer und starrte die unbefestigte Straße entlang. Das Scheinwerferlicht hätte gelb sein müssen. Dieses Licht war rot. Und es flackerte. Feuer.
    »Großer Gott!« sagte Chee laut. Das war ein Stoßgebet. Er schaltete in den zweiten Gang zurück und holperte und rutschte mit aufheulendem Motor die schlammigen Fahrspuren entlang.

2
    Wagen 44 stand mitten auf der Straße. Die Motorhaube zeigte in Richtung Route 33, aus dem Heck schlugen rote Flammen, und die Reifen brannten lichterloh. Chee bremste scharf und schlug das Lenkrad dabei so ein, daß sein Fahrzeug aus den Schlammfurchen rutschte und erst zwischen Grasbüscheln und verkümmerten Salbeibüschen zum Stehen kam. Noch während der Wagen rutschte, stieß Chee die Fahrertür auf, den griffbereiten Feuerlöscher in der Hand. jetzt regnete es wieder heftiger, und die kalten Tropfen klatschten ihm ins Gesicht. Dann umgab ihn der Übelkeit erregende schwarze Rauch von brennendem Gummi, brennendem Öl und brennenden Sitzen. Das Fahrerfenster war zersplittert. Chee zielte mit dem Feuerlöscher hindurch und sah, wie der weiße Schaum einen Bogen durch den Rauch beschrieb. Dann erkannte er die undeutlichen Umrisse des übers Lenkrad gesackten Fahrers.
    »Del!«
    Chee packte den Türgriff, ohne auf den sengenden Schmerz zu achten. Als er die Tür aufriß, schlugen ihm wabernde Flammen entgegen. Er sprang zurück und klopfte sein brennendes Uniformhemd ab. »Del!« rief er noch einmal. Er richtete den Schaumstrahl erneut in den Wagen, ließ den Feuerlöscher fallen, griff durch die offene Tür, bekam Officer Delbert Nez am Arm zu fassen und zerrte daran.
    Nez war angeschnallt.
    Chee tastete nach dem Gurtschloß, bekam es auf, zerrte erneut mit aller Kraft an dem Bewegungslosen und merkte dabei, daß seine Handfläche auf eine ihm bisher unbekannte Art und Weise schmerzte. Dann stolperte er rückwärts durch den strömenden Regen und ging mit Delbert Nez zu Boden. Er blieb zunächst keuchend liegen, hatte die Lungen voller Rauch, war sich bewußt, daß irgend etwas mit seiner Hand nicht in Ordnung war, und spürte einen Teil von Delberts Gewicht auf sich. Dann fühlte er Hitze. Sein Ärmel brannte. Er schlug die Flammen aus und wälzte sich mühsam unter Nez hervor.
    Delbert lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Rücken. Chee sah ihn kurz an, um sofort wieder wegzublik-ken. Er griff nach dem Feuerlöscher und besprühte die Stellen, an denen Delberts Hose brannte. Mit dem restlichen Inhalt versuchte er, den brennenden Streifenwagen zu löschen. Delbert Nez hatte gesagt, er sei »beim letzten Tropfen Sprit« angelangt. Das war sein Glück gewesen. Chee hatte genügend brennende Wagen gesehen, um zu wissen, was ein voller Tank anrichten konnte. Sein Glück? Auch das wenige Benzin hatte für den Brand ausgereicht, der Nez das Leben gekostet hatte.
    Er war am Funkgerät, machte Meldung nach Shiprock und forderte Unterstützung an, bevor ihm richtig bewußt wurde, wie schmerzhaft seine eigenen Brandwunden waren.
    »Da ist auch Blut«, sagte Chee gerade. »Möglicherweise ist er erschossen worden. Sein Hemd ist am Rücken blutig -und vorn auch, glaube ich.«
    Captain Largo war zufällig in der Dienststelle, um seinen endlosen Papierkram zu erledigen. Während Chee die Meldung durchgab, kam er selbst ans Mikrofon.
    »Wir schicken alles los, was wir hier
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