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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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Gesellschaft. Schließlich hatte er sich orientiert und wanderte zwischen den Beinen und Sitzkissen hin und her. Beiläufig fragte er jeden mit metallener Stimme: „Was darf’s sein? Darf es noch etwas sein?“ Die Antworten „Nein danke“, oder „Ich will nichts mehr“ nahm ‚Joe‘ als persönliche Kränkung auf. Mit einem „Dann eben nicht“, machte er sich wieder aus dem Staub. Dann kam ‚Joe‘ plötzlich wieder zurück. Er hatte es sich anders überlegt. Gedankenverloren stellte er sich vor Chris und schaute sie eine Weile aufmerksam an. „Darf ich deinen Busen berühren?“ Chris lächelte verstohlen. „Joe, besser noch nicht. Weißt du, ich bin da frisch operiert. Wenn das alles gut verheilt ist, später, dann ja. Okay?“
    „Später, okay aber vergiss es nicht.“ Joe schien ein wenig beleidigt. Er schaute sich in der Runde um. Vor allem hasste er es, wenn jemand wegen seiner Wünsche oder Fähigkeiten dummdreist lachte. Dann konnte er böse werden.
    „Joe, bitte räume das Geschirr ab. Bring die leeren Gläser in die Küche auf die Anrichte.“
    Joe tat, wie ihm befohlen. „Danke, Joe. Du bist freundlich.“ Jürgen war der Einzige, der mit dem kleinen Roboter so geschickt umgehen konnte, sodass er niemals beleidigt war. Unauffällig trug Joe nun die Gläser hinaus, kam noch ein paar Mal zurück und schaute nach, ob es noch Arbeit für ihn gab.
    Erst dann fand Chris wieder zu ihrem Lieblingsthema zurück.
    „Dort arbeiten junge, fesche Ärzte“, klärte sie die Gesellschaft auf. „Schon jetzt haben sie eine Warteliste eingeführt, die täglich länger wird.“ Der leitende Arzt sei ein Bekannter von H.B., informierte sie die Gesellschaft.
    „Ich habe mir die Kosten schon wieder zurückgeholt“, nickte ihr Mann, „die Aktien haben in den wenigen Wochen um mehr als dreihundert Prozent zugelegt.“
    Susi, eine etwas ältere Freundin von Chris beteuerte: „Ich kann mir die Gewinnchancen sehr gut vorstellen. Ich gehörte zu den ersten Kundinnen. Von Beginn an sind die Schönheitsmacher von der Nachfrage überrollt worden.“ Jürgen begutachtete Susi. „Ja, du siehst viel jünger aus, Kompliment.“ Wann würde seine Frau auf den Gedanken kommen? Er wollte dem rechtzeitig einen Riegel vorschieben. „Nun vielleicht dauert es noch ein paar Jahre, bis Anita ...“
    Er konnte seinen Satz nicht beenden, als er schon von mehreren Seiten angefallen wurde.
    „Schaut euch diesen charmanten Typ an, wie er doch behauptet, nur die Alten ...“
    „Du bist wohl zu geizig für ...“
    „Du hast wohl dein Geld in noch lukrativeren Geschäften angelegt. Aber ich sag dir eins. Das ist das Beste. Schönheit wird von allen gefragt. Die Frauen geben viel Geld aus. Und nicht nur die Frauen.“
    Er konnte gar nicht alle Bemerkungen so schnell erfassen. Auch seine Frau setzte ihm zu.
    „Es ist nicht so, als wenn ich noch nicht daran gedacht hätte. Schau mal meine Hüften. Der Arzt hat gesagt, drei Millimeter seien zu viel darauf.“
    Nun hatte sie sich also doch bei ihrem letzten Trip mit ihrer Freundin nach München damit auseinandergesetzt.
    „Für mich sind diese drei Millimeter gerade richtig, um nicht ein dürres Gestell im Bett zu haben.“
    Ein weiteres Mal fielen seine Gäste wie Raubtiere über ihn her. Es war nicht sein Tag, heute.
    „Du behauptest wohl, die Schlanken seien dürr.“
    „Du bist zu geizig.“
    „Hört euch diesen Protz an.“
    Und wieder seine eigene Frau: „Ich denke, ich muss die Fettzellen wegmachen lassen.“
    „Zeigen, zeigen“, war die einstimmige Auffassung.
    Einem weiblichen Instinkt folgend, erhob sie sich, griff in ihr lang geschlitztes Kleid, zog es bis über die Oberschenkel hoch. Kräftig griff sie mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand in das satte Fleisch und formte eine Falte.
    Den Männern blieb der Atem weg, die Frauen sagten nur „Siehst du, sie hat recht.“
    „Keine Frau ist von Haus aus nur schön“, stellten die Damen fest.
    „Eine unzufriedene Frau ist schnell eine unbefriedigte Frau.“
    “ Bla, bla, bla”, dachte Jürgen. Er würde sich dazu nicht mehr äußern. Zweimal hatte er sich heute schon in die Nesseln gesetzt.
    Ein paar Begabte verhalfen dem Gespräch zu einer reizvolleren Nuance.
    Zu später Stunde löste sich die Sitzordnung auf. Jürgen suchte das Gespräch mit seinem Freund Karlheinz Westenhagen, einem promovierten Chemiker, mit dem er sehr gerne seine Gedanken austauschte.
    „‘ Happy Hour ‘ wird zur Hausmarke“,
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