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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition)
Autoren: Gunter Tschauder
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Karossen und chromglitzernden Feudalschlitten entdeckte er das wertvollste Auto, das seinem Lieblingsfreund gehörte. Der fein herausgeputzte 2CV von Karlheinz Westenhagen. Schön, Karlheinz wieder zu sehen, arbeitete es in ihm, dann ist der Abend nicht ganz verloren.
    Die letzten Meter des Fußweges fielen Schütz schwer. Gehörte ihm dieses Heim, oder war er nur als notwendiges Beiwerk der hübschen Kanzlernichte akzeptiert?
    Jürgen wagte nicht, sofort einzutreten. Rund um die Villa erstrahlten zwölf Scheinwerfer mit je 1.500 Watt, der Sicherheit zuliebe. Eher einem griechischen Tempel ähnelte der Eingang als einer deutschen Villa. Auf jeder Seite stützten drei ionische Säulen einen darüber liegenden Balkon. Zwischen den Säulen drehte sich eine gläserne Tür, schusssicher gepanzert. Die zwei Meter breiten Scheiben neben der Drehtür erlaubten, wie alles Glas an diesem Haus, keinen Einblick von außen.
    Vor seinem Eintritt lief er noch eine Runde um seinen weitläufigen Palast herum. Schließlich öffnete er die Doppeltür vor der Drehtür mit einem Schlüssel und trat in den Flur. Er schüttelte seinen Mantel aus und wollte ihn in die Garderobe hängen. Doch die war überfüllt mit einem Nobelzoo. Silberfüchse und das dichte Fell des Schneeleopardens, das allein ein Vermögen wert war. Marder, sibirisches Eichhörnchen, Nerz, Tiger und Krokodilhandtaschen.
    Luc Gil, Mitarbeiter der französischen Botschaft, entdeckte ihn als Erster. Er kam geradewegs von der Toilette. Ein lauter Schrei begrüßte ihn. Bald scharten sich seine Freunde um ihn und beglückwünschten ihn zu seinem fünfunddreißigsten Geburtstag. Eine Gesellschaft gut aussehender Männer mit Vorzeigefrauen in ihrer Begleitung. Eine schien schöner als die andere, aber aus ihren Gesichtern blitzte außer operierter Schönheit selten etwas von Bedeutung.
    Dafür sah er in seinem Salon etwas Anderes. Verschämt, beinahe wie weggeworfen oder einfach vergessen, lagen verträumt in einer Ritze auf einem Sessel ein BH beachtlicher Größe und ein Höschen in Schwarz. Hatten sie wieder dieses alberne Spiel gespielt? Dabei mussten sich die Frauen im Kreis der Mitspieler langsam aber umso intensiver ausziehen, und zwar immer dann, wenn sie bei einem Ratespiel ein gefragtes Wort nicht wussten. Die Männer waren die Fragenden. Jeder entschied, welcher Frau er seine Fragen stellte. Es war meist nicht die Eigene. Dafür aber konnte er seiner Auserkorenen genüsslich beim Ausziehen der ‚Kleinigkeiten‘ zuschauen. Wenn die Fummelei unter den Kleidern begann, herrschte im Kreis der Spieler eine gespannte Stille. Niemand durfte behilflich sein und in vielen Fällen war es den Damen zu schwierig sich unter dem Kleid zu entblößen. So kamen die meisten schon zu den Partys mit entsprechend lockeren Gewändern. Die Mitspieler wussten, welche der Damen unter ihrem Kleid keine Unterwäsche mehr trug. Sinnlich betrachteten sie die Formen der Underwear-entblößten und ließen ihren lüsternen Gedanken freien Lauf. Allein das machte den Reiz des Spieles aus. Und natürlich wurde das Tanzen angenehmer. Schütz hasste dieses Spiel, weil seine Frau dabei zu den Aktivsten gehörte. Gott sei Dank waren die beiden entdeckten Utensilien nicht von ihr.
    Ohne sich die Laune verderben zu lassen, widmete er sich seiner Freundesschar. Die Mädels hingen wie Abzeichen des Erfolges an den Armen seiner Freunde. Über die angetrunkene Gesellschaft hatte sich ein dichter Nebel der Marke ‚ Happy Hour ‘ gelegt. Der stimulierende Duft suchte über seine Nase schnellen Eingang in sein Gehirn. Er ließ ihn gleichgültiger werden. Auf dem Tisch lagen noch mehrere Packungen der beliebten Zigarette, eine Art Morgengabe von Anitas Onkel.
    Als wenn ihm der Rauch der Zigarette die Hand reichte, wurde er ruhiger. Mit den Partikeln des Qualms vergaß er seine Ideale. Dagegen fühlte er sich wieder hingezogen zu seiner Frau Anita und ihrem Onkel, H.B. Mit den Bildern ihrer Anwesenheit fand er den Trost, den er oft vergeblich suchte. Anita ließ keine dreißig Minuten vergehen, um immer wieder aufs Neue die Zigarette anzubieten.
    Nun lümmelten sie sich auf den ‚Cinna Couchen‘ herum, den Luxussymbolen der Geschmacksmetropole Paris, pafften an ihren Glimmstängeln und mimten eine lautere Runde.
    „Typisch Jürgen“, rief Jerome Bankier, ein echter Weltbürger. Vater Deutscher, Mutter Französin und er selbst in den USA aufgewachsen.
    „Jürgen, happy Birthday. Hast du deinen eigenen
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