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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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und heikelste. Wer trägt die Kosten dieser großen Reise?«
    »Ludwig zahlt den Sold seiner Musketiere und Eure Kost.«
    »Himmel! Das ist ja ruinös!«
    »Ludwig sorgt für das Nötige.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, mehr sagte ich nicht, so ärgerte mich Ludwigs Knauserei, die stark an seinen Vater erinnerte. Doch als ich mich hierüber gegen Fogacer beklagte, teilte er meine Ansicht ganz und gar nicht.
    »Nein, nein, mein lieber Herzog. Bei einem König ist Knauserei eine große Tugend, und äußerst nützlich, denn Geld bedeutet Stärke und Macht. Bedenkt nur, wie unbesonnen Heinrich III. seine Lieblinge mit Geldern überhäufte, und als es drauf ankam, hatte er nichts, um eine Armee auszuheben und seinen Thron gegen den Herzog von Guise zu verteidigen.«
    Richelieu nannte mir genau Tag und Stunde, wann die königliche Karosse und die königlichen Musketiere vor meinem Haustor halten würden, um mich ins Languedoc zu entführen. Hinzu setzte er, daß ich nicht der einzige sei, den er mit gleichem Auftrag in die französischen Provinzen entsende, ohne dies übrigens geheimzuhalten, im Gegenteil, er ließ es
urbi et orbi
bekanntmachen, damit man überall von Ludwigs ehernemEntschluß wisse, die Eindringlinge mit Hilfe seines Adels zu bekämpfen.
    Ich wollte den Louvre nicht verlassen, ohne die Prinzessin von Guéméné in ihren Gemächern zu besuchen, und fand sie bei einem Frühstück aus ungebutterten Waffeln und einem halben Becher Süßwein. Sie empfing mich ganz zwanglos, mit sichtlicher Freude und bat mich, nachdem ich ihr die Hand geküßt, ihr doch bitte rasch mal den Nacken zu kratzen, der sie gräßlich jucke, was ich mit nicht geringem Vergnügen tat.
    »Nun, Herzog«, sagte sie munter, »Ihr reist also ins Languedoc, um für den König Soldaten zu werben.«
    »Woher wißt Ihr das schon wieder?«
    »Mein Freund, der ganze Hof weiß es, und so boshaft er im allgemeinen auch redet, billigt er doch, daß Ludwig Euch für diese Aufgabe erwählt hat.«
    »Das freut mich, zumal ich weiß, daß, wenn ich scheitere, derselbe Hof mich durch den Kot ziehen wird.«
    »Und wie seht Ihr Euren Auftrag?«
    »›Ich fürchte ihn‹, wie Henri Quatre einmal sagte.«
    »Warum?«
    »Die Sache wird nicht ganz einfach sein. Die Landadligen sind schrecklich empfindliche Leute, kleine Könige in ihrem Reich. Sie lieben es nicht, erinnert zu werden, daß sie auch Untertanen eines großen Königs sind.«
    »Und wann brecht Ihr auf ins Languedoc, um Eure Großgrundbesitzer zu ködern?«
    »Übermorgen.«
    »Dann könnt Ihr mich ja morgen vormittag noch einmal besuchen.«
    »Das kann ich nicht versprechen, Madame. Ich muß in den Gerichtshof, wo ich als Vertreter des Königs einer Sitzung des Gerichtsrats beiwohne, damit die Herren Räte sich seiner Autorität erinnern.«
    »Lieber Gott! Erlaubt die Frage, was dieser Gerichtsrat macht?«
    »Hauptsächlich Bezüge kassieren.«
    »Und außerdem?« fragte sie lächelnd.
    »Den Mitgliedern des Gerichtshofs weisen Rat spenden, den sie nicht befolgen.«
    »Und wieso?«
    »Weil es nichts Hochnäsigeres gibt als diese Herren der Robe. Auch sie halten sich für kleine Könige und wollen bei der Führung der Reichsgeschäfte ihr Wort mitreden.«
    »Gelingt ihnen das?«
    »Nie! Ludwig verbietet ihnen jedesmal den Mund und staucht sie energisch zusammen.«
    »Trotzdem versuchen sie es immer wieder?«
    »Dann und wann. Sie sind halsstarrig wie die Maultiere, die sie reiten.«
    »Sie reiten doch nicht immer Maultiere?«
    »Keine Bange, Madame. Karossen haben sie auch, und oft schönere als wir, aber darin dürfen sie nicht zum Gerichtshof fahren, um die Straße davor nicht zu verstopfen.«
    In dem Moment klopfte es, und der Majordomus meldete den Grafen von Sault.
    »Laßt eintreten«, sagte Madame de Guéméné zu ihrem
maggiordomo
, dann fragte sie lächelnd, ob ich mit Graf von Sault nicht gut befreundet sei.
    »Sehr gut«, sagte ich. »Wir lernten uns auf dem Italienfeldzug kennen. Wir waren bei der Einnahme von Susa dabei und bezogen beide Quartier bei zwei wunderschönen, verwaisten Zwillingsschwestern.«
    »Und vor Rührung, daß sie nicht Vater noch Mutter hatten, habt Ihr und Graf von Sault sie aufs beste getröstet, nehme ich an.«
    »Ach, genau das behauptet Catherine und wird es ewig behaupten! Aber es ist nicht wahr, Graf von Sault war der einzige Tröster beider Waisen.«
    »Wie Ihr mir leid tut! Zu Unrecht beschuldigt zu werden, das schmerzt. Und dazu noch das Bedauern, daß
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