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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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Soldaten, die wir dort gelassen hatten, unser Anwesen in Ordnung hielten.
    Es war ein Dritteil meiner Soldaten, die in meinem Pariser Haus zurückgeblieben waren, und ich wußte, auf sie war Verlaß, denn sie waren durch Hörners Schule gegangen, bevor er sie mir verdingt hatte. Es waren gute Deutsche, solide und diszipliniert, sie würden über mein Eigentum wachen wie über eine Kirche. Allerdings war meine Eskorte dadurch ein wenig zu spärlich geworden, um mich am Hof zu präsentieren, der zur Zeit in Vincennes weilte, wo Mazarin im Sterben lag. Sein Tod wurde jeden Moment erwartet. Ludwig besuchte ihn zweimal am Tag, blieb aber jeweils nur zwei bis drei Minuten, die Ärzte fürchteten die Ansteckung. Am neunten März 1661 starb der arme Mazarin, und kaum hatte er den letzten Seufzer getan, als unsere höfischen Schlauköpfe sich auch schon fragten, wer ihm als Erster Minister nachfolgen werde.
    Sie brauchten nicht lange zu rätseln. Am Tag nach Mazarins Tod ließ Ludwig in das Gemach der Königinmutter, wo für gewöhnlich der Kronrat tagte, die Prinzen, Herzöge und Staatsminister zusammenrufen und tat seine Absicht kund.
    »Meine Herren«, sagte er, »ich habe beschlossen, meinen Staat selbst zu regieren, indem ich mich ganz auf mich verlasse. Ich brauche folglich keinen Ersten Minister mehr. Indessen werde ich Eures guten Rates bedürfen, und ich werde nicht verfehlen, Euch darum zu fragen.«
    Hierauf grüßte er höflich, küßte der Königinmutter die schönen Hände und ging. Die Prinzen, Herzöge und Staatsminister verharrten in tiefem Schweigen, das erst die Königinmutter brach.
    »Meine Herren«, fragte sie, indem sie ihre schönen Hände emporwarf, »könnt Ihr mir bitte erklären, was das heißen soll?«
    Alles schwieg, und weil niemand sich zu regen wagte, nahm ich das Wort, der Königin Antwort zu geben.
    »Majestät«, sagte ich, »das soll heißen, daß es nach Mazarins Tod keinen Ersten Minister mehr geben wird. Der König, um seine eigenen Worte zu zitieren, ›will künftig das Ruder allein führen.‹«

Informationen zum Buch
    Der König ist tot, es lebe der König!
    König Ludwig führt die letzten Kriege gegen Spanien, läßt den letzten Verschwörer enthaupten, und auch ein Thronfolger wird ihm endlich geboren.In ebenso geistreichen wie galanten Dialogen, in den Amouren einflußreicher Hofdamen, in der ernsten Politik wie im Geschwätz liebreicher Kammerzofen läßt der Autor die dramatische Epoche der französischen Religionskriege ein letztes Mal lebendig werden - zum wahrhaft krönenden Abschluss seines dreizehnbändigen Romanzyklus.
     
    "Die feine Ironie, die Sprachmächtigkeit, die farbigen Szenen machen jeden Band von ‚Fortune de France' zum anregenden Vergnügen."
    BUCHMARKT

Informationen zum Autor
    ROBERT MERLE (1908–2004) hat mit der Romanfolge »Fortune de France« über das dramatische Jahrhundert der französischen Religionskriege sein wohl bedeutendstes Werk vorgelegt. Er erzählt darin die Geschichte dreier Generationen der Adelsfamilie Siorac, zunächst auf Burg Mespech in der Provinz Périgord, später am Hof in Paris. Die insgesamt dreizehn Romane der Folge, die den Zeitraum von 1550 bis in die vierziger Jahre des 17. Jahrhunderts überspannen, liegen nun alle in deutscher Übersetzung vor:
    Fortune de France
    In unseren grünen Jahren
    Die gute Stadt Paris
    Noch immer schwelt die Glut
    Paris ist eine Messe wert
    Der Tag bricht an
    Der wilde Tanz der Seidenröcke
    Das Königskind
    Die Rosen des Lebens
    Lilie und Purpur
    Ein Kardinal vor La Rochelle
    Die Rache der Königin

Fußnoten
ERSTES KAPITEL
     
    1
    (ital.) Das schöne Geschlecht.
     
     

ZWEITES KAPITEL
     
    1
    Dieses kleine Land, um das so viele Kriege entbrannten, lag in Norditalien. Spanier und Kaiserliche wollten es erobern, damit die in Italien sitzenden Spanier einen leichten Durchgang zu ihren österreichischen Verbündeten hätten.
     
     
    1
    Oberintendant der Finanzen.
     
     
    1
    (ital.) Wortspiel.
     
     
    1
    Eine Formulierung des Augustinus, der sich in seinen »Bekenntnissen« vorwirft, besagte Schwelle in seiner Jugend mehrmals übertreten zu haben.
     
     
    1
    (lat.) In Abwesenheit des Beklagten.
     
     
    1
    Hier sieht der Leser, daß Ludwig XIII. der Erfinder der Mehrwertsteuer war.
     
     

FÜNFTES KAPITEL
     
    1
    Die königlichen Landschlösser waren nicht möbliert, sie wurden jedesmal erst kurz vor der Ankunft des Königs eingerichtet.
     
     
    1
    (lat.) Ein mehr als mittelmäßiges
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