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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot
Autoren: T.H. White
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Ängsten, die von außen kamen: unter
einer auf ihn bedrohlich wirkenden, psychopathischen Mutter, unter den
Präfekten des Cheltenham College mit ihren rasselnden Stöcken, Angst vor Armut, Angst vor
der Tuberkulose, Angst vor der öffentlichen Meinung: dazu kamen die Ängste von
innen: die Angst, Angst zu haben, ein Versager zu sein, in der Falle zu sitzen,
Angst vor dem Sterben, Angst vor der Dunkelheit, Angst vor seinen Neigungen,
die man Laster nennen könnte: Alkohol, Knaben, ein latenter Sadismus.
Bemerkenswert unbelastet von Gottesfurcht, hatte er vor allem Angst vor der
Spezies Mensch. Sein Leben war ein ständiger Kampf mit diesen Ängsten, und er
kämpfte diesen Kampf tapfer, leichthändig, mit sardonischem Witz und mit
Betriebsamkeit. Er war nie ohne einen Plan, wurde nie müde zu lernen und besaß
eine hohe Meinung von seinen eigenen Fähigkeiten.«
    Von White sind bisher (einschließlich des
vorliegenden Bandes) die fünf Bücher des Arthur-Zyklus in deutscher Sprache
erschienen. Diese Bücher sind es auch, die in England und in den USA seinen
Namen einer breiten Leserschicht bekannt gemacht haben.
    Ehe hier die Entstehungsgeschichte seines
Hauptwerkes und die besondere Stellung, die das »Book of Merlyn« darin
einnimmt, beleuchtet werden soll, muß von einem anderen fantasy-Roman berichtet
werden, an dessen Thematik die Traditionslinie innerhalb der englischen
Literatur klar wird, in die White sich einreiht. Swift gehört dazu, den man
überhaupt zu den Ahnherren und Vorbildern der modernen, anspruchsvollen
fantasy-Autoren wird rechnen müssen, Lewis Carroll und gewiß auch Kenneth
Grahame mit seinem 1908 veröffentlichten »The Wind in the Willows«.
    Wenn Kenneth Grahame von seinem Werk
gesagt hat, »es sei für junge Leute, für die Jugend und jene, die in ihrem
Geist jung geblieben sind«, wenn in »Wind in den Weiden« die Ausstrahlung, die
Magie der englischen Landschaft sich in eine Geschichte verwandelt zu haben
scheint, so treffen diese Eigenschaften und Eigenarten auch zu auf Whites
»Mistress Masham’s Repose«. Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Mädchens,
das, tyrannisiert von einer frustrierten Gouvernante und einem
scheinheilig-habgierigen Pfarrer, in einem halbverfallenen englischen »manor
house« elternlos aufwächst. Während Vormund und Erzieherin erbschleicherische
Intrigen spinnen, begegnet Maria, eine Schwester von »Alice im Wunderland«, in
dem riesigen Park, der das Haus umgibt, den Nachkommen einer Gruppe winziger
Wesen, die nach Gullivers Besuch in dem Wunderland Lilliput von dort nach England
verschleppt worden sind. Die entsprechende Bezugsstelle bei Swift ist dem Buch
als Motto vorangestellt:
    I took with me six Cows and two Bulls
alive, with as many Yews and Rams, intending to carry them into my own Country
and propagate tbe Breed… I would gladly have taken a Dozend of Natives…
    »Mistress Masham’s Repose«, vor Jahren
einmal ins Deutsche übersetzt, damals kaum beachtet und heute in der
deutschsprachigen Ausgabe vergriffen, gehört zu jener Art von Büchern, die
vielleicht deshalb zunächst verkannt und unterschätzt werden, weil man sie
sogleich in die Schublade »Kinderliteratur« steckt. Von dort allerdings bringen
sie es dann gar nicht so selten nach einer gewissen Karenzzeit zu
Klassikerehren. Eine solche Zukunft wage ich auch dieser so geistreich-poetischen
Geschichte vorauszusagen. Enthält sie doch eine wichtige Botschaft an alle
Eltern und Erzieher, auch wenn diese im Verlauf der Handlung gerade einem Kind,
und nicht einem Erwachsenen, als Lehre erteilt wird.
    Der Professor, ein Büchernarr und
Linguist, drückt der zehnjährigen Maria ein Vokabularium mit den wichtigsten
Redensarten in der Sprache von Lilliput in die Hand. Wie im Arthur-Zyklus
zwischen Zauberer und Kind, so besteht hier zwischen dem Sprachwissenschaftler
und dem Kind
eine Beziehung, bei der pädagogischer Eros im Spiel ist. Der Professor ist es,
der Maria, die eine Lilliputfrau und deren Baby als Spielzeug mit sich herumschleppt,
auf das Unrecht hinweist, das wir jedem lebendigen Wesen antun, wenn wir es,
und sei es auch liebend, als unseren Besitz betrachten:
    Du bist ein Kind, aber sehr groß, sie sind
erwachsen, aber sehr klein. Stell dir nun einmal vor, wie du dich fühlen
würdest, wenn du erwachsen wärst und den Kopf voll hättest mit Sorgen wegen
deiner Familie. Nehmen wir mal an, du müßtest auf den Zug nach London, du
hättest einen sorgfältig eingerollten Schirm
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