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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot
Autoren: T.H. White
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bei dir, du müßtest in London mit
dem Rechtsanwalt wegen der Hypotheken reden, du seist kurz vor dem Bahnhof, und
da käme plötzlich ein kleines Mädchen 48 Fuß groß, springe über eine Hecke,
trüge dich auf ein weit entferntes Feld in der falschen Richtung, setzte dich
dort ab und erklärte dir, du seist ein Deutscher und sie der General
Eisenhower. Und ein andermal
sagt der Professor zu Maria: Das Ärgerliche ist, daß man die Dinge, die man
gern hat, immer besitzen will. Aber du mußt anfangen zu lernen, deine Gefühle
im Zaum zu halten. Du mußt immer auf der Hut sein gegenüber Gemeinheiten. Es
ist etwas, was einem sehr schwerfällt.
    Es dauert einige Zeit, bis dieser Hinweis
bei dem Kind seine Wirkung tut.
    Aber gerade durch die Art und Weise, in
der White den unbequemen Prozeß sozialen Lernens umschreibt, erweist er sich
als ein Meister englischen Humors: Nach zwei Tagen hatte sie ihre Lektion
erfolgreich geschluckt – eine Mahlzeit, etwa so eklig wie kalter Haferbrei, bei
dem man sich auch zwischen zwei Löffeln immer erst einmal ausruhen muß. Sie
setzte sich hin und schrieb freiheraus und tapfer einen Brief in einer winzigst
gehaltenen Schrift:
    Sehr geehrte Herren:
    Ich hin jung aber groß. Sie sind alt aber
klein. Es tut mir leid, und ich will mich bessern… Aufrichtig, mit Tonnen von
Liebe, Ihre Maria Kunstvoll,
unaufdringlich, den moralisierenden Unterton durch ironische Obertöne dämpfend,
werden hier Schrecken und Folgen einer pedantisch-bigotten Erziehung
vorgeführt, der es vor allem um sekundäre Tugenden geht und in Hinblick auf die
Erwachsenen um die Erhaltung der eigenen Macht- und Respektsposition. »Mistress
Masham’s Repose« ist das Buch eines ironischmelancholischen Moralisten, der,
indem er schon hier die Fabel eines anderen großen Moralisten paraphrasiert,
Klage führt über die Sünden der Erwachsenen gegenüber Kindern; der schon hier
in den Porträts von Miss Brown und Mrs Hater Bilder des Bösen zeichnet, das in
diesem kleinen Universum zur Genugtuung des Lesers am Ende dann doch nicht den
Sieg davonträgt über kindliche Imaginationsfähigkeit, die Gutmütigkeit der Köchin
und die Gelehrsamkeit des Professors.
     
     
    Mit Malorys »Le morte d’Arthur« hat sich
White zum ersten Mal mit 8 Jahren beschäftigt. Eine spätere Skizze aus der
Studienzeit, vielleicht eine nicht zu Ende geführte Seminararbeit, ist
verschwunden. Wir wissen von diesem Text durch die Tagebücher.
    Als White dann 1936 die Jagdhütte mietete
und dort fast ohne Kontakt zu Menschen mit einer Anzahl abgerichteter Falken,
einer verletzten Eule und seiner Setterhündin zurückgezogen lebte, holte er die
Bände von Malory wieder hervor und schrieb nach ihrer Lektüre eine Art
interpretierende Zusammenfassung, die den Kristallisationskern für das
fünfteilige Werk »The Once and Future King« darstellt.
    An diesem Text wird schon durch den ersten
Satz klar ihn zu dieser Zeit vor allem an diesem Stoff reizte: Die ganze
Geschichte um Arthur ist ein regelrechtes griechisches Schicksalsdrama, vergleichbar
mit dem Orests Mit Uthers Schandtat gegenüber der Familie des Herzogs von
Cornwall fing alles Unrecht an, und es waren die Nachkommen dieser Familie, die
sich endlich für dieses Unrecht an Arthur rächten. Die Väter haben saure
Trauben gegessen etc. Arthur mußte für das Vergehen seines Vaters am Anfang
bezahlen, aber um es gerechter zu machen, hat es das Schicksal so eingerichtet,
daß sich Arthur selbst eines Vergehens (gegen die Cornwalls) schuldig macht. So
wird seine Gestalt näher mit dem Unheil in Zusammenhang gebracht.
    Der Herzog von Cornwall heiratete Igraine,
und sie hatten drei Töchter, Morgan le Fay, Elaine und Morgause. Uther
Pendragon verliebte sich in Igraine und erschlug ihren Ehemann im Krieg, um
sich ihrer bemächtigen zu können. Mit ihr zeugte er Arthur: Also war Arthur der
Halbbruder der drei Mädchen. Aber die Geschwister wuchsen getrennt auf.
    Die drei Mädchen heirateten Uriens, Netres
und Lot, alles Könige. Natürlich hatten sie eine Abneigung gegenüber Uther und
jedem, der etwas mit Uther zu tun hatte. Als Uther starb und Arthur ihm unter
geheimnisvollen Umständen folgte, vererbte sich die Fehde auf Arthur. Die
Mädchen drängten ihre Ehemänner, die Revolte von elf Königen anzuführen.
    Arthur hatte man gesagt, daß Uther sein
Vater sei, aber Uther war ein rüstiger alter Herr, und Merlyn hatte dummerweise
vergessen zu erklären, wer seine Mutter war. Nach einer
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