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Der Klient

Titel: Der Klient
Autoren: John Grisham
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Nacht-Geschäftsführer, und ich möchte wissen, was Sie hier tun.«
    Trumann schnippte laut mit den Fingern, und zwei Herren, die an einem nicht weit entfernten Tisch in der Sonntagszeitung gelesen hatten, sprangen auf, zogen Ausweise aus ihren Taschen und hielten sie dem stellvertretenden Nacht-Geschäftsführer unter die Nase. »FBI«, sagten sie gleichzeitig, ergriffen jeder einen Arm und führten ihn fort. Er kam nicht zurück. Das Lokal war immer noch leer.
    Eines der Telefone läutete, und Lewis nahm es. Er hörte aufmerksam zu. Reggie griff nach der Sonntagszeitung von New Orleans. Unten auf der Titelseite war ihr Gesicht. Das Foto stammte aus dem Anwaltsregister und stand neben Marks Klassenfoto aus dem vierten Schuljahr. Seite an Seite. Geflüchtet. Verschwunden. Untergetaucht. Boyette und alles, was dazugehörte.
    »Das war Washington«, berichtete Lewis, nachdem er das Telefon wieder auf den Tisch gelegt hatte. »Die Klinik in Rockford ist voll belegt. Jetzt versuchen sie es bei den anderen beiden.«
    Reggie nickte und trank einen Schluck Kaffee. Die Sonne unternahm die ersten Anstrengungen des Tages. Ihre Augen waren rot, und sie hatte Kopfschmerzen, aber das Adrenalin tat seine Wirkung. Mit ein bißchen Glück würde sie kurz nach Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein.
    »Reggie, könnten Sie uns ungefähr sagen, wie lange wir brauchen werden, um an die Leiche heranzukommen?« fragte Trumann mit größter Vorsicht. Er wollte nicht drängen; wollte sie nicht gegen sich aufbringen. Aber er mußte mit der Planung beginnen. »Muldanno ist immer noch auf freiem Fuß, und wenn er uns zuvorkommt, sitzen wir alle in der Tinte.« Er hielt inne und wartete darauf, daß sie etwas sagte. »Sie ist hier in der Stadt, stimmt’s?«
    »Wenn Sie sich nicht verirren, sollten Sie in der Lage sein, sie in einer Viertelstunde zu finden.«
    »In einer Viertelstunde«, wiederholte er langsam, als wäre das zu schön, um wahr zu sein. Eine Viertelstunde.
40
    C lint hatte seit vier Jahren keine Zigarette mehr geraucht, aber jetzt paffte er nervös eine Virginia Slim. Dianne rauchte auch eine, und sie standen zusammen am Ende des Flurs und sahen zu, wie die Morgendämmerung über Memphis aufstieg. Greenway war bei Ricky im Zimmer. Nebenan warteten Jason McThune, der Verwaltungsdirektor des Krankenhauses und eine kleine Kollektion von FBI-Agenten. Sowohl Clint als auch Dianne hatten in der letzten halben Stunde mit Reggie gesprochen.
    »Der Direktor hat sein Wort gegeben«, sagte Clint und zog heftig an der dünnen Zigarette. »Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Sie schaute durchs Fenster. Ein Arm lag auf ihrer Brust, die andere Hand hielt die Zigarette. »Wir reisen einfach ab, stimmt’s? Wir steigen ins Flugzeug und fliegen in den Sonnenuntergang, und danach leben alle glücklich bis ans Ende ihrer Tage?«
    »So ungefähr.«
    »Was ist, wenn ich das nicht will, Clint?«
    »Sie können nicht nein sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Ganz einfach. Ihr Sohn hat beschlossen, zu reden. Er hat außerdem beschlossen, das Zeugenschutzprogramm in Anspruch zu nehmen. Also müssen Sie gehen, ob Sie es wollen oder nicht. Sie und Ricky.«
    »Ich möchte mit meinem Sohn reden.«
    »Sie können in New Orleans mit ihm reden. Wenn Sie ihn dazu bringen können, daß er seine Meinung ändert, dann ist der Handel hinfällig. Reggie rückt erst mit der Sprache heraus, wenn Sie alle drei im Flugzeug und in der Luft sind.«
    Clint bemühte sich um Entschlossenheit, war aber gleichzeitig voller Mitleid. Sie war verängstigt, schwach und verletzlich. Ihre Hand zitterte, als sie den Filter zwischen die Lippen steckte.
    »Ms. Sway«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich um und sahen den Ehrenwerten Harry M. Roosevelt hinter sich stehen, in einem gewaltigen, leuchtendblauen Jogginganzug mit dem Emblem der Memphis State Tigers auf der Brust. Er mußte die Größe Triple Extra Large haben, und er endete immer noch fünfzehn Zentimeter oberhalb der Knöchel. Ein Paar uralter, aber selten benutzter Laufschuhe bedeckte die großen Füße. In der Hand hielt Roosevelt die zweiseitige Vereinbarung, die Clint geschrieben hatte.
    Sie nahm seine Anwesenheit zur Kenntnis, sagte aber nichts. »Hallo, Euer Ehren«, sagte Clint leise.
    »Ich habe gerade mit Reggie gesprochen«, sagte er zu Dianne.
    »Ich muß schon sagen, sie hat eine ziemlich aufregende Reise hinter sich.« Er trat zwischen sie und ignorierte Clint. »Ich habe diese Vereinbarung
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