Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Luegendetektor

Der kleine Luegendetektor

Titel: Der kleine Luegendetektor
Autoren: Joe Navarro
Vom Netzwerk:
Verhaltensweise, die eine Lüge zweifelsfrei belegt.« Man kann nach Verhaltensweisen Ausschau halten, die auf Unbehagen oder Unstimmigkeiten hinweisen, aber man kann niemals behaupten und mit Sicherheit niemals beweisen, dass diese Verhaltensweisen per se ein Ausdruck von Täuschung sind. Warum? Ganz einfach: Weil es keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt. Die Forschungsergebnisse seit 1986 sind diesbezüglich überzeugend, und die vielen Entlastungen durch DNA-Tests bestätigen ebenfalls: Hinweise auf Stress deuten nicht zwangsläufig auf eine Täuschung hin (Ekman 1991, 162; Vrij 2000, 5–31). Oder, wie mein Freund Dr. Mark G. Frank es so treffend ausdrückt: »Wenn es um Täuschungen geht, gibt es leider keinen Pinocchio-Effekt« (Navarro 2008, 230).
    So ausführlich die nachfolgende Liste auch sein mag, keine dieser Verhaltensweisen ist von Nutzen, wenn die befragte bzw. verhörte Person im Gesprächsverlauf unter Druck gesetzt oder eingeschüchtert wird. Sobald Sie die Intimsphäre des Verdächtigen verletzen, ihm zeigen, dass Sie ihm keinen Glauben schenken, mit der Faust auf den Tisch hauen, zu viele Menschen im Raum zulassen oder sogar demonstrativ eine Waffe tragen, spielen alle Verhaltensweisen im Buch keine Rolle mehr. Und zwar schlichtweg, weil alle Dinge, die ich soeben erwähnt habe, Stress verursachen – und das bedeutet, dass man voraussichtlich viele der nachfolgend aufgelisteten Verhaltensreaktionen zu sehen bekommt. Diese sind allerdings auf Ihr Verhalten als Gesprächsführer zurückzuführen und haben ihre Ursache keineswegs darin, dass der Verhörte Wissen vorenthält oder angesichts der Fragen Unbehagen empfindet.
    Jeder gute Gesprächsführer weiß, dass es in Kommunikationssituationen darum geht, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der sich Ihr Gegenüber wohlfühlt, mit möglichst wenig Stress, damit wir eventuelle Verhaltensänderungen bemerken. Rapport aufzubauen ist also hilfreich, ebenso der Verzicht auf weitere anwesende Personen (ich bevorzuge Gespräche unter vier Augen). Je mehr Menschen sich im selben Raum befinden, desto belastender ist die Situation und desto schwieriger wird es, den Gesprächspartner zu lesen.
Nützliche Verhaltensweisen bei der Aufdeckung von Täuschungen
    Wie ich zu Beginn bereits erwähnt habe, begann ich in den 1970ern mit der Erstellung dieser Liste, die mit der Zeit immer länger wurde. Einige Menschen mögen der Ansicht sein, sie sei inzwischen lang und umfangreich genug, während andere denken, dass es sicher noch mehr verräterische Verhaltensweisen geben muss. Ich bin sicher, dass dies der Fall ist, und hoffe, dass im Laufe der Zeit auch andere Autoren ihre Beobachtungen veröffentlichen werden. In der Zwischenzeit sollten Sie immer daran denken, diese über zweihundert mimischen und gestischen Ausdrucksformen im jeweiligen Zusammenhang zu interpretieren. Nur so werden Sie in der Lage sein herauszufinden, ob jemand die Wahrheit sagt oder ob die befragte Person vielleicht etwas beschäftigt, ob sie Ihnen Informationen vorenthält, ob sie ermittlungsrelevante Dinge verschweigt, ob sie über Täterwissen verfügt – oder ob sie schlichtweg lügt.
    Weil ich mich schwerpunktmäßig mit nonverbaler Kommunikation befasse, habe ich mich vor allem auf diesen Aspekt konzentriert. Andere Kollegen wie mein Freund John »Jack« Schafer und Sue Adams haben sich bei der Wahrheitssuche auf die verbale Komponente spezialisiert, ihre Arbeit sollte daher gesondert betrachtet werden. Ich verzichte in diesem Buch darauf, die Ansichten anderer Autoren zum Thema zu wiederholen – diese Liste enthält ausschließlich meine eigenen Erkenntnisse und Beobachtungen.
    Wenn Sie Verhaltensweisen analysieren, dürfen Sie nicht vergessen, dass Sie stets neutral bleiben müssen, weil Ihre eigene Körpersprache, Ihr Verhalten und Ihre Fragen die Körpersprache Ihres Gegenübers beeinflussen können. Jede Form von Stress, die Sie verursachen, wird sich bei einem Unschuldigen auf die gleiche Weise widerspiegeln wie bei einem Schuldigen, deshalb sind hervorragende Gesprächsführer in der Lage, eine psychologisch angenehme, entspannte Atmosphäre zu schaffen, in der es dann umso leichter fällt, bei der verhörten Person Anzeichen von Unbehagen oder Stress auszumachen, die auf ihr Täterwissen zurückzuführen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher