Der kleine Luegendetektor

machen, was sie wohl weiß und wovor sie sich fürchtet.
    194. Mit dem Rumpf wippen – Man sieht manchmal, wie Verdächtige im Sitzen vor und zurück schaukeln. Dies ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass die betreffende Person unter enormem Stress steht. Es ähnelt sehr stark den Bewegungen betender orthodoxer Juden, beispielsweise an der Klagemauer in Jerusalem. In unserem Fall findet die Bewegung im Sitzen statt. Ich habe dieses Verhalten schon oft bei Menschen gesehen, die emotional schwer getroffen waren und sich durch das Wippen selbst zu beruhigen versuchten. Sofern diese Personen über Täterwissen verfügen, ist dies oft der Augenblick, an dem sie zu einem Geständnis bereit sind.
    195. Weglehnen – Weglehnen als Reaktion auf eine Frage ist ein klares Zeichen für Unbehagen. Wir merken oft gar nicht, wie oft dieses Verhalten im Alltag vorkommt, aber erwähnen Sie nur einmal ein abstoßendes oder ekelhaftes Detail und Sie werden bemerken, wie sich Ihr Gegenüber schnell weglehnt.
    196. Den Stuhl wegrücken – Menschen, die den Stuhl vom Gesprächsführer wegrücken, fühlen sich infolge der gestellten Fragen sehr unwohl. Wenn sich eine Person in eine Ecke des Raumes verdrückt – ein offensichtliches Distanzverhalten, das ich schon oft beobachtet habe –, würde ich alle ihre Äußerungen anzweifeln.
    197. Sich auf den Stuhl lümmeln – Viele Ermittlungsbeamte wissen es schon lange, und auch ich habe immer wieder bemerkt, dass Lügner dazu neigen, sich auf ihren Stuhl zu lümmeln. Ich habe noch nie gesehen, dass sich eine ehrliche Person bei einer formellen Anhörung jemals so verhalten hat, Schuldige hingegen schon. Aber damals musste ich eigentlich stets davon ausgehen, dass ich angelogen wurde, die Frage war nur, an welchem Punkt des Verhörs.
    198. Nach vorne beugen – Geben Sie acht bei Verdächtigen, die sich im Sitzen nach vorne beugen (von der Hüfte aufwärts), während ihnen Beweise vorgelegt werden. Es sieht fast so aus, als hätten sie Bauchschmerzen. Normalerweise halten sie die Arme vor dem Bauch; es ist ein sehr zuverlässiger Hinweis dafür, dass Sie mit einer Äußerung einen wunden Punkt getroffen haben.
    199. Embryonalhaltung – Wenn jemanden eine sehr schwere Schuld oder ein schlechtes Gewissen belastet, zieht er seine Knie an und nimmt eine Art Embryonalhaltung ein, um den Stress zu lindern, den die Beweislast verursacht. Ich habe noch nie gesehen, dass eine unschuldige Person dieses Verhalten gezeigt hat – warum auch, wenn man eine unverfängliche Frage stellt. Ein Spion, den ich einmal in einem Hotelzimmer verhörte, hatte ein Kissen zwischen Beine und Bauch geklemmt und harrte beinahe drei Stunden so aus, während er mir Rede und Antwort stand.
    200. Frösteln – Über die Jahre hinweg habe ich die Beobachtung gemacht, dass Menschen, die sehr nervös oder angespannt sind, dazu neigen zu frieren, obwohl die Zimmertemperatur angenehm ist. Das hat etwas mit der Tatsache zu tun, dass das Blut in Erwartung einer bevorstehenden Fluchtreaktion die größeren Muskelgruppen besser versorgt als die Haut. Ich würde es daher als Ausdruck von Angst, Nervosität oder tiefer Besorgnis werten, wenn eine Person anmerkt, dass ihr kalt ist.

Beine und Füsse
    201. Die Beine reiben – Mit den Händen an den Oberschenkeln entlangzufahren, ist eine Beruhigungsgeste. Die meisten Menschen zeigen dieses Verhalten, wenn sie unter großem Stress stehen. Manchmal fällt es nicht auf, weil es unter der Tischplatte erfolgt.
    202. Das Knie umklammern (zurücklehnen) – Ein festes Umklammern der Knie kann darauf hinweisen, dass die Person sich sehr zusammenreißen muss.
    203. Die Beine zusammen – Manchmal lässt sich das Selbstvertrauen einer Person an ihrer Sitzhaltung ablesen. Beine, die sich plötzlich schließen, weisen auf Unsicherheit hin. Dies gilt aber nicht für jeden, weil dieses Verhalten auch kulturell bedingt sein kann, aber bei manchen Menschen kann man daran ziemlich genau erkennen, wie sie sich gerade fühlen. Ihre Beine zeigen dann zumeist an, wie selbstbewusst und zuversichtlich sie sind.
    204. Die Beine auseinander – Wenn jemand im Gespräch plötzlich eine breitbeinige Position einnimmt, deutet das auf wachsende Zuversicht hin. Es handelt sich hierbei um eine Form von Territorialverhalten. Je selbstsicherer die