Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kleine Klick - Ein Auszug

Der kleine Klick - Ein Auszug

Titel: Der kleine Klick - Ein Auszug
Autoren: Liza Lang
Vom Netzwerk:
langsam verlor ich die Nerven, griff nach meinem Telefon und wählte enttäuscht die Nummer. Es klingelte und er nahm ab. Bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich mit einer Flut von Entschuldigungen, Rechtfertigungen und der Bitte, noch weitere zehn Minuten auf ihn zu warten, konfrontiert. Zur Beschäftigung musste noch ein zweiter Latte Macchiato her. Wieder warten, rühren und trinken. Weitere fünfzehn Minuten vergingen. Insgesamt harrte ich fünfunddreißig Minuten und zwei Latte Macchiato lang aus. Die fünf Minuten, die ich zu spät kam, natürlich mit einbezogen, denn ich hätte ja schließlich pünktlich vor Ort erscheinen können und dann wären diese ebenfalls mit angefallen.
    Erst erschien der Hund, dann der Mann. Ich stellte fest, dass der Hund auf dem hinterlegten Bild genau dem Aussehen entsprach. Jedoch musste ich auch feststellen, dass es mit dem Menschen nicht ganz übereinstimmte. Das hinterlegte Bild war wirklich sehr vorteilhaft aufgenommen worden. Die Begrüßung durch den großen Hund fiel freundlich und stürmisch aus, während der Mensch mir eher schüchtern die Hand entgegenstreckte. Sofort erschnupperte ich den Geruch von Pfefferminz-Kaugummi und Alkohol. Im Gegensatz dazu war der Hund eindeutig nicht derjenige, der durch schlechten Atem und Körperausdünstungen auffiel. made4you war, live und in Farbe, gar nicht mehr so gesprächig wie am Telefon und ich geriet ins Zweifeln, ob er nicht doch bei jeder Beantwortung meiner Mails vorab einen Ghostwriter konsultieren würde.
    Es war einfach unmöglich, diese Fahne zu ignorieren und so fragte ich, ob er gerade von einer Party gekommen sei oder sich Mut antrinken musste? Die Antwort war leicht wirr und eine Mischung aus beidem. Brav saß ich, pfötchenhaltend, eine volle Stunde am Tisch und beruhigte mich innerlich mit den Resten des zuvor bestellten Tees. Das einzige Highlight an diesem merkwürdigen Date war der Hund. Nur Buddy hielt das von mir angeregte Gespräch mit seinem zauberhaften Verhalten einigermaßen in Gang und schenkte mir Aufmerksamkeit. Von meinem Gegenüber hätte ich mir etwas mehr Teilnahme gewünscht. Nein, was ich mir wirklich wünschte, war das Kidnappen des Hundes und die anschließende Flucht! Aus dem Fenster konnte ich meinen Fluchtwagen auf dem Parkplatz vor der Tür stehen sehen. Ich redete made4you ein, dass er sich ja anscheinend nicht besonders gut fühlen würde und ich nicht böse wäre, wenn er sich lieber zurückziehen möchte. Rechnung bitte!

Nicht vollkommen, aber schön
    Mittlerweile hatte ich zu meinem Brieffreund berlin68 ein nettes und gutes Verhältnis aufgebaut und so beschrieb ich ihm mein erstes Internetdate. Er nahm es amüsiert zur Kenntnis und schlug ein Treffen vor, um mein enttäuschtes Männerweltbild wieder ins rechte Licht zu rücken. Vorerst war ich kuriert und nichts konnte mich aus der sicheren Höhle locken. Er musste eine Absage hinnehmen und versicherte mir, dass er diese mit Fassung tragen würde. Jedoch aufgeben wollte er noch lange nicht.
    Eine Woche später war das Gelächter in unserem Stammcafe groß. Ich gab mein Date mit einem Hund zum Besten und meine Freundinnen tobten. Auf die Frage, ob wir nach dem „Hundedate“ noch mal Kontakt hätten, stellte ich fest, dass ich Kontakte aller Art mit ihm vermieden habe. Die Telefonnummer hatte ich noch am selben Abend entsorgt.
    Wenn wir gleichzeitig online waren, habe ich mich einfach abgemeldet, nur um einer möglichen Nachricht zu entgehen. Ich beantwortete brav meine Ein-Wort-Nach-richten und schrieb fest mit berlin68.
    Aus meiner Sicht schien das zum derzeitigen Zeitpunkt völlig ausreichend zu sein. Große Enttäuschung machte sich am Tisch breit. Es erfolgte eine Maßregelung, dass ich doch nicht etwa geglaubt habe, dass die erste Verabredung ein Volltreffer hätte werden können. Die Betonung lag in diesem Satz eindeutig auf dem Wort „ETWA“!
    Am gleichen Abend machte ich, zu nachtschlafender Zeit, noch einen kleinen Ausflug auf meine Katalogseite der von mir genutzten Flirtline. berlin68 war leider nicht online; so stöberte ich durch die Seiten und betrachtete mir die Bilder. Aha, Mann mit Hund war online. Diesmal wollte ich nicht die Flucht ergreifen und beschloss, bei einer möglichen Kontaktaufnahme seinerseits, freundlich und nett zu reagieren. Doch dieser Versuch blieb aus und ich beschäftigte mich mit einem Profil, das zu einem „play the game“ gehörte.
    Nach rund drei Minuten war mir klar, dass ich play the game
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher