Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der kleine Erziehungsberater

Titel: Der kleine Erziehungsberater
Autoren: Axel Hacke
Vom Netzwerk:
Petra?«
    »Das weiß ich halt so.«
    Weiß er halt so. Auf Ganymed weiß man so was halt so.
    Am nächsten Tag sagt er: »Aber unselig ist noch größer als Gottesdienst.«
    »Das heißt ›unzählig‹, Max.«
    »Nein! Unselig.«
    Was soll ich ihm sagen? Auf Ganymed lebt man in einer anderen Bewusstseinsstufe als hier. Sie wissen dort alles über uns, wir nichts über sie. Er weiß mehr als ich. Viel mehr. Gottesdienst viel mehr. Unselig viel mehr.
Babysitter
    V or einigen Wochen stand ein Dinosaurier vor der Tür und fragte, ob er bei der Kindererziehung behilflich sein könne. Er zeigte das sozialpädagogische Diplom der Fachhochschule Backnang vor, und ich sagte: »Prima, etwas Hilfe können wir immer brauchen.« Seitdem wohnt er bei uns.
    Er steht mit den Füßen im Wohnzimmer, und sein Kopf guckt aus einem Fenster im Dach. Übermäßig intelligent ist er nicht, sonst würde sein Schädel wohl nicht durch diese Dachluke passen, aber treu und zuverlässig. Als wir kürzlich abends im Theater waren und ein Kind aus dem Bett gefallen war, brüllte er so laut, dass wir ihn noch in den Kammerspielen hörten und nach Hause eilten. Allerdings kam auch die Polizei, und wir durften den Saurier nur behalten, weil wir bereit waren, die doppelte Hundesteuer für ihn zu bezahlen. Das ist immer noch billiger als ein guter Babysitter in München.
    Ich kann Dinosaurier als Kindergärtner nur empfehlen. Bei unserem handelt es sich um einen Mamenchisaurus, der 150 Millionen Jahre alt ist, eine ungewöhnlich erfahrene Kraft also. Das Beste an ihm ist die ungeheure Geduld, mit der er den Kindern alle Fragen beantwortet, und überhaupt die Art, mit der er insbesondere bei Max größtes Interesse für das Saurierwesen geweckt hat.
    Noch abends blättert Max in einem Bilderbuch über die Dinos, und fast jeden Tag geht er auf den Dachboden und erörtert mit dem Mamenchisaurus alle einschlägigen Fragen, zumBeispiel, ob Saurier schwimmen können und ob sie auch Fleisch fressen.
    »Klar, es gibt auch fleischfressende Saurier«, hat der Mamenchisaurus erzählt und damit geprahlt, wie er einmal mit einem einzigen Hieb seines riesigen Schwanzes drei solcher Allosaurier, die es auf ihn abgesehen hatten, auf einmal zerschmettert habe. »Aber die Fleischfresser können ja auch sich selber auffressen«, hat Max gesagt, »weil sie sind ja auch aus Fleisch.« Das hat der Mamenchisaurus eine interessante neue Theorie über das Aussterben der Saurier genannt.
    Eines Tages kam Max aus dem Kindergarten und hat gefragt: »Weißt du, wer Scharfzahn ist?«
    Das wusste der Mamenchisaurus nicht.
    »Scharfzahn«, hat Max gesagt, »ist der Stärkste der Dinos. Der hat sogar Kanonen.«
    »Kanonen?«, hat der Mamenchisaurus gefragt.
    »Ja, das hat der Markus gesagt.«
    Der Saurier wurde sehr traurig, weil er doch Pazifist ist und Vegetarier und weil er Kanonen nicht mag. Er weinte und redete immerzu vom Aussterben. Max musste ihn trösten und ihm sagen, dass sein Skelett, sollte er wirklich einmal sterben, als Klettergerüst auf den Spielplatz gestellt würde. Da war der Saurus glücklich, und die Kinder durften auf seinem langen Hals Rutschbahn spielen.

Kostverächter
    H abe ich schon die Geschichte von der Signora Schpaghetti und dem dicken Papa Nudel erzählt? Nicht? Dann wird es aber Zeit!
    Die Signora Schpaghetti und der dicke Papa Nudel hatten drei Kinder, die hießen Anne, Max und Marie. Für diese drei mussten sie jeden Tag Essen kochen. Wenn die Signora Schpaghetti in die Küche kam und die Kinder fragte, was sie essen wollten, riefen die drei: »Schpaghetti!« Und wenn der dicke Papa Nudel, der viel seltener kochte, dieselbe Frage stellte, antworteten sie: »Nudeln!« Die Signora jammerte: »Nicht schon wiiieder!« Der Papa schrie: »Nein! Neihein! Neiheihein!«
    Dann liefen sie zum Herd und kochten die oberleckersten Sachen aus dem Großen Buch der Vollwertküche, zum Beispiel Kartoffelklöße mit Sonnenblumenkernen oder Gemüseplatte mit Kürbiskernsauce oder Risotto mit Haselnüssen oder Hirse-Möhren-Pfanne mit Petersiliensauce, denn sie wollten, dass ihre Kinder gesund und stark würden. Sie kochten und backten und schnitten und hackten und ächzten daher mit den Töpfen schwer, und wenn sie das Essen auf den Tisch stellten, riefen die Kinder: »Was ist denn das Rote?«
    »Das sind Mohrrüben, Kinder.«
    »Iiiiih! Und was ist das Grüne?«
    »Bääääh! Immer gibt es Paprika! Schon wieder Paprika! Das mögen wir nicht, das essen wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher