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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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fürs Abendessen, aber Mrs Novak macht das bestimmt nichts aus.“
    Allie blickte sich um. Die Straße war von Bäumen und gut gepflegten Häusern gesäumt, hielt dem Vergleich mit der Magnolia Avenue, ihrer Heimatstraße, mit ihren Zitrushainen und herrschaftlichen Villen aber nicht stand. Sie überquerten die Straße und steuerten auf ein schlichtes viktorianisches Haus in Gelb und Weiß zu. Ein Ahornbaum warf seinen Schatten auf den Gehweg und neben der Eingangstreppe stand ein Orangenbaum – völlig leer gepflückt.
    Wie in vielen Häusern hing auch hier ein weißes Banner mit rotem Rand im Fenster. Bei den Novaks waren drei blaue Sterne darin. „Drei Söhne im Militärdienst?“, fragte Allie.
    „Alle drei, und keine Tochter, die zu Hause bleibt ...“ Dorothy klingelte. „Ist dein Freund auch Soldat? Er hieß Baxter, richtig? Klingt so aristokratisch.“
    Allies Hand umklammerte ihre Handtasche. Dorothy stellte eindeutig zu viele persönliche Fragen. „Baxter ist befreit. Seine Arbeit ist kriegsrelevant.“
    „Hm“, sagte Betty. „Sein Vorname passt besser zu ihm als sein Nachname. Er ist so akkurat und anständig. Eher ein Baxter als ein Hicks.“
    Die Tür ging auf. Mrs Novak war gerade dabei, ihre schlanke Taille von einer Schürze zu befreien. „Ihr seid aber wirklich früh dran. Na, kommt schon rein.“
    Allie wurde vor Verlegenheit heiß. Zu früh zu kommen und die Gastgeberin bei den Vorbereitungen zu stören war noch unhöflicher, als sich zu verspäten. „Tut mir leid, dass wir zu früh sind, Mrs Novak.“
    Walters Mutter schüttelte Allie kräftig die Hand. „Papperlapapp. Als die Jungs noch daheim waren, gingen die jungen Leute hier zu jeder Tages- und Nachtzeit aus und ein. Bitte, fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.“
    Nachdem ihre Gastgeberin wieder in der Küche verschwunden war, nahmen die jungen Damen ihre Hüte ab und richteten sich die Haare. Im Wohnzimmer fuhr Allie mit dem Finger über die Tasten eines Klaviers. Darauf standen auf einem Zierdeckchen drei Porträtfotos von Männern in Uniform.
    „Walt erkennt man ja“, sagte Betty. „Und das sind seine Brüder. Sind sie nicht hinreißend?“
    Keiner von beiden hatte die auffällige Nase von Pastor Novak oder die vollen Wangen von Mrs Novak geerbt. Walters Gesicht hingegen zierte beides. Da Allie ebenfalls eine unglückliche Mischung von Familienmerkmalen erwischt hatte, fühlte sie sich mit ihm dadurch irgendwie verbunden.
    „Sie bewundern meine Jungs, stimmt’s?“
    Allie lächelte Pastor Novak an. „Sie haben großartige Söhne, Sir.“
    „Wir sind sehr stolz auf sie.“ Er griff zum ersten Foto. „Das ist Raymond, unser Ältester. Er ist in die Fußstapfen seines alten Herrn getreten, hat aber das Predigtamt gegen die Uniform getauscht, als der Krieg abzusehen war. Heute trainiert er die Piloten auf dem Kelly Field in Texas.“
    Pastor Novak ging zum zweiten Porträt über. „Jack ist auch Pastor, ging aber gleich vom Predigerseminar zum Fliegerkorps. Er ist in Australien stationiert. Und ein ziemlicher Kriegsheld: Er war in dem B17-Bombergeschwader, das während des Angriffs auf Pearl Harbor dazukam.“
    „Unglaublich.“
    „Oh ja“, ergänzte Betty. „Er wurde sogar namentlich im Antioch Ledger genannt.“
    „Und das hier ist Walter.“ Pastor Novak deutete auf das letzte Foto. „Folgte lieber dem Ruf der Maschinen als dem Ruf Gottes. Aber er hat sich den Umständen entsprechend ganz gut gemacht.“
    Welchen Umständen? Allie konnte sich die Antwort denken. Den Umständen, dass er weder Raymond noch Jack war und den Erwartungen seines Vaters nicht gerecht wurde – genauso wie sie denen ihrer Mutter nicht entsprach.
    Auf dem harten Holzfußboden waren Schritte zu hören und Allie lenkte ihren Blick von Walters Porträt direkt auf sein Gesicht. Sein Kopf war von schwarzen Locken bedeckt, obwohl das Haar an den Seiten kurz geschnitten war. Ein Glück. Sie war froh, dass das Fliegerkorps seine Piloten nicht kahl schor.
    „Hallo Allie.“ Seine Stimme war so warm, dass sie gleich wieder bereute, im Zug so empfindlich gewesen zu sein.
    „Jetzt sieh dich einer an. Mit Fliegerabzeichen.“ Betty drängte sich vor und begutachtete die silbernen Flügel, die Walter an sein Uniformhemd gesteckt hatte. „Und wo ist die Jacke? Und die Kappe?“
    Walter trat einen Schritt zurück und grinste. „Finger weg. Ich bin auf Heimaturlaub.“
    Vom Eingang erklang das Lachen von George Anello. „Das war ja klar. Betty sieht
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