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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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wenn es braun ist. Am liebsten mag ich den Winter – da ist es bei uns zu Hause ganz grün.“ Genauso wie ihre Augen, die von Nahem noch mehr strahlten. So sehr, dass er Mühe hatte, den Mund nicht offen stehen zu lassen.
    „Das habe ich gehört. Aber so weit im Norden war ich noch nie.“
    „Ach? Woher kommen Sie denn?“
    „Riverside.“
    Walt nickte. „Hab ein paar Trainingsflüge nach March Field gemacht. Riverside ist ein netter Ort.“
    „Danke. Ich finde ja, es ist die schönste Stadt in ganz Kalifornien.“
    Ob sie sich necken ließe? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. „Aber im Norden waren Sie doch noch gar nicht.“
    Die langen Augenbrauen senkten sich, aber ihr Lächeln wuchs. „Stimmt. Ich sollte vorsichtiger mit meinem Urteil sein. Aber selbst wenn ich eine noch schönere Stadt finden sollte, wird Riverside immer meine erste Wahl bleiben.“
    Riverside – der Name rief eine Erinnerung an March Field wach. Als Techniker suchte er stets den Kontakt zu den Flugzeugmechanikern, weil er die Maschinen in- und auswendig kennenlernen wollte. Eines Tages hatten sie ihn auf eine Kiste verbannt, von der aus er zuschauen sollte. Die Kiste war doch auch von einer Firma aus Riverside gewesen ...
    „Kugellager“, sagte Walt grinsend. „ Miller’s Kugellager aus Riverside, Kalifornien.“
    Ihre Lippen pressten sich so fest zusammen, dass sie nur noch ein Strich waren. Sie sah schnell auf ihr Buch hinunter.
    Walt sah seine Mitreisende ungläubig an. Was war los? Was hatte er gesagt?
    Sie schlug mit ihren langen Fingern die Seite um.
    Ende der Durchsage. Walt seufzte und zog eine zusammengerollte Zeitschrift aus seiner Jackentasche. Wenn er schon nicht mit dem Mädchen reden konnte, dann konnte er wenigstens die Nachrichten lesen, und davon gab es endlich ein paar gute. Der Sieg gegen Japan in der Seeschlacht um Midway hatte endlich die sechsmonatige Niederlagensträhne der Amerikaner beendet.
    Nachdem sie durch Merced gefahren waren, fiel Walt eine Anzeige ins Auge: Eine Frau in einer Rüschenschürze servierte ihrem Mann, der auf Heimaturlaub war, einen Kuchen. Vielleicht hatte seine Mom für heute Abend auch Kuchen gebacken. Oder einen Pie. Sein Magen knurrte und er wechselte die Sitzposition, um das Geräusch abzustellen.
    Walt blätterte weiter und las das Neuste über den Vormarsch der Deutschen auf Sewastopol. Als der Zug ruckelte, stieß er gegen die Schulter der Lady mit den sagenhaften grünen Augen. Hastig murmelte er eine Entschuldigung. Dabei brauchte vor seinen Avancen bestimmt keine Frau Angst zu haben. Er konnte ja noch nicht einmal Small Talk betreiben.
    Draußen flog Modesto vorbei. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis er seinen Eltern bei einem ausgiebigen Abendessen gegenübersitzen würde, vielleicht mit Roastbeef. Obwohl, Rindfleisch war rar geworden. Sein Magen rumorte laut und deutlich.
    „Verzeihung.“ Die junge Dame stand auf, und Walt erhob sich, um sie durchzulassen.
    Großartig. Er hatte sie mit Kugellagern und Magengrummeln in die Flucht geschlagen. Seufzend las er die Bekanntmachung von Präsident Roosevelt, dass eine Sammelaktion für Gummi durchgeführt wurde, weil Japans Eroberungen die USA von zweiundneunzig Prozent ihrer Kautschukversorgung abgeschnitten hatten.
    Der nächste Artikel brachte ihn innerlich zum Kochen: Die Deutschen hatten ein Massaker in der tschechischen Stadt Lidice bekannt gegeben. Nachrichten wie diese machten seinen Wunsch, in den Kampf zu ziehen, nur noch stärker. Und das möglichst bald.
    „Entschuldigung.“ Zwei grüne Augen sahen ihn an.
    Walt schaffte es nur mit Mühe und Not seine Überraschung abzuschütteln, sich an seine Manieren zu erinnern und Platz zu machen.
    „Was möchten Sie lieber?“ Sie hielt in der einen Hand einen Apfel, in der anderen eine Orange.
    Sein Blick wanderte zwischen Rot und Orange hin und her und dann hoch zu Grün. „Äh ...“
    Sie legte den Kopf zur Seite und schaute konzentriert auf die Früchte. „Ich wollte etwas Kleines essen und dachte, Sie vielleicht auch. Es war so nett von Ihnen, Ihr Lunchpaket mit den Kindern zu teilen. Die hier sieht längst nicht so reif aus wie Ihre von vorhin; eigentlich ist sie sogar ziemlich blass. Aber ich habe auch noch einen Apfel und mir ist beides recht.“
    Walt lächelte über ihren kleinen Wortschwall. „Danke. Die Apfelsine wäre toll.“
    Sie reichte ihm die Frucht. „Dachte ich es mir doch. Vorhin haben Sie zwar gesagt, Sie könnten Apfelsinen nicht
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