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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken
Autoren: Sarah Sundin
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eine Uniform und schon bin ich vergessen.“
    „Ach was, Liebling. Du weißt, dass du mein Ein und Alles bist.“ Die hübsche, mollige Betty eilte zu ihrem dunkelhaarigen eher hageren Verlobten hinüber und bekräftigte ihr Bekenntnis mit einem Kuss.
    Nachdem George Walter begrüßt hatte, humpelte er zu Allie hinüber. Seine Beine waren unterschiedlich lang, was ihm ein „4-F“ eingebracht hatte: „Ungeeignet für den Militärdienst“. Er schüttelte Allies Hand so kräftig, dass ihr Arm wie der einer Marionette herumflog. „Hey, Allie! Wie war die große Tour? Was halten Sie von Antioch?“
    Allie suchte nach einem ehrlichen Ausweg aus diesem Dilemma. „Mit Betty wird jede noch so kleine Stadt zu Hollywood.“
    George lachte. „Sie sagen es.“
    Walter verschränkte die Arme und lächelte verschmitzt. „Und was hat Ihnen am besten gefallen?“
    Er hatte sie ertappt. Nichtssagende Gebäude zogen vor ihrem inneren Auge vorbei. Keines konnte mit der neoklassizistischen Architektur, dem Mission-Revival-Stil und dem spanischen Kolonialstil, den sie von ihrer Heimatstadt Riverside gewohnt war, mithalten.
    „Die Hügel ... und die Bäume sind wunderschön.“ Sie erschrak selbst über ihre klägliche Antwort. „Oh, und Pastor Novak, Ihre Kirche ist ein reizendes Stück Neuengland.“
    Er strahlte vor Stolz. „Danke. Mrs Novak stammt aus Rhode Island, und sie wollte alles, nur keine Kirche ohne Schindeln und Kirchturm.“
    Allie ließ sich die Geschichte der Kirche erzählen. Dabei passte sie auf, Walter kein triumphierendes Lächeln oder einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.
    Bald darauf entschuldigte sich Pastor Novak und Allie saß allein in einem Raum voller Leute. Wann waren Bettys ganze Freunde gekommen? Optisch mit der efeugemusterten Tapete zu verschmelzen war unmöglich, aber sich in eine der Gruppen einzuklinken war nicht weniger beängstigend.
    Betty und Dorothy redeten mit Bettys hübscher blonder Schwester Helen Carlisle, die nach der Geburt ihres Sohnes noch Übergewicht hatte. Wenn Helen das Baby wenigstens dabeigehabt hätte, hätte Allie einen Grund gehabt, sich in den engen Kreis hineinzudrängen.
    Die Männergruppe grölte vor Lachen. Einer der Männer war blond und trug eine blaue Matrosenuniform, was sein gutes Aussehen noch unterstrich. Das musste Helens Ehemann Jim sein. Der vierte im Bunde, ein stämmiger Kerl in Zivil mit braunen Haaren und Schnurrbart, warf beiläufig einen Blick zu Dorothy hinüber. Wie hieß Dorothys Schwarm noch? Ach, richtig, Art – Art Wayne.
    Allies Magen verkrampfte sich. Sie hatte nichts gegen das Alleinsein, aber nicht in der Gegenwart anderer. Verlegen fuhr sie mit der Hand über die Klaviertasten hinter sich und schrak zusammen, als aus Versehen ein Ton erklang.
    Walter sah zu ihr herüber und zog die Augenbrauen hoch. Allie wurde rot. Was war ihr am unangenehmsten – der musikalische Fehlgriff, ihre Einsamkeit, oder sein Mitgefühl?
    „Das Essen ist fertig.“
    Allie atmete erleichtert aus und merkte erst jetzt, wie angespannt sie war. Im Esszimmer setzte sie sich auf den ihr zugewiesenen Platz zwischen Jim Carlisle und Art Wayne. Wie eigenartig, zwischen zwei Fremden zu sitzen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, betrachtete sie ausgiebig das Geschirr. Es war etwas dick, aber von schlichter Eleganz und lag auf einer bestickten Tischdecke aus Leinen.
    Nach dem Tischgebet breitete Walter seine Serviette über seinen Schoß. „Roastbeef. Mom, du bist die Beste.“
    „Ich habe dich ein ganzes Jahr nicht gesehen und werde dich nach Strich und Faden verwöhnen.“
    Pastor Novak lachte und schnitt den Braten auf. „So, wie der Junge isst, könnte man meinen, die Armee lässt ihre Piloten verhungern.“
    „Verhungert sieht er aber nicht aus“, sagte Dorothy und kniff Walter in die Wange. Schnell schob er sie fort und warf Allie über den Tisch hinweg einen verlegenen Blick zu.
    Allie sah schnell auf ihre Serviette hinunter, um ihm den peinlichen Moment zu erleichtern. Dorothys Kommentar war weder nett noch wahr. Walter hatte eine gute Statur und wirkte durchtrainiert.
    „Also, Allie“, sagte Jim Carlisle von links. „Hat Betty Ihnen auch unseren Krater gezeigt?“
    Die Runde lachte und Allie sah sich verwirrt um. „Den Krater?“
    Betty beugte sich vor. „So weit sind wir nicht gekommen, Allie. Außerdem wurde er längst aufgefüllt.“
    „Wir vier waren ein richtiges Männerteam.“ George schlug sich theatralisch mit der Faust auf die Brust, um die
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