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Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin

Titel: Der Kelch von Anavrin. Adrian schreibt als Lara Tina St. John - Adrian schreibt als Tina St. John, L: Kelch von Anavrin
Autoren: Unbekannt
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begleiten wir den Monsieur zu seinem Schiff weiter unten an den Docks.«
    James stieß einen unwirschen Laut aus, lenkte seinen Hengst aber dann zu dem kleinen Stall neben der Schenke. Dort würden sie ihre Pferde unterstellen und dann den Kaufmann aus Paris treffen, der sich gegen eine nicht unbedeutende Summe bereit erklärt hatte, sie am folgenden Morgen über den Ärmelkanal nach Frankreich zu bringen. Als sie den Unterstand verließen und auf die Tavernentür zusteuerten, gab James Ariana einen väterlichen Rat. »Bleibt dicht bei mir, sobald wir in der Schankstube sind, Mylady. Ich weiß nicht, welche Absichten dieser gierig blickende Franzose verfolgt, doch ich befürchte, dass irgendein Verrat im Gange ist.«
    Mit ihren unter dem langen Schultermantel verborgenen behandschuhten Händen tastete Ariana nach dem kleinen Lederbeutel, den sie an ihrem Gürtel trug. Das Geld für die Überfahrt nach Frankreich – es waren alle Münzen, die sie auf die Schnelle für die heimliche Reise finden hatte können – klimperte beruhigend, als sie hinter James durch den Schnee lief. Sie trug eine schwere Tasche aus Leder, deren breiter Gurt über ihre Schulter verlief und die ihr nun bei jedem Schritt gegen die Hüfte schlug. Der Inhalt der Tasche war weitaus kostbarer als die Münzen, war er doch der Grund für Arianas gewagte Reise mitten im tiefen Winter. Doch so beschwerlich der Ritt von Clairmont auch gewesen sein mochte, Ariana war bereit, ihr Schicksal in die Hände eines Mannes wie Monsieur Ferrand de Paris zu legen.
    Sie hatte keine andere Wahl.
    Ihr Bruder Kenrick war nicht von seiner Herbstreise auf den Kontinent zurückgekehrt, aber erst nachdem vor gut einer Woche Forderungen von Entführern auf Clairmont eingetroffen waren, hatte Ariana den wahren Grund für das Fortbleiben ihres Bruders erfahren. Er wurde von Unbekannten gefangen gehalten, von mächtigen Männern, die sich für etwas interessierten, das Kenrick erforscht hatte. Ariana hatte nur einen Monat Zeit bekommen, das Auslösepfand aufzutreiben und heimlich zu übergeben, ansonsten würde ihr geliebter Bruder sterben müssen. Schon bei gutem Wetter wäre es schwer gewesen, all den Forderungen in dieser Zeit nachzukommen, doch nun, da auch noch der Winter das Land beherrschte, erschien ihr das Unterfangen nahezu unmöglich.
    Aber sie würde ihren Bruder nicht im Stich lassen. Kenrick war immer für sie da gewesen, von frühester Kindheit an – er war ihr Vertrauter, ihr bester Freund, und sie würde ihn niemals enttäuschen. Gott stehe ihr bei, sie durfte ihn nicht seinem Schicksal überlassen.
    Im Stillen gelobte Ariana sich noch einmal, ihrem Bruder zu helfen, als James unmittelbar vor der Tavernentür zögerte. »Bleibt dicht hinter mir«, wiederholte er und umfasste den eisernen Riegel. Dann drückte er die schwere Tür mit der Schulter auf, schaute prüfend hinein und ließ Ariana anschließend den Vortritt.
    Von einem Windstoß wurde sie förmlich in das schummrige Licht der Schenke geblasen. Der pfeifende Sturm erfasste den Saum ihres Mantels und drückte ihn gegen ihre Beine, als sie über die Schwelle trat. Schneeflocken wehten mit ihr herein und schmolzen in der schmutzigen Pfütze, die sich unmittelbar nach der Tür in der Mulde der ausgetretenen Dielen gebildet hatte – eine Wasserlache, die Ariana erst bemerkte, als sie mit ihren Stiefeln bereits mittendrin stand. In dem kurzen Augenblick, den sie ahnungslos in der Pfütze verweilte, sog sich ihr ohnehin schon feuchtes Schuhwerk so voller Wasser, dass ihre Zehen die Kälte spürten. Doch Ariana beklagte sich nicht. In der verräucherten und überraschend gut gefüllten Schenke wollte sie nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig auf sich ziehen.
    Tatsächlich hatten schon einige Gäste die Köpfe gehoben, sodass bereits zu viele Blicke auf die junge Edeldame in dem pelzbesetzten Mantel gerichtet waren, die zweifelsohne nicht in das Hafenviertel passte. Ariana schob sich die Kapuze vom Kopf und versuchte ihre plötzliche Unruhe zu bekämpfen. Sie straffte die Schultern, um Selbstvertrauen auszustrahlen, war jedoch froh, den treuen James hinter sich zu wissen. Dieser zog in diesem Moment die Tür zu und stellte sich beschützend neben Ariana. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er seinen Mantel hinter das Schwertgehenk schob. Die Geste war ein deutliches Zeichen für all diejenigen, die daran dachten, ihr zu nahe zu treten: Er würde sie mit seinem Leben verteidigen.
    James nickte dem Wirt kurz
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