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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels
Autoren: Horus W. Odenthal
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Vorschein bringen sollte. Er war bald eines Besseren belehrt worden. Das ihm deutlich ins Gesicht geschriebene Erbe seines valgarischen Vaters hatte ihm kaum Wege offen gelassen, seinen Traum zu verwirklichen, und so hatte er – als Mittel zum Zweck, so sagte er sich zur eigenen Beruhigung immer wieder – das Leben eines Söldners geführt, dann später als Soldat in der regulären idirischen Armee gedient. Sein Studium, er hatte es letztlich an der Hohen Universität des Blutes und Mordens absolviert.
    Dieses Leben hatte ihn jetzt schließlich hierher nach Idirium zurückgebracht und ihm einen Preis vor die Füße geworfen, welcher der Traum eines jeden waschechten Valgaren gewesen wäre, der aber in den Vorstellungen jenes jüngeren Auric davon, wie sein Leben verlaufen sollte, niemals einen Platz gehabt hatte.
    Eigentlich hatte er an diesem Abend mit seinen Freunden darüber reden wollen.  
    Er hatte hören wollen, was sie von jenem Angebot hielten, das der Präfekt des Heeres, Heran Killian Makuvan ihm am Morgen dieses Tages unterbreitet hatte, dass nämlich die 16. Division – die gefürchteten und berüchtigten irregulären Barbarenbataillone – reformiert werden sollte – mit ihm als General an der Spitze. Denn so verlockend, ja geradezu einem Wunder gleich diese Chance zunächst klang, sie barg viele Fallstricke und Fallgruben, von denen der militärische Aspekt tatsächlich seine kleinste Sorge war. Denn er wurde, wenn er das Angebot annahm, dadurch nicht nur auf einen Feldzug im Norden geschickt sondern geradewegs in die tiefste Raubtiergrube innenpolitischer Spannungen und Intrigen geworfen.  
    Das war es, worüber er sich mit seinen Gefährten hatte besprechen wollen, wozu er ihre Meinungen hatte hören wollen. Doch es stellte sich heraus, dass dies Kudais großer Abend war. Und den wollte er ihm nicht nehmen.  
    Die ganze Zeit schon, als sie durch die Gassen des Schauerbank genannten Vergnügungsviertels zogen, hatte man gespürt, dass irgendetwas mit Kudai los war.
    „He, was grinst du so dreckig, Kleiner?“, feixte ihn Jag von der Seite an, als sie sich ihren Weg durch das Gewimmel Vergnügungssuchender bahnten.
    „Wieso, der grinst doch immer“, warf Nefraku über die Schulter ein.
    „Ja, tut er“, erwiderte Jag, „aber heute grinst er sich eins auf ganz besondere Art.“ Mit herzlicher Ruppigkeit schlang er den Arm um den Yirkenier, so dass es – obwohl der „kleine Kudai“ keineswegs tatsächlich von seinem körperlichen Wuchs her klein war – so schien, als ginge er unter dem Dach von Jags Achselhöhle durch die Menschenmenge. Seine Augen in gespieltem Argwohn zu Schlitzen verzogen blickte der hünenhafte Valgare schief auf seinen eingeklemmten Gefährten herab. „Ich kenn‘ doch unseren kleinen Mistkerl hier. Er hat heute Abend die ganze Zeit sein beschissenes, überkluges Ich-weiß-was-was-ihr-nicht-wisst-Grinsen drauf. Also raus damit, du kleiner yirkenischer Ziegenficker: Was geht ab, das dich so feist grinsen lässt?“
    Aber Kudai hatte sich standhaft geweigert, irgendwas zu erzählen, sie würden‘s schon noch früh genug erfahren.

    Seine Standhaftigkeit überdauerte genau bis zum ersten Wirtshaus, die ersten Biere waren noch nicht ganz auf der Tischplatte abgesetzt worden.
    „Heeey!“, grölte Jag, „Chef der Föderierten-Brigade in der Sechzehnten. Respekt! Wer hätte das von unserem kleinen Kudai gedacht? Da ist aber einer ganz schön die Treppe raufgefallen, meine Fresse.“  
    Jag schien nicht zu bemerken, dass die vordersten der dichtgedrängten Reihen von Gästen sich zu ihrem Tisch hin umdrehten, aufgeschreckt durch die donnernde Stimme des Valgaren. Sie wandten aber schnell wieder ihr Gesicht ab und kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten, als sie an dem zurückgezogenen Ecktisch vier hartgesottene, narbengezeichnete Soldaten in einfachen, rangabzeichenlosen Uniformen der Sechzehnten, der berüchtigten Barbarenbataillone erblickten, von denen man mindestens zwei als regelrechte Hünen bezeichnen musste, einer von ihnen mit einer Haut so schwarz wie eingekochter Rübensud.  
    „Deswegen bist du also mit uns zusammen nach Idirium einberufen worden, statt mit dem Rest der Truppe weiter Dreck fressen und die Verlegung der Truppe organisieren zu müssen.“
    Dann hatten sie Kudai zugeprostet und ihn unter wildem Gebrüll hochleben lassen, ihr Bier getrunken, noch ein Bier getrunken und waren anschließend, ihren Kleinen feiernd und foppend, in die
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