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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels
Autoren: Horus W. Odenthal
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Schmerzes verdrängte, ließ den Rand seines Schildes von oben mit Macht zwischen Kinn und Kettenhemd herabfahren, zerquetschte damit Benjöki Rabenmästers Kehlkopf. Dann erst löste er die Schildschlaufen, warf den Schild zur Seite, nahm das Schwert in beide Hände. Nahm Maß, hieb abwärts und trennte mit einem Schlag Benjöki Rabenmästers Kopf vom Rumpf.
    Er fühlte um sich herum eine Starre in das Kampfgetümmel fahren.
    Er zerrte das blutige, tote Ding an den Haaren hoch, schüttelte es, bis der Helm herabfiel und riss es mit ausgestrecktem Arm hoch. Brüllte dabei aus tiefster Kehle.
    Blicke fuhren zu ihm hin. Suevaren stierten entsetzt und ungläubig.
    „Die Sechzehnte ist der Alptraum ihrer Feinde“, brüllte er, hielt dabei das grausige Ding wie einen Talisman hoch vor sich her.
    Um ihn herum wurde sein Schrei von den Soldaten der Sechzehnten aufgegriffen.
    Der Kampfeswille des Gegners war gebrochen. Suevaren fielen unter den Speerklingen und Schwertern seiner Leibgarde. Die Suevaren kannten kein Halten mehr. Auf ihrer Flucht liefen sie in ihre eigenen Reihen herein. Tumult brach aus. Die Soldaten von Aurics Schwertbataillon setzten nach und machten sie nieder.

    Ein Hornstoß ertönte und eine langgezogene Schar von Reitern preschte über die verheerte, zertrampelte Ebene, die von ein paar Stunden noch eine üppige Sommerwiese gewesen war. Sie kam aus der Enge des Talendes heraus, ritt in einem sanften Bogen nach Nordosten hin. Die Reiter trugen zwar idirische Uniformen aber so tief wie sie in ihren Sätteln hingen, wirkten sie wie eine Horde von Steppenbewohnern.
    Die Abteilungen an den Flanken, Aurics und Czands Schwertbataillone hörten den Hornstoß, sahen ihr Nahen und wichen auf dem eroberten Terrain vor dem herannahenden Surkenyaren-Korps, bildeten eine Gasse für die von Major Bilgiri geführte Truppe. Die Surkenyaren ritten zwischen ihnen hindurch, wurden von Rufen gegrüßt, zogen die Flachbögen aus ihren Sattelhalftern. Sie umrundeten den noch tobenden Tumult der Flankenschlacht, schwenkten in langgezogener Linie um die Linien der Valgaren herum und ließen ihre Pfeile in flachen Schwärmen auf die Masse des Feindes niederregnen.
    Ihre Salven hielten blutige Ernte in den Kontingenten, die eine Backe der Klammer um Oberst Doranths Abteilung bilden sollten, die auch schon vom Vorstoß der Schwertbataillone von Auric und Czand hart bedrängt worden waren.  
    Teile von Jags Brigade kämpften sich, da Crussavs Föderierten-Brigade den linken Flügel hielt, durch einen größtenteils von Saphatraken gehaltenen Schlachtabschnitt und kamen Doranths Soldaten zur Unterstützung.
    Die Schlacht wendete sich.

    Ein neuer höchster Punkt. Diesmal einige hundert Meter weiter von ihrem Ausgangspunkt entfernt. Einige hundert Meter, die mit Blut und Menschenleben bezahlt worden waren.  
    Seine Leibgarde ist gelichtet. Cruverian muss sich wegen schwerer Verletzungen im Feldscherzelt behandeln lassen. Zwei aus dem weiteren Kreis von Leibgarde und Entourage sind gefallen, zwei weitere schwer verletzt. Er hat bei dem zweiten Auftrag, der an ihn erging, versagt. So viele wie möglich durchbringen. Ein Auftrag, bei dem man nur versagen konnte. Dies war Krieg; dies war eines seiner Gesetze.
    Wenn das hier vorbei ist …
    Er löste das Kinnband, zog sich den Helm vom Kopf und fuhr mit der Hand durch die schwarze Schur seines Haars, harkte mit den Fingerspitzen über seine schwitzende, juckende Kopfhaut. Es tat gut, die Luft an seinem Schädel zu spüren.
    Er schaute hinweg über das sich öffnende Delta des Tales. Hitzeflimmern lag über der Ebene. Und in der Ferne ein Dunst, dort wo das Land sich zu Hügeln wellte. Wie ein Keil stieß ein ein felsiger Ausläufer des Bukainan in die Landschaft vor, eine steile Klippe übereinander getürmter Felstrümmer, die den Blick in den nach Nordwesten schwenkenden Teil der Ebene verdeckte.
    Im Mittelgrund des Tales, der sich vor ihm ausbreitete, sah er versprengte Abteilungen seines Heers fliehende Feindhaufen verfolgen. Ohne große Aussicht auf Erfolg, dort wo die Soldaten nur zu Fuß waren. Andere Gruppen hatten sich mit Pferden versorgt, trieben jetzt beritten feindliche Horden zusammen. Als eine dünne Schnur sah er die noch Zusammenhang bewahrenden Reste des Valgerenheers in ihrer zurückgedrängten Stellung hinter dem in die Weite gezogenen Durcheinander, so als weigerten sie sich zu begreifen, dass diese Schlacht vorbei war, als gäbe es noch etwas zu gewinnen.
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