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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels
Autoren: Horus W. Odenthal
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Anhöhe herab in die Weite des verheerten Tales.  
    Sein Pferd.
    „Alles in Ordnung, General?“, hörte er Breagnar fragen, der neben ihm im Gras lag.  
    Er hatte keine Zeit zu antworten. Er hörte das peitschend trockene Surren abgefeuerter Armbrüste. Er sah wie Ni-Konnachts Gestalt vor den Flammen einer urplötzlich mannshoch erblühenden Feuerblume zu einem forthechtenden Schattenriss wurde. Erdbrocken flogen durch die Luft. Um sie herum flüchteten Pferde, wild durcheinander, ihr Wiehern zerriss die Luft. Die Mähne eines von ihnen hatte Feuer gefangen. Es riss panisch wiehernd den Kopf hoch, schüttelte ihn wild, während es ebenfalls den Hügel hinab floh. Ein Magier, da ist er! Ein blinder Instinkt packte ihn, ließ ihn sich zur Seite werfen, über den Kamm des Hügels hinweg. Schatten um ihn, die seinem Beispiel folgten. Eine heiße Walze, die über ihn hinwegfegte. Als er aufblickte, sah er die Grasbüschel, welche die Kuppe über ihm säumten, jäh in Flammen aufgehen. Sekunden nur, dann blieb nur Glut und glimmender Zunder. Von jenseits des Kammes hörte er Rufe. Er kroch hinauf, blickte hinüber, sprang hoch.
    Sich umblickend, sah er Tote, Überlebende, versengt, solche die ihre Armbrüste erneut spannten. Sah die Anhöhe hinab das gestürzte, von Bolzen getroffene Pferd des Angreifers, ihn selber daneben, etwa zwanzig Meter von ihnen entfernt, lebend, aber nach der Art, wie er kämpfte sich aufzurichten, vom Sturz verletzt. Das Gewicht seiner Rüstung machte es schon einem Unverletzten schwer, nach einem solchen Sturz wieder hochzukommen. Der Kavallerist – der Magier – rappelte sich auf die Knie, schwankte. Sah zu ihnen hoch.
    Das Surren von Armbrustsehnen.
    Der Magier hob die Hand. Etwas flammte in der Luft vor ihm auf, wollte aber nicht recht hochlodern. Armbrustbolzen trafen seine Rüstung. Er schrie, sank nach hinten. Einer hatte sich in seinen Panzer gebohrt. Pfahl, Breagnar und zwei weitere seiner Entourage stürmten die Anhöhe hinab. Er wollte hinterher, Davernian hielt ihn mit vor seiner Brust ausgestrecktem Arm zurück, in der einen Hand noch seine Armbrust. Er sah Davernian ins Gesicht, blickte zur Waffe herab.
    Seine vier Leibgardisten waren bei dem Magier angekommen. Breagnar bog ihm den Kopf zurück, setzte sein Langmesser an, bohrte es ihm in die Kehle und zog es durch.
    Auric löste den Blick von der Gruppe um den toten Magier und schaute wieder Davernian an.
    „Tolle Armbrust. Großartige Durchschlagkraft. Die Machart kommt mir irgendwie bekannt vor.“
    Nur der leiseste Hauch eines trockenen Grinsens zeigt sich in Davernian Mundwinkel. „Wir sind an vielen Orten. Immer dort, wo man uns braucht.“
    „Dachte ich mir. Wer ist der andere von euch?“
    „Breagnar“, antwortete Davernian.
    „Gute Arbeit. Danke.“
    Davernian nickte knapp.
    Teile der Hügelkuppe waren schwarzversengt. Sie war von zwei parallelen Narben gezeichnt, als sei ein brennender Pflug hindurchgefahren. Pfahl war tot. Der noch rauchende Leichnam des Leibgardisten lag im noch brennenden Gras. Ein Teil seines Brustkorbs war verkohlt. Es gab noch zwei weiter Opfer aus seiner Entourage.
    Er schritt mit den Überlebenden im Gefolge den Hügel hinab auf Hubbarbs Gruppe zu. Als er bei dem, was von dem untersetzten Senphoren noch übrig war, ankam, sah er auch Czand in heftigem Galopp heranreiten. Natürlich waren das Feuer und die Blitzentladungen überall auf dem Schlachtfeld bemerkt worden.
    Hubbarbs Kopf war in seinem Helm zu großen Teilen verbrannt, dadurch hervortretende Knochen waren verkohlt, der Schädel war gespalten, das Metall davor weggebogen, als sei der zweite Blitz direkt durch das Visier eingeschlagen.  
    So viel blieb also von einem untersetzten, kleinen Mann, den seine besondere Fähigkeit in eine Gesellschaft hineingeworfen hatte, deren asketischer, wichtiger Art er selber so gar nicht entsprach, ein harmloser Kerl, der gerne aß und gerne trank, am liebsten mit Freunden. Geistesbote Hubbarb, ein Norgond-Junge, von rechtem Wuchs und Kraft. Irgendeiner möge sich deiner annehmen, ob Inaim oder sonstwer, Hauptsache er schickt dich an einen Ort, wo es gutes Bier gibt.
    Er blickte zur hinzutretenden Czand hoch.
    „Das mit den in unserem Heer versteckten Magier des Einen Weges hat also gestimmt.“
    Die Kutte und Ikun hatten also doch recht gehabt. Nur konnte er ihnen das jetzt nicht mehr mitteilen. Der letzte Senphore diesseits der Drachenrücken war tot.

    Breagnar, Davernian und Ni-Konnacht
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