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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels
Autoren: Horus W. Odenthal
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ihrer Feinde, trafen auf Widerstand, Blut floss, Stahl klirrte.
    Ein dünner Schatten fiel aus einem blauen, wolkenlosen Himmel auf sie herab.
    Ein Klappern wie von Hagel auf Lattenwänden folgte wie Donner auf Blitz, ein prasselnder Schauer, der aus der Richtung in ihrem Rücken kam. Schreie, Heulen, schriller Schmerz, Bestürzung. Von Pfeilen getroffen sanken Männer zu Boden, Männer in den hinteren Reihen. Von Pfeilen getroffen, die in ihrem Rücken abgeschossen worden waren.
    Verwirrung kam in die von Drachenblutzorn getragene Angriffsfront. Das Bild wurde unklar. Der Feind war nicht mehr nur vorne. Die Hinteren, die schon den Stachel der Pfeilsalve zu spüren bekommen hatten, machten als erste mit ihm Bekanntschaft. Ihre Angreifer, die, genau wie eben noch sie selber, aus dem Tannendickicht des Elsternforstes hervorgestürmt kamen, trugen nicht das Blau Idiriums, keine Uniformen. Sie kamen auch nicht in Schlachtreihen.

    Ein anderer, ein einsamer Pfeil kam geflogen, wie verloren an einem blauen, weiten Himmel. Er flog anderswo als die Salve, die auf die aus dem Elsternforst gestürmten Suevaren herabprasselte, er kam aus einer gänzlich anderen Richtung. Er kam von irgendwo zwischen den Felsen an den Abhängen des Bukainan. Er flog, er senkte sich, nahm seine Bahn abwärts.
    Dreifinger Gaskiöll fuhr ein scharfer Ruck in den Hals. Er würgte, spuckte Blut. Blut sprudelte dunkel und dick, dort wo der Pfeilschaft eingedrungen war und dort wo die Spitze wieder austrat, lief seinen Hals hinab, in die Lagen von Filz unter seinem Kettenhemd. Er gurgelte, fiel zu Boden, lag dort, strampelte zuckte, bis kein Blut und kein Atem mehr kam. Das Gedränge, der um ihn herbeigeeilten Stammesleute schien ihm wie ein Schacht, durch den er in die schiefergraue Tiefe der See des Himmels fiel.  
    So war es wohl.  
    Damit gab es einen Than der Suevaren weniger.

    Buke-vom-Grab schwang sein Schwert, als gelte es ein Ährenfeld zu mähen, kalt, methodisch, machtvoll und unbeeindruckt von der Masse der Feinde. Er war als erster in den Reihen der Suevaren. In die vom Pfeilregen gelichteten Reihen fielen auch die anderen. Nanrid von den Messern trieb schmalen, scharfen Stahl zwischen Lederschutz und Kettenhemd in verwundbares Fleisch. Djenzil, den sie den Valgarentöter nannten, arbeitete zunächst mit zwei kurzen Schwertern; sein Umhang barg mehr. Kürinvar, der Silberne Daenn, Nagel, trugen den Angriff der Kinvarda in die Reihen der Suevaren.  
    Die Kinvarda hatten sich von Süden her über die Höhen des Elsternforsts gearbeitet, hatten ihn jetzt seltsam gelichtet von den Patrouillen und Wächtern gefunden, die vorher noch verhindert hatten, dass irgendjemand weiter nach Norden vordrang. Allein das schien schon die Vermutung des Generals, den sie den Schwarzen nannten, zu bestätigen. Sie waren schließlich, wie mit den Idirern abgesprochen, bis zur westlichen Spitze des Höhenzuges vorgedrungen, ihre Späher waren dort auf eine Abteilung Suevaren gestoßen, die sich für einen Hinterhalt vorbereitete. So, wie es der idirische General gemutmaßt hatte, als sie ihm das Terrain beschrieben. Sie hatten sie belauert und selber Stellung bezogen, von dort den Beginn der Schlacht verfolgt. Als der Augenblick kam, hatten sie die Angreifer angegriffen.

    Aurics Schildbuckel krachte gegen die Seite von Benjöki Rabenmästers Schädel. Er traf die Wangenklappe, streifte die Schläfe. Doch die Wucht auf den Seitenschutz, der Schlag gegen das Ohr darunter ließ den Suevaren-Than schwanken.
    Er taumelte, seine Augen wurden weit, Blut lief aus seinem Helmrand.
    Wieder war Auric, den Schild vor sich, zur Seite gewichen, wieder hatte er das Muster wiederholt. Wieder hatte Benjöki mit gewonnener Sicherheit dem Muster vertraut und mit mächtigem Hieb Auric zurückgetrieben. Doch anstatt der gegnerische Schild versuchte, einen Teil der Macht des Hiebes abzufangen, kam er plötzlich aus dem freien Raum. Wie ein Hammer. Kein Hemmnis mehr – eine Waffe.  
    Auric sah den Suevaren-Than unter seinem ersten Treffer schwanken, holte mit dem Schild aus, ließ ihn erneut gegen den Kopf des Feindes donnern. Diesmal frontal, diesmal ins Gesicht. Er spürte, wie etwas, unter dem Schlag nachgab.
    Als er zurückwich, den schon wegknickenden Beinen des Suevaren-Thans einen heftigen Tritt in die Kniegegend versetzte, sah er, die zermalmte Masse schon blau anschwellen. Er sprang über den Fallenden, in dessen Gesicht noch immer ein tiefer Unglaube den Ausdruck des
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