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Der Keil des Himmels

Der Keil des Himmels

Titel: Der Keil des Himmels
Autoren: Horus W. Odenthal
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zu Bilgiri, Crussavs Nachfolger unterwegs. Sie waren jetzt an der Reihe.
    Gerade erinnerte er sich daran, dass er Eisenkrone für einen Narren gehalten hatte, als er ihn damals persönlich angriff, weil er sich als der, von dessen Kommando die Schlacht abgehangen hatte, selber ins Gefecht stürzte. Manchmal hängt es nicht nur vom Kommando ab. Wenn man mit seinem Verstand alle Möglichkeiten durchgegangen ist, muss man das reine Planen auch loslassen können und anderes in die Waagschale werfen.  
    War das Eisenkrones Lehre?

    „Was ist die Sechzehnte?“
    „Der Alptraum ihrer Feinde!“, röhrte es in einem Chor aus Hunderten von Kehlen in den klaren Vormittagshimmel.
    „Ich höre euch nicht! Was ist die verdammte Sechzehnte?“
    „Der verdammte Alptraum ihrer Feinde!!!“ Der Chor stieg jetzt auf wie Brandungsdonner und übertönte den Lärm der Schlacht.
    Das war‘s, und er drehte sich um, das Schwert noch immer gehoben, und stürmte los, brüllend wie ein Raubtier, blutgeil und kampfesirre.  
    So hoffte er, hörte es sich an. Das Schwert zum Himmel gereckt machte zweikampftechnisch keinen Sinn, verfehlte aber seine Wirkung nie und zeigte, wo es lang ging. Erst am Schluss, da kam es darauf an, wo das Schwert saß.  
    Dann war da nur noch Laufen und der Schrei, der rings um ihn aufgenommen wurde, der auch durch den dämpfenden Helm noch dröhnte, der ruckende, stapfende Takt des Aufpralls seiner Schritte, in dem die Welt auf und nieder tanzte, die Reihe des Gegners, die über seinen im Laufen schwankenden Schild immer größer wurden. Die einzelnen Feinde, die man sehen konnte. Dann die Gesichter. Dann die Augen.
    Scheiß auf gesetzt und gereift und Gelerntes. Am Ende war es doch nur Morden. Schild runter, sich seinen Feind gesucht, das Schwert weiß den Weg. Ein Suevare, Hass im Blick. Wie ein weißglühender Blitz schießt die Spannung des Sprungs durch seine Beine. Er wirft sich hoch, sieht über der Schildrand, sieht, wohin er stechen muss, sieht die Lücke in der Deckung.

    Hacken und Stechen und Schild hoch und Nachsetzen und Blut spritzt und weiter und Hacken und Stechen. Blut, Blut, Blut, Morden, Morden, Morden.
    Die rote Woge kommen lassen, die kalte Klinge führen lassen. Eingeprägte Reaktionen, eingeübte Züge, kalte Reflexe. Ein Geflecht, ein Wirbel, durchschossen von Schreien und Blut. Seine Klinge, Konnachts Klinge, ein Gewebe, eine Deckung, eine Attacke. Davernian an der anderen Seite. Die lange Speerklinge schreibt Bahnen, die Blut in den Himmel reißen. Die Schreie aufbrechen und ersticken lassen. Seine Leibgarde, seine Kleingruppe fräst sich in die Masse der Feinde. Der Rest des Schwerts folgt. Sein Bataillon bricht die Linien auf. Seine Sechzehnte bringt den Alptraum. Wie einen schweren Dunst glaubt er über dem Schlachtgewühl den typischen Geruch des Drachenbluts zu riechen, den dieses ganze Heer der Suevaren ausatmet, ausdünstet, ausschwitzt: eine eigentümliche Mischung von Galle, Wacholderbeeren und einer metallischen Note. Dräng die Erinnerung beiseite! Wenn er überleben will, darf er den grausigen Rausch nicht entgleiten lassen. Und Hacken und Stechen und Blut und Blut und Blut.

    Die Suevaren, welche die dem Elsternforst zugewandte Flanke bildeten, hatten geglaubt triumphieren zu können, als sich Czands Abteilung aus dem Kampf löste und zurückwich. Als zwei Angriffskeile nachrückten, waren sie verunsichert, aber eine Stimme, tief und dröhnend, trieb sie hoch, peitschte ihren Hass nach vorn, ließ das Drachenblut in ihre Schädel steigen. Als der Sturm des Feindes kam wurden sie zerschmettert. Ihre Front zerbrach.  
    Zwei Dämonen, einer wild und rasend und schrecklich, einer kalt tödlich und unerbittlich kamen an der Spitze ihrer Truppen über sie, rissen ihre Schlachtreihen auf, drängten sie zurück, trieben sie zusammen, in die Reihen ihrer Hintermänner hinein, brachten Mord und Chaos in ihr Heer.  
    Von weit oben, von der Höhe aus gesehen, musste es wirken, als fahre ein Sturm in ein Ährenfeld, als wanderte eine Sturmfront über ein Dächermeer und risse Reihe für Reihe für Reihe die Ziegel fort. Menschen und Schilde und Klingen in einem einzigen Muster von Gewühl und Aufruhr.
    Von unten sah es aus wie Gras und Dickicht, das von Blut troff. Zwischen wildem, schwankenden Gewühl von Beinen waren Lachen schwarzen Schlamms, der nach Aas und Erbrochenem und Exkrementen stank. Totes Fleisch zertrampelt und zermalmt. Leere Augen, klaffende Schädel. Hirn und
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