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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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„nennen es einfach ‚das Labor’. Die Zeitschrift Fortune nannte es einmal ‚Elfenbeinturm’. Die Revisionsabteilung bezeichnet es als ‚Kostenfaktor’. In der Aktionärsversammlung heißt es ‚der Country Club’ und der Minderheitenreport spricht von der ‚Klapsmühle’.“
    Während sie ihre Runde machten, stellte Marggold ihn verschiedenen Leuten vor. Die Namen bereiteten Paul Schwierigkeiten. Einige, so erfuhr er, waren Forschungschemiker, und ein paar waren Anwaltskollegen.
    „Machen Sie sich nicht die Mühe zu behalten, welcher Name zu wem gehört“, sagte Marggold. „Sie werden sie alle noch öfter zu Gesicht bekommen. Und die meisten werden Sie mögen. Ein paar können gute Freunde sein.“
    „Ja“, sagte Paul, und er wußte, Marggold würde er mögen.
    Aber jetzt hinauf in die Wohnung.
    Als er durch die Wohnungstür trat, schaltete sich automatisch das Licht in der Diele ein, und er hörte das leise Piepen des Anrufbeantworters. Jemand hatte versucht, ihn zu erreichen. Vielleicht Marggold, vielleicht, um ihm zu sagen, daß er doch an der Besprechung teilnehmen werde. Einen Moment lang schlug sein Herz freudig erregt, aber dann besann er sich. Nein, nicht Marggold. Der Chefanwalt hätte es im Büro versucht.
    Er ging hinüber und drückte auf den Abspielknopf.
    „Hallo, Paul. Hast du Lust, zum Abendessen oder auf einen Schlummertrunk rüberzukommen? Ruf mich vor acht zurück.“ Es war Sheila.
    Sie hatte die letzte Nacht hier verbracht, und als er am Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte sie noch in dem rosa Satinbett gelegen und geschlafen. Ihr Parfüm zog sich noch immer in Girlanden durch die spartanische Geometrie seines Apartments.
    Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Woher nahm sie diese Energie? Er war erschöpft. Der Tag hatte ihn ausgelaugt. Ein anderes Mal, Sheila. Er schaute auf die Uhr. Es war fast zehn. Inzwischen hast du sowieso schon einen anderen Partner gefunden.
    Sheila Ward hatte mit ihm zusammen das George-Washington-Jurazentrum besucht. Jetzt arbeitete sie im Liebig Club in New York und lebte als registrierte Lebensgefährtin bei einem Simpel namens Uriah Hight, der die meiste Zeit auf Reisen zu sein schien. Jedermann nannte ihn nur Urea*, weil er die Harnstoff-Produktionsanlage entwickelt und gebaut hatte, die die geplante Trialinfabrik versorgen sollte.
    Paul schuldete Sheila etwas, denn als sie zusammen auf der Hochschule waren, hatte sie von der freien Stelle in der Patentabteilung in Ashkettles gehört und es ihm erzählt. Paul hatte sich beworben, war angenommen worden und nach seinem Examen nach Connecticut gezogen.
    Aber im Augenblick wollte er nicht an Sheila denken. Er würde sie morgen anrufen.

 
2
Johnnie Serane
     
     
     
    Am nächsten Morgen weckten ihn die sanften, aber hartnäckigen Vibrationen des Bettrüttlers. Dann schaltete sich das Radio ein, und gähnend lauschte er der scheppernden Weckmusik.
    Trialin. Nun, zumindest wußte er, was auf der Perle gestanden hatte. Er konnte jetzt ein intelligentes Gespräch über Trialin führen.
    Er schnüffelte. Roch es hier nach Meer? Wahrscheinlich Einbildung. Sein Apartment hatte keine Fenster, und die wiederaufbereitete Luft war scheußlich rein. Anfangs hatte er fünf Dollar im Monat zusätzlich gezahlt, damit man ihm den salzigen Duft des Long-Island-Sundes in die Ventilation blies. Aber diesen Service hatte er abbestellt, als er herausfand, daß der Geruch synthetisch war. Die Hausverwaltung hatte die sterile Luft durch einen Behälter mit einer wäßrigen Natriumchloridlösung blubbern lassen. Die Lösung enthielt zudem ein wenig Methylamin, mit dem das Aroma von verwesendem Fisch angedeutet werden sollte.
    Als er unter die Dusche trat, hatte er das unbestimmte Gefühl, daß irgend etwas nicht ganz in Ordnung war. Die Wasserdüsen? Nein. Das Wasser hatte ihn von oben und aus der Wand der kreisrunden, gekachelten Duschkabine besprüht. War es ein wenig wärmer als gewöhnlich gewesen? Er konnte sich nicht erinnern. Dann war das Wasser versiegt, und die Warmluftdüsen hatten ihn rasch und gründlich abgetrocknet. Dann – ach ja. Der Deodorantspray. Er hatte nicht nur vergessen, die Arme zu heben – der Spray war auch zu tief angesetzt gewesen. Er hatte seinen Bizeps getroffen. Und der falsche Duft war es auch. Sheila hatte die Dusche gestern morgen für sich programmiert, und er hatte vergessen, das Programm wieder zu ändern. Seufzend schob er die Glastür beiseite und trat aus der Duschzelle.
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