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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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Stoffen, Lasuren, Lacken, naßfestem Papier … Der Markt war grenzenlos, phantastisch. Es war so gut wie sicher, daß man die Hochdruckanlage bauen würde.
    Er blätterte kurz durch die Akten, die die Patente der Firma im Zusammenhang mit Trialin enthielten. Dann widmete er sich den Forschungsberichten und Memos.
    Es schien, daß Seranes ursprüngliches Verfahren nicht vollkommen war. Es gab Probleme. Die Ausbeute war mittelmäßig. Aber was schlimmer war: Die Reaktionsprodukte verursachten eine beträchtliche Korrosion der Autoklaven. Bei kommerzieller Produktion würde man sie möglicherweise alle paar Monate austauschen müssen. Also hatte Serane eine Autoklavenbank mit Korium, der neuen Hartlegierung, beschichtet, und siehe da, das Ko war völlig unempfindlich gegen Trialin! Die Beschichtung schützte den Autoklaven. Keine Korrosion. Marggold hatte sogleich das Patent beantragt. Das Patentamt aber hatte ein Überschneidungsverfahren eingeleitet: Die Deutsche AG aus Hamburg hatte einen Antrag für die gleiche Erfindung eingereicht.
    Trialin. Und Probleme. Das Problem mit dem Überschneidungsverfahren beim Patentamt war, daß der deutsche Erfinder zuerst dagewesen war. Serane war Zweitpartei, und Zweitparteien waren bei Überschneidungsverfahren so gut wie immer unterlegen. Marggold hatte versucht, Kussman zu warnen, daß die Firma verlieren könnte; man müsse das Überschneidungsverfahren entweder beilegen oder das Labor müsse irgendwelche korrosionsresistente Metalle entwickeln, auf die man notfalls zurückgreifen könnte. Serane hatte sogar eine Liste von Ersatzlegierungen zusammengestellt, die Kussman testen sollte. Aber Kussman hatte nichts dergleichen getan. Kussman wollte nicht noch mehr Geld für Tests mit anderen Metallen ausgeben. Er war ganz zufrieden mit Ko – obwohl Serane derjenige gewesen war, der es vorgeschlagen hatte.
    Wenn die Firma eine Trialinfabrik baute, würden die Autoklaven mit Ko beschichtet werden.
    Als Paul sich durchgearbeitet hatte, war es fast neun. Ob er dieses ganze Zeug würde behalten können? Auf jeden Fall mußte er es versuchen. Er zog seine Galoschen und den Mantel an und fuhr mit dem Aufzug zum Parkplatz hinunter. Er schaute hoch. Der Himmel war stockfinster und vereinzelte Schneeflocken trafen ihn ins Gesicht. Er verzog das Gesicht, stieg in seinen Electric und glitt vorsichtig hinaus auf die Post Road.
    Es hatte den ganzen Tag geschneit. Stundenlang hatten die Schmelzer den Schnee von den Straßen aufgefegt, ihn mit ihren Nuklearbrennern geschmolzen und das Wasser in ihre Tanks gepumpt. Paul fuhr an einem von ihnen vorbei; er stand neben einem Unwetterabfluß und entleerte seinen Tank. Dampf stieg in dichten Nebelschwaden aus dem Gitter empor.
    Ganz anders als Texas. Und im Augenblick war er froh, an Texas zu denken, denn Trialin kam ihm inzwischen zu den Ohren heraus. Er mußte aufhören, an Trialin zu denken, oder er würde in dieser Nacht nicht schlafen können. Und schlafen mußte er, denn sonst würde Kussman ihn morgen auffressen.
    Und so denkt er an seine Kindheit in einer kleinen texanischen Stadt, an die Zeit, bevor er nach Osten zum College ging.
    Er denkt an das Haus in der Deafsmith Street.
    Er sieht Billy in diesem Haus. Fünfzehnhundert Meilen von hier, vor vielen Jahren. Die Szenen drängen heran und ebben zurück, sie formen sich, verschwinden und formen sich neu. Während er fährt, hört er Laute, Stimmen. Gestalten kristallisieren sich.
    Er betrachtet das Haus seiner Erinnerung in ernstem Schweigen. Er erhascht kurze Blicke auf die Fenster seines kleinen Zimmers an der Rückseite und auf Billys größeres an der Südseite.
    In diesem Zimmer hatte Billy gelebt, und dort war er gestorben. Er war an Novarella gestorben, während der Großen Epidemie. Novarella, eine Krankheit, die in den Anfangstagen der DNS-Rekombination außer Kontrolle geraten war, ähnelte der Lungenentzündung, nur daß hierbei nicht nur die Lunge versagte, sondern auch das Hämoglobin des Kranken zerstört wurde, so daß das Opfer schließlich erstickte. Alle Altersstufen waren gleichermaßen gefährdet. Sogar im Mutterleib verursachte die Krankheit fötale Mißbildungen. Eine Heilung gab es nicht. Als Billy im Sterben lag, hatte Mammi synchron mit ihm geatmet, als wolle sie ihm so eine Art empathischer Wiederbelebung angedeihen lassen. Aber nicht einmal Mammi hatte seinen Tod verhindern können.
    Das Eßzimmer lag gegenüber. Er und Billy hatten dort immer Schach gespielt, an dem
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