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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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Billy.
    Er hatte die lebhafte Gestik, den kühlen, verschmitzten Blick, die Lachfalten, die die beständige Beobachtung seines ganz privaten, absurden Universums hervorgebracht hatte.
    Er hatte das vorspringende Kinn, die buschigen Augenbrauen, die Donnator-Frisur. In Seranes Jackentasche, neben seinem Computer-Fernanschluß, steckte ein total anachronistischer Gegenstand: ein goldener Drehbleistift, genau wie der, den Billy gehabt hatte.
    Der Chemiker kam leicht vorgebeugt herein, als müsse er gegen eine steife Brise angehen. Er hob die rechte Hand, leicht gekrümmt, die Handfläche nach vorn, zu Billys vertrautem, fröhlichem Gruß.
    Es war Billy, Ende Dreißig. Fünfzehn Jahre älter, mit den Jahren gereift.
    Paul saß da wie gelähmt. In seinen Wangen kribbelte es. Eine Gänsehaut überlief ihn. Er spürte, wie sein Nackenhaar sich sträubte. In seiner Kehle steckte ein Schleimklumpen, und er mußte den Atem anhalten.
    Serane setzte sich Paul gegenüber auf einen Sessel und streckte die Hand über den Tisch. „Serane, Stickstoffderivate.“ Die Hand war kühl und trocken.
    „Blandford“, stammelte Paul. „Patente.“
    „Nennen Sie mich John. Sie sind …?“
    „Paul.“
    Serane ließ seinen Blick durch die Runde wandern. „Tut mir leid, daß ich zu spät komme. Computerfehler. Wahrscheinlich hatten sie die Programme für New York Central neben den Penn-New-Haven-Fahrplänen gelagert. Alles nur, um fünfzig Cents Lagergebühren zu sparen. Jedenfalls ist der Zug in Manhattan glatt durchgefahren. In White Plains ließen sie uns schließlich aussteigen. Ich habe mir einen Electric gemietet und bin hergefahren.“
    „Dr. Serane“, sagte Mrs. Pinkster spitz, „würden Sie freundlicherweise Ihre Stimme für den Recorder identifizieren?“
    „Wozu?“ fragte Serane fröhlich. „Ich wette, Sie haben Ihre kleinen Roboter bereits angewiesen, mir keine Kopie zu geben.“
    „Das“, sagte Mrs. Pinkster eisig, „war Dr. Serane. Wir können nun fortfahren.“
    „Klar“, stimme Serane zu. „Haben Sie schon irgendwelche Beschlüsse gefaßt?“
    Aus den Augenwinkeln sah Paul, daß Kussmans Mund ungeduldig zuckte.
    „Wie sollten wir?“ erwiderte Kussman jetzt. „Der Erfinder des Verfahrens hat uns seine wohltuende Allwissenheit eben erst verfügbar gemacht.“
    Serane lächelte, aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit einer geschmeidigen, geübten Bewegung zog er eine Pfeife aus der zerknautschten rechten Tasche seiner zerknautschten Jacke. Aus der ebenso zerknautschten linken Tasche nahm er einen Lederbeutel und öffnete den Reißverschluß. Er grub den Pfeifenkopf in den Beutel, stopfte den Tabak mit dem Mittelfinger fest und schob sich die Pfeife zwischen die Zähne, während er den Reißverschluß wieder zuzog und den Beutel in seiner Tasche verschwinden ließ. Mit einer kurzen Verrenkung zog er sodann von irgendwoher ein riesiges Streichholz hervor und riß es geräuschvoll an der Unterseite des Konferenztisches an.
    Mrs. Pinkster erschauderte.
    Paul war verblüfft. „Was war denn das?“
    „Küchenstreichholz“, erklärte Serane freundlich, während er die Flamme schüttelnd verlöschen ließ. „Vor fünfzig Jahren konnte man die Dinger bei jedem Lebensmittelhändler kaufen. Die Leute zündeten Gasherde und Kaminfeuer und was weiß ich damit an. Heute muß man sie eigens bestellen. Sind aber hervorragend für die Pfeife.“
    Paul starrte ihn fasziniert an. Dies alles kam auf den Recorder – und Serane war es offenbar völlig gleichgültig. „Aber ist es nicht gefährlich, Streichhölzer in der Tasche mit sich herumzutragen?“
    „Das ist allerdings ein kleiner Nachteil“, gab Serane zu. „Sie neigen dazu, sich vorzeitig zu entzünden. Und dann steht man da, mit brennenden Kleidern, und hat nichts mehr für die Pfeife. Frustrierend.“
    „John“, bat Kussman. „Um Gottes willen … Trialin … Korium …“
    „Entschuldigung, Fred. Wo waren wir? Ach ja.“ Seelenruhig blies er einen Rauchkringel.
    Wie um alles in der Welt macht er das, fragte sich Paul.
    Serane schaute zu ihm herüber. „Ich höre, daß Deutsche einen Vergleich angeboten hat.“
    „So ist es.“
    „Und wenn wir darauf nicht eingehen? Können wir gewinnen?“
    „Marggold meint, die Chancen stehen schlecht. Wir sind Zweitpartei. Und wir glauben nicht, daß Sie beweisen können, daß Sie das Verfahren praktiziert haben, bevor die ihren Antrag stellten.“
    „Sehen Sie?“ warf Kussman ein. „Wir sitzen von Anfang
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