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Der Katalysator

Der Katalysator

Titel: Der Katalysator
Autoren: Charles L. Harness
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gelegt.
    „Ja“, sagte er leise, „das war Billy. Es war Black Bridge, unser Lieblingsplatz damals in Damascus.“
    Sie ergriff seine Hand und legte sie auf ihren Bauch.
    Er verstand nicht, was sie damit meinte. War etwas mit dem Baby?
    „Mein Geburtsfleck“, sagte sie ruhig. „Er ist weg. Und ich habe eine Art Nabel. Ich bin ein richtiger, lebendiger Mensch.“
    Er betastete ihren Leib, zuerst ungläubig und dann fassungslos. Es stimmte. Billy hatte es bewirkt – irgendwie. Und natürlich war das Baby wohlauf, obwohl sie um all dies nicht gebeten hatte. Vielleicht war dies das Geheimnis von Song. Erbitte nichts, und du wirst alles bekommen. War das die Antwort? Er wußte es nicht. Was hier mit Mary geschehen war, entzog sich logischen Schlußfolgerungen. Vielleicht würden sie niemals alle Antworten erfahren.
    Aber eines blieb trotz allem noch zu tun. „Ich habe die Katalysator-Hülse mitgebracht. Sie enthält seine Asche, weißt du. Wir müssen noch einmal zu dieser Brücke. Ich werde den Katalysator in den Bach schütten. Er würde es so haben wollen.“
    „Ja. Das würde er wollen.“ Sie überlegte. „Erzähl mir von Damascus.“
    „Es ist ziemlich eigenartig dort. Keine U-Bahn. Keine Straßentunnels. Es regnet fast nie. Es ist dauernd windig. Im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt. Zweihundert Kirchen. Aber man kann seinen Electric nachts auf der Straße stehenlassen, ohne ihn abzuschließen. Wenn man sich in beliebiger Richtung fünf Meilen vom Rathaus entfernt, steht man in einer Wildnis von Buscheichen und Kornblumen. Der Himmel ist so hell, daß man fast blind wird.“
    „Klingt nicht toll.“
    „Nein.“
    „Aber ich glaube, es wird mir gefallen.“
    Er liebte dieses Mädchen.
    Alles, was er jetzt noch brauchte, wäre ein Anruf aus Texas. Irgendeine Anwaltsfirma in Dallas oder Houston, die ihm einen Job anbot.
    Das Telephon klingelte.

 
Nachwort
     
     
     
    Charles L. Harness wurde 1915 in Colorado City, Texas, geboren. Er wuchs in Fort Worth auf und nahm dort als junger Mann während der Wirtschaftsdepression seinen ersten Job in einem Papiergeschäft an. Später studierte er an der George Washington University und an der TCU, wo er zum einen ein Anwaltspatent, zum anderen einen akademischen Grad in Chemie errang. Diese Kombination bereitete seinen späteren Beruf als Patentanwalt vor. Science Fiction schrieb er stets nur nebenberuflich. Er debütierte 1948 mit einer Story in Astounding (dem heutigen Analog), die den Titel Time Trap trug und schon ganz und gar die Vorliebe des Autors für bizarre Ideen und vor allem immer wieder für Spielereien mit Zeitphänomenen aufzeigt. Den Großteil seiner Storys und Romane schrieb er in einigen kurzen Schaffensperioden: der ersten Periode von 1948 – 53, der zweiten von 1966 – 68 sowie der dritten, die seit 1978 anhält. Er verfaßte bislang die Romane The Paradox Men (Der Mann ohne Vergangenheit – ursprünglich in einer kürzeren Version unter dem Titel Flight into Yesterday 1949 in Startling Stories erschienen), The Ring of Ritornel (Todeskandidat Erde) sowie die in jüngster Zeit erschienenen Werke Wolfhead, The Catalyst und Firebird. Bemerkenswerte Storys aus seiner Feder sind u. a.: The Rose, The New Reality und die jüngst in Analog erschienenen Erzählungen The Venetian Court und H-Tec. Viele von Harness’ Erzählungen, und das gilt auch für die erwähnten Titel, sind im übrigen relativ lang, also eigentlich Kurzromane. Harness liegt diese Form besonders, da er hier den nötigen Raum findet, um eine für ihn typische verwickelte Handlung mit melodramatischen Komponenten zur Entfaltung zu bringen.
    Obwohl er kein so breites Werk wie andere SF-Autoren seiner Generation aufzuweisen hat, muß man Harness ohne Frage zu den wichtigen SF-Autoren rechnen. Dennoch hat er in Amerika vergleichsweise wenig Beachtung gefunden, sehr zum Erstaunen vieler SF-Experten. So schreibt Brian Stableford, englischer Kritiker und selbst SF-Autor: „In Anbetracht der zahlreichen Vorzüge dieses Werkes ist es schwer zu verstehen, warum The Paradox Men in Amerika niemals zu großer Popularität gelangte. John Campbell und die Lektor von Astounding Science Fiction waren derart begeistert über van Vogt, daß man sich nur wundern kann, warum sie nicht ähnlich enthusiastisch auf Harness reagierten.“ (Zitat aus dem fünf bändigen Referenzwerk Survey of Science Fiction Literature, das The Paradox Men unter die fünfhundert wichtigsten SF-Werke der Welt
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