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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder
Autoren: Paul C. Doherty
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kleines Haus. Ich habe Abt und Mönche überredet, es einem alten Kaplan von mir, Pater Benedict, zu überlassen — als Dankgabe, als Sinekur, als Pfründe. Er war ein frommer alter Priester, der seinen Nächsten liebte und Gutes tat. In der Nacht, nachdem Lady Somerville getötet wurde, verbrannte Pater Benedict in seinem Hause.«
    »Mord, Euer Gnaden?«
    Der König verzog das Gesicht. »Oh, es sah wie ein Unfall aus, aber ich glaube, es war Mord. Pater Benedict mag alt gewesen sein, aber er war vorsichtig und immer noch flink auf den Beinen. Ich begreife nicht, weshalb er die Tür seines Hauses erreicht haben soll, sogar den Schlüssel in der Hand hielt — und dann nicht herauskam.« Der König spreizte die Finger und betrachtete nachdenklich eine alte Schwertnarbe auf dem Handrücken. »Und bevor Ihr fragt, Corbett: Es gibt einen Zusammenhang. Pater Benedict war Kaplan bei den Schwestern der Hl. Martha.«
    »Gibt es ein Motiv für diese Morde?«
    »In Gottes Namen, Corbett, das weiß ich doch nicht!«
    Der König stand auf und hinkte durch das Zimmer, um seinen Stiefel zu holen. Corbett spürte, daß sein königlicher Herr ihm etwas verheimlichte.
    »Euer Gnaden, da ist noch etwas, nicht wahr?«
    Jetzt begann de Warenne, an einem losen Faden seines Mantels zu zupfen, als gebe es plötzlich im ganzen Zimmer nichts Interessanteres. Corbetts Bangigkeit wuchs.
    »Ja, ja, Corbett, da ist noch mehr. Einer Eurer alten Freunde ist wieder in London.«
    »Ein alter Freund?«
    »Sir Amaury de Craon, der persönliche Abgesandte Seiner Allerchristlichsten Majestät König Philipp von Frankreich. Er hat ein Haus in der Gracechurch Street gemietet und ein stattliches kleines Gefolge sowie freundschaftliche Briefe von meinem königlichen Bruder, dem König von Frankreich, mitgebracht. Ich habe de Craon sicheres Geleit zugesagt, aber wenn dieser Dreckskerl hier ist, dann braut sich in London mehr Ärger zusammen, als ich mir vorstellen möchte.« Corbett rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. De Craon war Philipps Sonderagent. Wo er erschien, zog er Ärger nach sich: Verrat, Aufstand, Verschwörung, Intrige.
    »De Craon mag ein Dreckskerl sein«, meinte Corbett, »aber er ist kein gemeiner Mörder. Er kann mit diesen Bluttaten nichts zu tun haben.«
    »Nein«, sagte de Warenne. »Aber die Fliegen, die Scheiße fressen, sind auch nicht für sie verantwortlich.«
    »Sehr beredt ausgedrückt, Mylord.«
    Corbett wandte sich wieder dem König zu, der jetzt an der Wand lehnte.
    »Euer Gnaden, was hat das mit mir zu tun? Ihr habt mir Euer Wort gegeben, daß ich nach der Staatsreise in den Westen für zwei Monate von allen meinen Dienstpflichten befreit sein würde.«
    »Ihr seid nur ein Schreiber!« stichelte de Warenne aus dem Mundwinkel.
    »Ich bin kein schlechterer Mann als Ihr, Mylord!«
    Der alte Earl tat einen langen, rumpelnden Rülpser und schaute weg.
    »Ich wünsche, daß Ihr nach London geht, Hugh.«
    »Euer Gnaden, Ihr habt mir Euer Wort gegeben!«
    »Ihr könnt mich an meinem königlichen Arsch lecken. Ich brauche Euch in London. Ich will, daß Ihr den Morden ein Ende macht, daß Ihr den Täter findet und dafür sorgt, daß der Hundsfott in Tyburn aufgeknüpft wird. Und Ihr sollt herausfinden, was de Craon und sein Kumpan Raoul de Nevers im Schilde führen. Was es für Scheißhaufen sind, in denen sie da wühlen.«
    »Wer ist de Nevers?«
    »Weiß der Himmel. Irgend so ein kleiner französischer Edelmann mit dem Gehabe eines Hofgecken.« Der König grinste. »Beide haben Interesse an Euch gezeigt. Sie haben sogar der Lady Maeve einen Höflichkeitsbesuch abgestattet.«
    Corbett erschrak, und ein banger Schauder überlief ihn. Daß de Craon Intrigen schmiedete, war eine Sache — aber de Craon unter seinem Dach, bei seiner Frau und seinem Kind, das war etwas ganz anderes.
    »Ihr werdet also nach London gehen, Hugh?«
    »Ja, Euer Gnaden, ich werde nach London gehen, meine Frau, mein Kind und meinen Haushalt holen, wie es geplant war, und nach Wales reisen.«
    »Bei Gott, das werdet Ihr nicht tun!«
    Corbett erhob sich. »Bei Gott, Sire, das werde ich doch tun!« Er blieb vor de Warenne stehen und schaute auf ihn hinunter. »Und Ihr, Mylord, solltet mehr Milch trinken. Das wird die Winde in Eurem Magen besänftigen.«
    Der Sekretär ging zur Tür, aber er drehte sich um, als er Stahl wispern hörte. Edward stand neben seinem Thron und hatte sein großes Schwert aus der Scheide gezogen, die dort an der Lehne hing.
    »Euer
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