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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder
Autoren: Paul C. Doherty
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wandte dabei langsam den Kopf, als sehe er Corbett zum ersten Mal.
    »Inwiefern ist es anders, Mylord?«
    »Es sind keine gemeinen Straßenhuren, sondern hochrangige Kurtisanen.«
    Corbett lächelte.
    »Das findet Ihr komisch, Schreiber?«
    »Nein! Aber da steckt doch mehr dahinter, oder?«
    Edward balancierte die kleine Pergamentrolle zwischen den Fingern. »O ja«, antwortete er müde. »Da steckt noch mehr dahinter. Zunächst einmal: Diese Kurtisanen kennen eine Menge Geheimnisse. Sie haben den Sheriffs und den Honoratioren der Stadt klipp und klar gesagt, wenn nicht bald etwas geschähe, würden die Damen der Nacht womöglich anfangen, jedem von ihrem Wissen zu erzählen.«
    Corbetts Grinsen wurde breiter. »Ich würde alles dafür geben, dabeizusein, wenn das passiert — wenn die schmutzige Wäsche unserer tugendsamen Bürger in aller Öffentlichkeit gewaschen wird.«
    Edward lächelte bei dem Gedanken. »Das gilt auch für mich, aber diese Bürger ziehen Steuern für mich ein. Die Stadt London bietet mir zinsfreie Darlehen.« Seine Stimme wurde zu einem Knurren. »Jetzt erkennt Ihr mein Problem, Corbett. Ich brauche Silber, um Philipp aus Flandern herauszuhalten und um Wallace aus Schottland zu verjagen, denn sonst werden meine Armeen dahinschmelzen wie Eis vor einem Feuer.« Der König wandte sich ab, räusperte sich heftig und spuckte in die Binsenstreu. »Die Huren interessieren mich einen Dreck, und die Bürger auch. Aber ich will ihr Gold. Und ich will Rache.«
    »Euer Gnaden?« fragte Corbett.
    Edward starrte finster zu dem Greyhound hinüber, der sich eben anschickte, das Bein an einem der Wandbehänge zu heben. Geistesabwesend zog der König einen Stiefel aus und schleuderte ihn nach dem Hund, der aufjaulte und davonsprang.
    »Ein paar Huren sind gestorben«, sagte Edward. »Aber es gibt zwei Todesfälle, die ich nicht hinnehmen werde.« Er holte tief Luft. »Es gibt eine Gilde hochgeborener Witwen in der Stadt. Sie nennen sich die Schwestern der Hl. Martha und sind ein Laienorden, der sich guten Werken verschrieben hat — genauer gesagt, der leiblichen und geistlichen Fürsorge junger Mädchen, die ihr Geld auf der Straße verdienen. Diese Schwestern habe ich unter meinen persönlichen Schutz gestellt. Sie versammeln sich im Kapitelhaus von Westminster Abbey, wo sie gemeinsam beten und ihr Vorgehen planen. Die Schwestern tun gute Werke, und ihre Oberin ist Lady Imelda de Lacey, deren Gemahl mit mir auf dem Kreuzzug war. Habt Ihr ihn je kennengelernt, Corbett?«
    Der Sekretär schüttelte den Kopf, aber er beobachtete den König aufmerksam. Edward war ein seltsamer Mann. Er fluchte, und er konnte gewalttätig sein, heimtückisch, verschlagen, habgierig und rachsüchtig, aber er hielt immer sein Wort. Persönliche Freundschaft war ihm so heilig wie die Messe. Der König erinnerte sich vor allem der Gefährten seiner Jugend, der Ritter, die mit ihm und der inzwischen verstorbenen, aber immer noch sehr geliebten Königin Eleanor nach Outremer gezogen waren, um dort zu kämpfen. Wenn einer dieser Gefährten oder seine Interessen zu Schaden kamen, dann handelte der König schnell und tatkräftig. Corbett empfand ein heimliches Grausen; er hatte seiner Frau Maeve versprochen, unverzüglich nach London zurückzukehren. Gemeinsam mit ihrem drei Monate alten Töchterchen Eleanor wollten sie dann nach Wales reisen, um Maeves Familie zu besuchen, und nun fürchtete er sich vor dem, was der König womöglich verlangen würde.
    »Zu den Schwestern der Hl. Martha«, fuhr Edward langsam fort, »gehörte die Witwe eines meiner treuesten Gefährten, Lady Catherine Somerville. Vor zwei Wochen kehrte Lady Catherine spät abends aus Westminster zurück; ihre Begleiterin verließ sie bei St. Bartholomew, und Lady Somerville begab sich auf dem kürzesten Wege über Smithfield zu ihrem Haus am Barbican. Aber dort kam sie nie an. Am nächsten Morgen fand man sie tot vor dem Galgen. Man hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Sie starb genauso wie die Huren, denen sie helfen wollte.« Edward funkelte de Warenne an. »Wer würde eine alte Frau auf eine so barbarische Weise ermorden? Ich will Vergeltung«, knurrte der König. »Ich will, daß der Mörder gefaßt wird. Die Stadtväter sind in Aufruhr. Sie wollen, daß ihr guter Name unbefleckt bleibt, und daß die Witwen der hochrangigen Lords geschützt werden.«
    »Ihr erwähntet noch einen zweiten Todesfall, Euer Gnaden?«
    »Ja. Auf dem Gelände der Westminster Abbey steht ein
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