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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln
Autoren: Adam Frank
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rauf, wir reiten weiter!«
    Bei Nacht war kein ganzes Boot über die Felsen zu transportieren. Das würde viele Menschen erfordern und nicht ohne laute Geräusche abgehen. Aber wenn man ein Boot zerlegte und unten wieder zusammensetzte? David beriet sich mit dem Zimmermann. Ja, man konnte eine kleine Gig in vier Teile zerlegen. Jedes Teil konnten zwei Mann leicht tragen. Aber um die Teile zusammenzusetzen, mußte man Verbindungsleisten einfräsen und einkleben, die dann zu verschrauben waren, denn in der kleinen Höhle durfte nicht gehämmert werden. »Fünf, sechs Mann könnte es tragen, Sir, aber nicht in rauher See.«
    »Gut, fangen Sie an. Aber suchen Sie sich in Marsaxlokk einen Schuppen, wo Sie niemand sieht. Zwei Gehilfen dürfen Sie maximal mitnehmen, aber niemand soll etwas verraten.«
    Bevor die Zimmerleute die Vollendung ihres Werkes meldeten, wurde ein Segel gesichtet. Eine britische Fregatte näherte sich und signalisierte, daß ein Offizier mit Nachrichten an Bord komme. Der Ausguck sah einen General in dem Boot, und David ließ die Wache antreten. Hoffentlich Verstärkung!
    Als der Kopf des Generals über der Reling auftauchte, blieb David vor Erstaunen fast die Sprache weg. »Bitte an Bord kommen zu dürfen«, schnarrte der General, und David stotterte: »Herzlich willkommen, Sir Ralph. Wie kommen wir zu dieser Ehre?«
    Generalleutnant Abercromby schüttelte ihm herzlich die Hand und sagte: »Ich bringe Verstärkung, mein Lieber. Das hätten Sie in der Karibik wohl auch nicht gedacht, daß wir uns hier vor Malta wiedersehen. Stellen Sie mir bitte Ihre Offiziere vor, und dann bringen Sie mich zu den Herren Ball und Graham, Sir David. Ja, ich habe verfolgt, daß Sie die Baronie erhielten, nachdem Sie den Vierundsechziger erobert hatten. Haben es mehr als verdient, mein Lieber.«
    Er war ganz der Alte: direkt, zupackend, offen und tatkräftig. An Land ließ er sich die Stellungen zeigen, inspizierte auch die Unterkünfte der Truppen und knurrte manchmal seine Unzufriedenheit hinaus. Wenn Ball und Graham klagten, daß sie aus Menorca und Sizilien nicht genügend Nachschub erhielten, dann polterte er los: »Denen werde ich Feuer unter dem Arsch machen!« Und alle wußten, das würde er tun.
    In Balls Hauptquartier stellte er dann die Frage, auf die David schon lange gewartet hatte: »Was hat denn Sir David bisher für Kommandounternehmen durchgeführt?«
    Ball verstand überhaupt nicht. »Sir David kommandiert die Blockadeschiffe, Sir Ralph. Was meinen Sie mit Kommandounternehmen?«
    »Ja, wissen Sie denn nicht, daß Sir David einer unser verwegensten Ranger ist? Wie gern hätte ich ihn in der Armee. Na, Sir David, denken Sie noch an das Lager des Todes, wo Sie den Massenmörder Fédon erlegten? Ist der Malaie mit seinem Blasrohr noch bei Ihnen? Werfen Sie noch so gut mit dem Messer?«
    Ball und Graham sahen David wie einen Geist an. Der sagte lächelnd. »Der Malaie ist heimgekehrt, aber ich habe noch meine Wurfmesser …«, er streifte den Jackettärmel hoch und zeigte auf die lederne Manschette mit den Messern, »… und außerdem haben wir zwei Windbüchsen, die lautlos auf hundert Meter töten. Gegen die Mauern der Festung hilft das alles nicht, aber ich habe einen Plan, den ich Ihnen morgen vorstellen kann.«
    Abercromby merkte, daß David jetzt nicht mehr sagen wollte, und kündigte an, daß ihm tausendsiebenhundert Briten unter General Pigot in den nächsten Tagen folgen würden. »Vor dem Winter will ich dann aber diesen Hafen haben, meine Herren, denn ich brauche ihn, um die französische Armee aus Ägypten zu verjagen. Ohne ihren Bonaparte ist sie ja nur die Hälfte wert.«
    David, Gregor und Alfredo hatten in verschiedenen Verkleidungen immer wieder das Depot beobachtet. Sie wußten, wie die Arbeiter angezogen waren, die die Waren trugen. Sie hatten die Entfernungen gemessen und die Posten am Kai und vor dem Depot beobachtet. Das Boot war in Teilen nachts ans Ufer geschafft und in der nächsten Nacht zusammengebaut worden. Drei weitere Leute mit guter Nachtsicht und Erfahrung im Messerwerfen waren ausgesucht und eingewiesen worden. Kanister mit ihrem Lampenöl hatten sie wie die Getreidesäcke verpackt, und für den starken Alfredo war noch ein kleines Pulverfäßchen dazugelegt worden. Außer den beiden Windbüchsen und Davids Pistole hatten sie nur Messer und Garotten.
    Als Pigots Truppen in die Linien einrückten, absorbierten sie genug Aufmerksamkeit der Belagerten. David hatte die
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