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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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»Würden Sie das bitte etwas genauer erklären?«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Martinho steif. »Der Mann hat dieses Tier als eine säurespritzende Ameise beschrieben, die ungefähr einen halben Meter lang ist. Natürlich weiß ich wie jeder andere Bandeirante von diesen Dingen, aber die Regierung hat uns zum Stillschweigen verpflichtet, um Unruhe in der Bevölkerung zu vermeiden.«
    »Nun, diesmal wird es viele Augenzeugen geben, fürchte ich«, sagte Chen Lu. »Nicht leicht, die Sache noch länger geheimzuhalten, wie?«
    Martinho zuckte die Achseln.
    Rhin war entsetzt. »Aber … das ist unmöglich! Keine Ameise kann jemals so groß werden! Dies ist ein Scherz von euch Bandeirantes.«
    »Wie Sie meinen, Dona«, sagte Martinho. Er hob seine Rechte und berührte seine Wange. »Sehen Sie diese Narbe? Säureverbrennung. Sie stammt auch von einem solchen Scherz.« Er verbeugte sich abermals. »Ich bitte um Vergebung, aber ich muß jetzt gehen.«
    Rhin Kelly stand auf. Eine halbmeterlange Ameise! Die Entomologin in ihr sagte, daß es so etwas nicht geben könne. Es gab physiologische Grenzen, die von der Körperstruktur vorgegeben waren. Aber dies war eine Sache, die innerhalb weniger Minuten bewiesen oder widerlegt werden konnte. Weniger als eine halbe Legua entfernt, hatte der Mann gesagt. Das waren knapp drei Kilometer.
    »Wir gehen natürlich mit Ihnen,« sagte sie.
    Auch Chen Lu erhob sich. »Selbstverständlich. Ich muß gestehen, daß ich sehr neugierig bin.
    Rhin schob ihre Hand unter Martinhos Ellenbogen. »Zeigen Sie mir diese phantastische Chigua, Senhor Martinho, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Martinho legte seine linke Hand auf die ihre und fühlte eine elektrisierende Wärme. Welch eine beunruhigende Frau! »Bitte«, sagte er. »Sie sind so schön, und der Gedanke, was die Säure von diesem Ding anrichten kann …«
    »Wir werden uns im Hintergrund halten, wie es sich für Beobachter geziemt«, sagte Chen Lu. »Seien Sie unbesorgt, lieber Freund. Können Sie uns zum Schauplatz des Geschehens führen?«
    Martinho seufzte. Diese Leute waren so hartnäckig. Schwer zu sagen, wie die Regierung auf alles das reagieren würde. Nicht erfreut, soviel war klar. Sie würde den Bandeirantes die Schuld aufladen und ihn zur Rechenschaft ziehen, weil er nicht verhindert hatte, daß ein Direktor der IBÖ Dinge zu sehen bekam, die es nach der amtlichen Sprachregelung nicht gab. Trotzdem war es gut, daß Abteilungsdirektor Chen Lu mitkam. Es war sogar notwendig.
    Eine unhaltbar gewordene Situation mußte aufgedeckt werden. Mit der bisherigen Politik des Verschweigens und Vertuschens war nicht mehr weiterzukommen.
    »Natürlich dürfen Sie mitgehen«, sagte er. »Aber bitte sorgen Sie dafür, daß die liebliche Rhin Kelly in sicherer Distanz bleibt, Senhor.« Er lächelte. »Gerüchte haben manchmal sehr schmerzhafte Folgen.«
    »Wir werden es an der gebotenen Vorsicht nicht mangeln lassen, das verspreche ich Ihnen.«
    Martinhos Leute hatten das Lokal bereits verlassen. Die Mädchen saßen allein an ihrem Tisch und nippten mit verdrießlichen Mienen von ihren Getränken.

 
3.
     
    Die Plaza Titao Passos lag im grellen, bläulichweißen Licht von sieben oder acht Tiefstrahlerlampen der Straßenbeleuchtung, die in der Abendbrise sanft an ihren Kabeln zwischen den altmodischen gußeisernen Haltemasten schaukelten. Ein weißer Transporter der Bandeirantes stand am Rand der zentralen Grünanlage und tastete mit zwei Suchscheinwerfern den Springbrunnen im Mittelpunkt der Plaza ab. Gerätewagen und Polizeifahrzeuge parkten in scheinbar willkürlicher Anordnung kreuz und quer auf der geräumten und abgesperrten Fahrbahn. Der Transporter sah aus, als käme er direkt von einem Arbeitseinsatz im Binnenland. Rumpf und Räder waren mit rötlichem Schlamm bespritzt, und die Verkleidungen von zwei der vier Rotorturbinen waren verkratzt und ölig, was auf eine Feldreparatur schließen ließ.
    Martinhos Gruppe bahnte sich einen Weg durch die Menge der Neugierigen, drang zur Absperrkette von Bandeirantes und Polizisten durch und wurde ohne Formalitäten in den Sperrkreis eingelassen. Rhin Kelly und Chen Lu folgten.
    Martinho bedeutete ihnen, zurückzubleiben, und ging zum Rand der Grünfläche, um zu sehen, was die tastenden Finger der Suchscheinwerfer zeigten.
    »Wo ist Ramon?« fragte er.
    »Er ist zu Thome und Joca in den Transporter gegangen«, sagte Virho neben ihm. Er beschattete seine Augen und spähte in die
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