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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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anstarrte.
    »Hat es wirklich diese Farbe?« fragte er.
    Martinho lachte beinahe zärtlich. »Ah, Padrinho«, sagte er.
    Rhin trank aus ihrem Glas, um ihre Konfusion zu verbergen. Die Flüssigkeit war bonbonfarben und schmeckte auch so, aber unter dem Zucker war der scharfe Biß des Alkohols.
    »Aber ist es wirklich von dieser Farbe?« beharrte Virho.
    »Viele Iren haben solch rotes Haar, Senhor Virho«, sagte Chen Lu. »Man sagt, daß es ein wildes Temperament bedeute.« Er wandte seinen Kopf zu Martinho. »Wo arbeiten Sie zur Zeit?«
    »Sie haben es noch nicht gehört? Wir kommen aus der Serra dos Parecis.«
    »Ja«, sagte Virho und nickte düster vor sich hin. »Eine höllische Gegend, beim Riesenkäfer des Mambuca.«
    Martinhos Gesicht wurde plötzlich dunkel, und er warf Virho einen scharfen Seitenblick zu. »Rede keinen Unsinn!« schnappte er.
    Rhin starrte von einem zum anderen. Eine unangenehme Stille war eingekehrt. Die Männer saßen steif und gespannt, nur Chen Lu spielte gleichmütig mit seinem Glas.
    »Aber Joao«, sagte Virho schließlich. »Du weißt selber, was für Berichte wir über …«
    »Ich weiß!« bellte Martinho. »Ja!«
    Virho nickte, einen gequälten Ausdruck im Gesicht. »Sie sagten, es war …«
    Martinho winkte heftig ab. »Es gibt Mutationen, wir wissen das«, sagte er unwillig.
    »Mutationen?« fragte Chen Lu mit höflichem Interesse.
    »Wir haben gesehen, was wir gesehen haben«, sagte Virho.
    Martinho erkannte, daß er das Thema nicht mehr abbiegen konnte. Er seufzte. »Aber die Beschreibung von diesem Ding ist eine physiologische Unmöglichkeit«, sagte er verdrießlich. »Sie ist ein Produkt des Aberglaubens, muß es sein. Ich bin davon überzeugt.«
    »Wirklich, Joao?«
    »Wir werden mit allem fertig, was dort draußen ist«, sagte Martinho. Er sah Chen Lus gespannte Aufmerksamkeit und ärgerte sich noch mehr über Virhos Geschwätzigkeit.
    »Wovon reden Sie eigentlich?« fragte Rhin.
    Chen Lu räusperte sich. »Es gibt Erzählungen, Doktor Kelly …«
    »Erzählungen!« höhnte Martinho.
    »Gerüchte, dann«, sagte Chen Lu. »Einige Bandeirantes der Gruppe Borromeu Alvarez sagen, sie hätten in der Serra dos Parecis eine Fangschrecke der Gattung Mantida gesehen, die drei Meter lang gewesen sei.«
    Virho beugte sich zu Chen Lu über den Tisch, ein narbiger Veteran des Dschungels mit gelichtetem grauem Haar, das wachsam gespannte Gesicht von tausend feinen Falten genetzt. »Alvarez verlor sechs Männer, bevor er sich aus der Serra zurückzog. Wußten Sie das, Senhor? Sechs Männer! Und er …«
    Virho brach ab, als ein kleiner, dunkelhäutiger Mann in der fleckigen Arbeitskleidung eines Bandeirante an den Tisch kam. Der Mann hatte ein rundes, indianisches Gesicht mit hohen Backenknochen. Er beugte sich an Martinhos Ohr und flüsterte etwas.
    Rhin konnte nur einzelne Worte verstehen; sie wurden sehr leise und in einem barbarischen Provinzdialekt gesprochen. Es schien sich um einen Platz in der Stadt zu handeln, und um Menschenmengen.
    Martinho schürzte seine Lippen und sagte: »Wann?«
    Der Mann richtete sich auf und sprach ein wenig lauter. »Jetzt, Chef. Vor einer Viertelstunde.«
    »Auf der Plaza Titao Passos?«
    »Ja. Höchstens eine halbe Legua von hier, Chef.«
    »Was ist es?« fragte Chen Lu.
    »Ein Namensvetter dieses Kabaretts«, sagte Martinho.
    »A’Chigua – eine Ameise?«
    »So scheint es.«
    »Eine Ameise?« Rhin wollte auflachen, besann sich aber eines Besseren. Ein undefinierbares Angstgefühl begann sich in ihr auszubreiten. »Aber ich dachte, dies sei eine grüne Zone?«
    Martinho stand auf. »Sie werden mich bitte entschuldigen, Rhin Kelly. Es gibt Arbeit.«
    »Eine mutierte Ameise?« fragte Chen Lu. »Sind Sie sicher, daß kein Irrtum vorliegt?«
    »Kein Irrtum, Senhor«, sagte der Mann.
    »Gibt es keine Einrichtungen, um mit solchen Zwischenfällen schnell und ohne viel Aufhebens fertig zu werden?« fragte Rhin ungläubig. »Wahrscheinlich ist es ein blinder Passagier, der mit irgendeiner Fracht in die grüne Zone gelangt ist …«
    »Vielleicht nicht«, sagte Martinho. Er nickte Virho zu. »Sag den anderen Bescheid. Vor allem brauchen wir Thome für den Wagen und Joca für die Lampen.«
    »Sofort, Chef.« Virho sprang auf und eilte durch den Raum zu den anderen Bandeirantes.
    Chen Lu sagte: »Was meinten Sie, als Sie sagten – vielleicht nicht?«
    »Dies scheint eine von den Neuen zu sein«, sagte Martinho widerwillig.
    Aber Chen Lu ließ nicht locker.
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