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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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Fachsimpeleien in einem halben Dutzend Sprachen schwirrten durch den Raum.
    »… also spritzte ich eine Schaumdecke, und wir gingen hinein und räumten das ganze Nest aus – mutierte Ameisen, wie sie sie schon im Piratininga gefunden hatten. Müssen zehn- oder zwanzigtausend von ihnen gewesen sein.«
    Dr. Rhin Kelly hatte dem Durcheinander der Stimmen seit einer Viertelstunde gelauscht, und ihre Aufmerksamkeit war mehr und mehr von einer unterschwelligen Spannung erregt worden, die in diesem Raum zu herrschen schien. Aber sie konnte nicht den Finger darauf legen; es war sogar möglich, daß die Atmosphäre dieses Kabaretts und ihr eigener, nicht allzu stabiler Gemütszustand zusammenwirkten, um ihr eine solche Spannung vorzugaukeln.
    »Die neuen Gifte wirken – ja.« Das war ein Bandeirante am Tisch hinter ihr, der das Problem von überlebenden, resistent gewordenen Insektenpopulationen beantwortete. »Aber das letzte Aufwischen wird harte Handarbeit bringen, genau wie in China. Dort mußten sie hingehen und die letzten Insekten mit der Fliegenklatsche erledigen.«
    Rhin merkte, wie ihr Begleiter sich bewegte, und sie dachte: Er hat es gehört. Sie wandte ihren Blick vom bernsteinfarbenen Rauchgekräusel über ihrem Tisch und sah mit einem Anflug von Zärtlichkeit in seine Mandelaugen. Er lächelte, und sie dachte, wie sie es schon oft getan hatte, was für eine außerordentliche Persönlichkeit dieser Dr. Chen Lu sei. Er war groß und hatte das kraftvolle, kantige Gesicht des Nordchinesen. Sein kurzgeschnittenes Haar war voll und von einem reinen Blauschwarz, obwohl er die Sechzig erreicht hatte. Er beugte sich zu ihr und sagte mit halblauter Stimme: »Wohin man auch geht, man kommt nicht davon weg, eh?«
    Sie schüttelte ihren Kopf und fragte sich zum vielleicht zehntenmal, warum der hochgestellte Dr. Chen Lu, Abteilungsdirektor der UNO-eigenen Internationalen Behörde für Ökologie, sie an ihrem ersten Abend in Bahia ausgerechnet in dieses Lokal geführt hatte. Dagegen wußte sie ziemlich genau, warum er sie als Beobachterin angefordert hatte. Sie war Entomologin im Dienst der IBÖ und sollte gewissen Gerüchten über abnorme Insektenmutationen als Folge der Schädlingsbekämpfung nachgehen. Dazu würde es nötig sein, möglichst engen Kontakt mit einem leitenden Mann der Bandeirantes herzustellen, jener Spezialtruppe der brasilianischen Regierung, die den undankbaren Auftrag hatte, das riesige Landesinnere insektenfrei zu machen und so für die Besiedlung durch eine explosionsartig wachsende Bevölkerung vorzubereiten. Wahrscheinlich würde es darauf hinauslaufen, diesen leitenden Mann zu umgarnen und sein Vertrauen zu gewinnen, denn offiziell leugnete die brasilianische Regierung, daß ihre mit gewaltigem Aufwand geführte Vernichtungskampagne unliebsame Nebenerscheinungen gezeitigt habe oder gar gescheitert sei. Soviel hatte sie während der ersten Lagebesprechung von Chen Lu erfahren. Aber den Namen des Mannes, den er als geeignete Kontaktperson ausersehen hatte, mußte er ihr noch nennen.
    »Es heißt, daß verschiedene Pflanzen am Aussterben sind, weil es keine Insekten mehr gibt, die sie bestäuben.« Das war eine Frau an dem Tisch hinter ihr, und Rhin wunderte sich über soviel Freimut in einem Land, dessen Regierung die Insektenvernichtung zu einer Art von nationalem Kreuzzug stilisiert hatte.
    Der Bandeirante direkt hinter ihr sagte: »Sei still, Chica. Du redest wie diese Frau, die sie letzte Woche in Itabuna verhaftet haben.«
    »Was für eine Frau?«
    »Sie verteilte Literatur über Umweltschutz. ›Der stumme Frühling‹ von Rachel Carson und solches Zeug, und das in einer Stadt gleich hinter der Barriere. Die Polizei schnappte sie, bevor sie zwanzig Exemplare losgeworden war. Das meiste von dem verteilten Material wurde sichergestellt, aber du weißt, welchen schädlichen Einfluß dieses Zeug auf die Leute hat.«
    Am Eingang des Lokals entstand Unruhe, als eine Gruppe von Männern hereindrängte. Einer der Bandeirantes rief: »Hola, Joao! Du Glückspilz, Joao! Was bringt dich hierher?«
    Rhin wandte ihren Kopf mit den übrigen Gästen, aber sie bemerkte, daß Chen Lu Gleichgültigkeit vortäuschte.
    Sieben Bandeirantes waren hereingekommen und standen nahe bei der Tür, offenbar unschlüssig, wo sie sich niederlassen sollten. An ihrer Spitze war ein Mann mit den goldenen Schmetterlingsinsignien des Einsatzgruppenleiters an den Uniformaufschlägen. Rhin beobachtete ihn mit plötzlichem
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