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Der Kampf der Insekten

Der Kampf der Insekten

Titel: Der Kampf der Insekten
Autoren: Frank Herbert
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schillernden Spiegelungen des Wassers. »Siehst du was, Joao? Ich nicht.«
    »Aber ja, Padrinho. Dort, hinter dem Wasservorhang.« Martinho zeigte.
    Die Menge wurde in einem Abstand von fünfzig oder sechzig Metern vom Springbrunnen rings um die Plaza zurückgehalten. Innerhalb der Absperrung lag ein Teil der Fahrbahn, eine mosaikbelegte Rundpromenade mit Darstellungen der Vögel Brasiliens in kunstvollen Ornamentumrahmungen, und eine zwanzig Zentimeter hohe Stufe, hinter der die Rasenfläche begann, unterbrochen von symmetrisch angelegten Blumenbeeten. Diese Fläche hatte einen Durchmesser von etwa fünfundzwanzig Metern. Den Mittelpunkt der ganzen Anlage bildete die Fontäne, die aus einem schalenförmigen Oberlaufbecken emporschoß. Martinhos Finger zeigte auf ein paar Stellen der Rasenfläche, wo das Gras gelblich verfärbt war.
    »Säure«, sagte Virho.
    Die Suchscheinwerfer erfaßten eine Bewegung unter dem Überlaufbecken, halb verborgen hinter dem vom Beckenrand glasig niederfallenden Wasservorhang. Daß man dort hineinsehen konnte, war vier aus Stein gemeißelten Meerjungfrauen und Tritonen zu verdanken, die sich in barocker Pracht über den Beckenrand erhoben und den künstlichen Wasserfall in ebenso viele Bahnen unterteilten.
    »Und da ist A’Chigua«, sagte Martinho. »Nun werden unsere mißtrauischen Gäste von der IBÖ es wohl glauben müssen.«
    Als er sprach, kam der Gegenstand des allgemeinen Interesses ganz hinter dem Wasservorhang hervor und verharrte sekundenlang bewegungslos, als wollte er die Vorgänge außerhalb seines Verstecks beobachten. Nur die Fühler zuckten hierhin und dorthin.
    Ein Seufzen ging durch die Menge.
    Rhin Kelly und Chen Lu kamen näher. Die Entomologin winkte aufgeregt und rief: »Senhor Martinho – dieses Ding ist unmöglich! Es ist wenigstens fünfundsiebzig Zentimeter lang. Es muß drei oder vier Kilo wiegen!«
    »Trauen Sie Ihren eigenen Augen nicht?« fragte Virho.
    Die zwei Ausländer blieben neben ihm und Martinho stehen und spähten zum Springbrunnen. Rhin war fassungslos. »Ich kann es nicht glauben«, murmelte sie. »Ich würde was dafür geben, dieses … dieses Ding in die Hände zu kriegen.«
    »Was ist es, das Sie nicht glauben können?« sagte Martinho.
    »Ich weiß nicht. Ich denke, es ist eine Art Automat, ein mechanisches Monstrum.«
    »Wieviel würden Sie geben?«
    »Oh – fünftausend Cruzeiros. Ich glaube, soviel würde es der IBÖ wert sein. Meinen Sie nicht, Doktor?«
    Chen Lu lächelte. »Das kann ich verantworten«, sagte er.
    »Bitte halten Sie die ungläubige Dame außer Reichweite«, sagte Martinho. Er wandte sich zu Virho. »Padrinho, ich brauche einen Schild und ein Sprühgewehr. Und eine große Musterflasche. Wir wollen Doktor Kelly und Doktor Chen Lu zu ihrem Exemplar verhelfen.«
    Virho seufzte und ging, den Befehl auszuführen. Chen Lu beobachtete die Riesenameise, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatte. »Ist dies eins von den Tieren, die nach den Gerüchten der letzten Zeit das Binnenland unsicher machen?« fragte er nachdenklich.
    Martinho nickte grimmig.
    »Ich frage mich«, fuhr Chen Lu fort, »warum wir niemals Exemplare gesehen haben. Die IBÖ wäre sehr daran interessiert gewesen.«
    Martinho schluckte eine ärgerliche Entgegnung hinunter.
    Dieser schlaue Chinese mußte recht gut wissen, welche Politik die Regierung in dieser Sache verfolgte.
    »Ist das nicht eine interessante Frage?« fragte Chen Lu.
    »Warum stellen Sie sie nicht der brasilianischen Regierung?« sagte Martinho. »Ich bin bloß ein Praktiker, ein kleines Rädchen in einer großen Maschinerie. Gehen Sie hin und stellen Sie den zuständigen Minister zur Rede, nicht mich.«
    »Jeder Entomologe wird sagen, daß dieses Ding eine physiologische Unmöglichkeit ist«, sagte Rhin. »Das Chitinmaterial ist für so große und schwere Körperstrukturen ungeeignet.«
    »Die Entomologen werden zweifellos recht haben«, sagte Martinho sarkastisch.
    »Aber ein Insekt kann nicht so groß werden!« protestierte Rhin. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die schwärzliche Kreatur, die hinter dem Wasservorhang um die Basis des Überlaufbeckens krabbelte.
    »Natürlich nicht«, sagte Martinho. »Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.« Dann dachte er an die Meldungen aus der Serra dos Parecis. Mantidae von drei Metern Länge. Er kannte die wissenschaftlichen Argumente, die gegen solche Dinger sprachen. Rhin und ihre Fachkollegen hatten recht. Theoretisch konnten Insekten keine
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