Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11

Titel: Der kalte Hauch der Nacht - Inpektor Rebus 11
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
gewusst, dass seine Opfer einem Single-Club angehören, wenn er nicht selbst in dem Nachtclub gewesen ist? Sie hatte auch schon etliche Mitglieder der drei Single-Clubs der Stadt verhört und sogar Leute, die abgesprungen oder rausgeflogen waren.
    Sandra war aschgrau im Gesicht und trank ein Bacardi-Cola. Bis dahin hatte sie fast den ganzen Abend auf die Tischplatte gestarrt. Bevor die ganze Gruppe ins Marina gegangen war, hatte man sich in einer Kneipe getroffen. So ging das jedes Mal: Manchmal trafen sich die allein stehenden Damen und Herren in einer Kneipe und zogen dann weiter, manchmal blieben sie den ganzen Abend auch an einem Ort. Bisweilen unternahmen sie aber auch gemeinsam etwas und gingen zum Beispiel zusammen tanzen oder ins Theater. Vielleicht war ihnen der Kerl sogar von der Kneipe aus gefolgt. Doch wahrscheinlich hatte alles in dem Nachtclub angefangen, und der Bursche hatte – das Gesicht hinter einem Glas verborgen – die Tanzfläche umkreist, wie Dutzende anderer Männer auch.
    Clarke überlegte, ob ein paar Singles auf einem Haufen ohne weiteres als solche zu erkennen waren. In der Regel war eine solche Gruppe ziemlich groß und bestand aus Männern und Frauen. Aber das traf auch auf eine Runde von Büroangestellten zu. Natürlich trugen Singles keinen Ehering… Außerdem waren die Leute unterschiedlich alt. Aber ganz sicher waren keine Teenager darunter, die als Büronachwuchs hätten durchgehen können. Clarke hatte mit Sandra über deren Gruppe gesprochen.
    »Ich geh dort nur hin, um andere Leute zu treffen. Wissen Sie, ich arbeite in einem Altenheim, und da lerne ich natürlich niemanden in meinem Alter kennen. Außerdem gibt es ja noch David. Wenn ich ausgehen will, muss meine Mutter ihn hüten.« David war ihr elfjähriger Sohn. »Mir geht es nur um ein bisschen Geselligkeit… das ist alles.«
    Eine andere Frau aus der Gruppe hatte fast das Gleiche gesagt und dann noch hinzugefügt, dass viele Männer in Single-Clubs – »na ja, etwas merkwürdig sind«. Im Gegensatz zu den Frauen, »die sind in Ordnung«.
    Da sie am Rand der Sitznische auf der Bank saß, hatten bereits zwei Männer Clarke zum Tanzen aufgefordert. Sie hatte jedoch in beiden Fällen abgelehnt. Eine der Frauen hatte sich daraufhin über den Tisch zu ihr hinübergebeugt.
    »Du bist noch neu hier!«, brüllte sie. »Das riechen die Typen förmlich!« Dann hatte sie sich zurückgelehnt und gelacht und dabei ihre ungepflegten Zähne und ihre Cocktail-grüne Zunge gezeigt.
    »Moira ist bloß eifersüchtig«, sagte Sandra. »Die hat doch nur Chancen bei Typen, die den ganzen Tag beim Sozialamt anstehen.«
    Moira konnte diese Bemerkung unmöglich verstanden haben. Trotzdem starrte sie die beiden beleidigt an.
    »Ich muss mal auf die Toilette«, sagte Sandra.
    »Ich komme mit.«
    Sandra nickte zustimmend. Clarke hatte ihr versprochen, sie nicht einen Moment aus den Augen zu lassen. Die beiden nahmen ihre Handtaschen und bahnten sich einen Weg durch die Menschenleiber.
    Auf dem Klo war ebenfalls mächtig was los, aber wenigstens war es dort nicht so heiß, und die Tür dämpfte die hämmernde Musik ein wenig ab. Clarkes Ohren dröhnten, und ihre Kehle war von dem vielen Zigarettenrauch und dem Schreien ganz rau. Sandra stellte sich vor einer der Kabinen an, und Clarke nahm währenddessen vor einem der Waschbecken Aufstellung. Sie betrachtete sich im Spiegel. Da sie sich normalerweise nicht schminkte, war sie überrascht, wie fremd ihr Gesicht ihr erschien. Ihre angemalten Augen wirkten eher härter als sonst und nicht etwa verführerischer. Sie zupfte an einem der Träger ihres Kleides. Im Stehen berührte dessen Saum zwar ihre Knie. Doch wenn sie saß, hatte sie ständig das Gefühl, dass die Taille nach oben rutschte. Erst zweimal hatte sie das Kleid getragen: einmal auf einer Hochzeit und dann auf einer Abendgesellschaft. Damals hatte sie das Problem noch nicht gehabt. Ob sie vielleicht am Bauch zugenommen hatte? War das der Grund? Sie stellte sich seitlich vor den Spiegel und überprüfte ihre Figur. Dann inspizierte sie ihr kurz geschnittenes Haar. Sie mochte die Frisur – ließ ihr Gesicht länger erscheinen. In dem allgemeinen Gedränge vor dem Händetrockner stieß sie mit einer Frau zusammen. Aus einer der Kabinen drang lautes Schniefen nach draußen. Ob sich dort gerade jemand 'ne Ladung Koks reinzog? In der Schlange vor den Toilettentüren sprachen einige Frauen über die Typen in der Disco. Sie machten wenig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher