Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren
Autoren: Doris Loesel
Vom Netzwerk:
auch gar nicht. Kay hält mich sicher in seinen Armen.
„Sie werden es mir ansehen“, flüstere ich und eine leichte Panik färbt meine Stimme.
„Wer?“
„Alle … ähm, Rheena!“
„Na und?“ Kay umfasst meine Taille und schwingt mich einmal rundherum.
Was gar nicht so einfach ist. Wir stehen noch immer im Bad.
„Sollen sie doch!“, lacht er schließlich, „alle dürfen wissen, dass ich das hübscheste Mädchen in Castillian ergattert habe.“
Ich kichere. „Quatschkopf!“ Dann werde ich wieder ernst.
„Hey!“ Kay hebt mein Kinn an. „Wovor hast du Angst?“
„Miriam“, stoße ich hervor, ehe ich es verhindern kann.
„Und?“
„Sie hat es auf dich abgesehen.“
„Miriam hat keine Chance“, sagt Kay mit Nachdruck, „weder sie, noch Silvia, noch irgendwer sonst.“
Ich blinzele ungläubig durch meine Wimpern.
„Soll ich es dir nochmal beweisen?“ Kay grinst mich mit diesem verführerischen Lächeln an.
Obwohl ich noch immer etwas unsicher bin, was mich in wenigen Minuten im Speisesaal erwartet, reagiere ich anders, als Kay es von mir erwartet.
Kess ziehe ich einen – wie ich hoffe – süßen Schmollmund.
„Das wäre vielleicht eine Möglich …“
Weiter komme ich nicht, da meine Lippen auf süße Weise versiegelt werden.
    Doch auch der süßeste Kuss ist irgendwann zu Ende.
Nicht nur ich hole zitternd Luft.
„Himmel, Kleines“, stößt Kay hervor, „du bist ein echtes Naturtalent.“
„Hmm“, mache ich und zaubere eine nachdenkliche Miene auf mein Gesicht, „könnte möglicherweise daran liegen, dass ich bereits Erfahrung gesammelt habe.“
Mit wachsamem Blick schiebt Kay mich ein Stückchen von sich, nur so weit, dass er mich aufmerksam ansehen kann.
Ganze zehn Sekunden schaffe ich es, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Dann ist damit Schluss und ich muss kichern.
„Was?“, fragt er. Vermutlich spielen sich gerade interessante Szenarien in seinem Kopf ab.
„Oh“, mache ich, mich endlich dazu herablassend, eine Erklärung abzugeben, „ich habe dich so oft in meinen Träumen geküsst …“
„Unseren Träumen“, unterbricht Kay mich.
Ich nicke.
„Unseren Träumen“, wiederhole ich, „und du bist ein wirklich ausgezeichneter Lehrer!“
„Echt jetzt?“ Kay strahlt wie ein Marienkäfer.
„Echt jetzt!“
Ich verkneife mir die Frage, wo er so gut küssen gelernt hat.
Aber wieder einmal, wie schon so oft, sieht Kay sich genötigt, meine Frage zu beantworten, bevor ich sie überhaupt gestellt habe.
„Dann bin ich ebenso ein Naturtalent wie du.“
Mein Kopf ruckt mit solcher Geschwindigkeit nach oben, dass Kay gerade eben noch seinen eigenen wegziehen kann, bevor ich ihm mit meiner harten Hirnschale die Nase brechen kann.
„Was willst du damit andeuten?“, frage ich.
„Was denkst du wohl?“, antwortet er mit einer Gegenfrage.
Ich schüttele heftig den Kopf.
Niemals! Never ever!
„Kay“, sage ich schließlich, als ich mich einigermaßen wieder unter Kontrolle habe, „mir ist völlig klar, dass ich mein Leben fernab der Realität verbracht habe bisher. Ich habe überhaupt keine Möglichkeit gehabt, jemanden kennenzulernen. Du jedoch bist in der wirklichen Welt aufgewachsen …“
Mir entgeht nicht das Zittern, das ihn bei meinen Worten überkommt. Aber ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, ihm meine Ansicht der Dinge darzulegen, als dass ich im Augenblick darüber nachdenken kann.
„… also wirst du mir nicht allen Ernstes weismachen wollen, dass diese Küsse auch deine ersten waren.“
„Doch“, sagt Kay leise, „genau das versuche ich dir zu sagen.“
Ich kann es nicht glauben. Und doch sagt mir mein Lügen-Radar, dass es die Wahrheit ist.
„Aber … aber … wie?“, stammele ich. „Du bist so verdammt heiß, Kay. Erzähl mir nicht, dass dir die Mädels nicht in Scharen gefolgt sind!“
Kay grinst.
„Ich bin auf eine reine Jungen-Schule gegangen. Dies ist meine erste gemischte Schule.“
„Ja, aber … du wurdest doch nirgends eingesperrt, so wie ich. Und da draußen“, ich mache eine ausholende Handbewegung, „gibt es nun mal zweierlei Geschlechter.“
Seine unglaublichen Augen verdunkeln sich.
„Lass uns später darüber reden“, sagt er rau.
Augenblicklich habe ich ein schlechtes Gewissen. Irgendetwas bedrückt ihn. Und mit meiner dämlichen Fragerei habe ich uns diesen wundervollen Moment kaputtgemacht. Zerknirscht lasse ich den Kopf hängen.
„Nein“, sagt Kay leise und hebt mein Kinn mithilfe zweier Finger wieder an, um mir in die Augen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher