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Der Junge mit den blauen Haaren

Der Junge mit den blauen Haaren

Titel: Der Junge mit den blauen Haaren
Autoren: Doris Loesel
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einem vollkommen aufgelösten Kay erklärt hat, dass ich nicht an Blutarmut sterben werde und auch keine Bluttransfusion nötig sei, um derselben vorzubeugen, findet er langsam wieder zu sich selbst zurück.
Ich kann nicht verhehlen, dass mich sein Verhalten mehr als nur ein bisschen nachdenklich macht.
Schuldgefühle hin oder her, aber rechtfertigen sie eine solche Überreaktion oder steckt mehr dahinter?
Irgendetwas aus seiner Vergangenheit, über die wir übrigens noch immer nicht gesprochen haben, könnte einen Hinweis auf sein merkwürdiges Verhalten geben.
Nicht, dass ich nicht hin und wieder, bei passender Gelegenheit natürlich, den Versuch gestartet habe, Kay darauf anzusprechen.
Okay, eine wirklich passende Gelegenheit ergibt sich recht selten.
Will ich Kay nicht im Beisein unserer Freunde darauf ansprechen, muss ich warten, bis wir alleine sind.
Tja, und wenn wir dann alleine sind, haben wir natürlich Besseres zu tun, als zu quatschen.
Sprechen wir dennoch, zwischen all unseren Küssen, miteinander, ist meistens eine weitere Boshaftigkeit Miriams das Thema.
    So suchte ich zum Beispiel einen halben Tag lang meinen Laptop, der auf rätselhafte Weise nach dem Physikunterricht verschwunden war. Wiedergefunden habe ich ihn ulkigerweise abends im Speisesaal unter einem zerbrochenen Honigglas. Unnötig zu erwähnen, dass das Teil nach dieser kosmetischen Behandlung unbrauchbar war.
Die Kosten für einen neuen Laptop zahlte ich von meinem knapp bemessenen Taschengeld.
    An die andere Sache werde ich jeden Tag aufs Neue erinnert. Nämlich immer dann, wenn ich meine Schublade öffne, um mir ein Shirt herauszunehmen.
Seit Kay und ich zusammen sind, und nach all dem, was vorher schon zwischen uns war, habe ich meine anfänglichen Skrupel, was das gemeinsame Waschen unserer Klamotten betrifft, ziemlich schnell überwunden und mich bereit erklärt, diese Arbeit zu übernehmen.
Irgendwie bin ich der Überzeugung, dass ich mich revanchieren muss für das was Kay, meiner Meinung nach, schon alles für mich getan hat.
Die ersten beiden Male ging auch alles gut.
Aber als ich an jenem Abend in den Waschraum ging, um unsere weißen Shirts, Kays Sportsocken und die Unterwäsche aus der Maschine zu holen, um sie in den Trockner umzuladen, traf mich beinahe der Schlag.
Jedes einzelne verdammte Wäschestück, inklusive Kays weißer Retropants, leuchteten in einem unglaublich grellen schweinchenrosa!!
Verantwortlich für diese unfreiwillige Färbeaktion war eine feuerrote Socke.
Socken von der Art, wie ich sie beim Sport trage, und von denen ich mehrere Paare in meinem Fach in der Umkleidekabine aufbewahre.
Kay und ich haben in unserem gemeinsamen Badezimmer zwei leere Kartons platziert, in die wir unsere schmutzige Wäsche abends immer packen.
Ein Karton für die weiße Wäsche – ein Karton für die Buntwäsche.
Okay, es ist sicher nicht unmöglich, dass ich meine Socken in den verkehrten Karton geworfen habe.
Doch nachdem Kay mich zusammengekauert und wie ein Schlosshund heulend aufgesammelt hat, kann er mich ziemlich schnell von meiner Unschuld überzeugen.
Wie ein Detektiv inspiziert er unsere Schmutzwäsche und reckt kurz darauf seinen Daumen in die Luft.
Meine roten Sportsocken sind nämlich vollzählig in dem anderen Wäschekarton.
Die Methode, die Kay letztlich anwendet, um mich vor meiner Selbstzerfleischung zu bewahren, lässt mich ernsthaft in Erwägung ziehen, Miriam eine Dankeskarte für diese Aktion zu schicken.
Himmel, meine Gedanken rotieren heute mal wieder in einer Endlosschleife mit dem Namen Miriam. Entschlossen, mich lieber auf das kommende Wochenende zu freuen, schiebe ich meine gesammelten unerfreulichen Gedanken beiseite und hüpfe zu Kay, der bereits auf mich wartet.

32)
    I ch kann nicht wirklich behaupten, dass ich großartig überrascht bin, als Mrs. McMillan der versammelten Schülerschar mit übertrieben traurigem Gesicht erzählt, dass der entlaufene Sträfling noch immer nicht dingfest gemacht wurde und daher auch dieses Ausgeh-Wochenende gestrichen ist.
Mein schlechtes Gewissen dagegen verursacht mir augenblicklich Übelkeit.
Unsere Schulkameraden sind so geknickt, dass sie antriebslos einer nach dem anderen auf ihre Zimmer verschwinden.
„Es ist nicht deine Schuld!“ Kay sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Du willst mir wohl nicht ernsthaft weismachen, dass du die Story glaubst?“, halte ich ihm entgegen, ohne eine Antwort zu erwarten. „Ich frage mich nur, was mein Alter gegen
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