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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Cornelia Read
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wirklich vor. Selbst unsere Schritte auf der dicken teuren Auslegeware klangen unwirklich gedämpft.
    Das sind meine Landsleute? Gehöre ich wirklich dazu?
    »Ich komme nicht drüber weg, dass wir bei der Hochzeit unserer eigenen Mutter zu Brautjungfern verknackt wurden«, knurrte Pagan.
    »Bei ihrer vierten Hochzeit.«
    »Und dass unsere neuen Stiefschwestern, die wir noch nie im Leben gesehen haben, die unfassbare Chuzpe besitzen, unsere verdammten Scheißkleider auszusuchen.«
    Ich nickte.
    »Hast du auch das Gefühl, wir sind gestorben und in der Rüschen- und Chintz-Hölle gelandet?«, fragte sie. »Im Ernst. Vielleicht sind wir auf dem Weg von einem Bus überfahren worden. Vielleicht ist das unsere Strafe. Verdammt in alle Ewigkeit .«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Wie stehen die Chancen, dass der Teufel nach Rosenblättern riecht?«
    »Ich glaube, sie nennen es Schwefel.«
    »Schwefel riecht nach faulen Eiern.«
    »Woher weißt du so was?«, fragte sie.
    »Drei Jahre in Syracuse«, sagte ich. »Die Hölle ist in Upstate New York, das kannst du mir glauben. Und da stinkt es nach faulen Eiern.«
    »Ich werde das fiese Gefühl nicht los, jemand will, dass ich als Blümchensessel wiedergeboren werde.«
    »Bringen wir es hinter uns. Suchen wir eine Verkäuferin.«
    »Woran erkennt man, wer hier arbeitet und wer nur einkauft?«, fragte sie. »Sie sehen alle aus wie ferngesteuerte Zombie-Killer-Stepford-Androiden, versklavt durch Steuerungseinheiten, die auf dem Kopf in riesigen karierten Haarschleifen versteckt sind.«
    »Mit denen können wir es aufnehmen, Pagan. Wir stehen immer noch im verdammten Who’s Who .«
    »Niemals. Die können Angst riechen. Und dann gehen sie mit ihren strahlend weißen Zombie-Zähnen auf uns los.«
    »Komm schon. Wir haben die Granta -Zicken überlebt. Ich muss dich doch nicht ohrfeigen.«
    Ich ging zur nächsten Theke, Pagan trottete hinter mir her.
    »Hi«, sagte ich zu dem Zombie-Killer-Stepford-Androiden, der mir gegenüberstand.
    »Hallo, ich bin Courtney. Wie kann ich Ihnen heute helfen?«
    Courtney. G ott steh uns bei.
    »Wir sind hier, um zwei Brautjungfernkleider abzuholen«, erklärte ich.
    »Mhm.« Courtney nickte. »Wie heißt das Brautpaar?«
    »McClintock«, sagte Pagan.
    »Mc Cormack «, sagte ich.
    Pagan zuckte die Schultern. »Als würde das in einem halben Jahr noch eine Rolle spielen.«
    Die Frau ignorierte uns. »Da haben wir es – ich gehe schnell ins Lager und hole die Kleider zum Anprobieren, fein?«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Das wird so scheiße«, murrte Pagan, als Courtney davongetänzelt war. »Ich wette, sie haben gelbe ausgesucht. Oder rosa. Geblümte Scheußlichkeiten mit breiten Schärpen und riesigen Puffärmeln. Duftig und bauschig und voll ätzend.«
    »Wir werden aussehen wie zwei mit Kohlrosen geblümte Sessel«, sagte ich. »Tolle Aussicht.«
    Courtney kam mit den dicken, fetten, in Folie eingepackten Kleidern über dem Arm zurück.
    »Hoppla«, flüsterte ich. »Vielleicht machst du besser die Augen zu.«
    »Schottenkaro? Das kann nicht ihr Ernst sein.«
    »Wenigstens ist es dunkles Schottenkaro. Freu dich über die kleinen Dinge.«
    »Kleine Dinge, dass ich nicht lache. Was kommt alsNächstes, teeren sie uns mit Haggis und zünden uns an?«
    »Wenn wir Glück haben.«
    Courtney strahlte uns mit ihren perfekt überkronten Zombie-Zähnen an.
    »Ich zeige Ihnen den Umkleideraum, fein?«
    Das Gute war, die verdammten Dinger passten wie angegossen, sogar mit Gips. Wir sahen aus wie zwei bauschige, karierte, puffärmelige Sahnehäubchen.
    Höflich klopfte es an die Tür des Umkleideraums. »Ich bin’s, Courtney! Ich habe etwas vergessen.«
    »Kommen Sie rein«, sagte ich. »Wir sind angezogen.«
    Die Tür ging auf, und sie trat zu uns in die plüschige Zelle.
    »Hier sind die passenden Schleifen«, sagte sie und hielt zwei karierte Haarreifen hoch. »Sie gehören dazu.«
    Ich musste so lachen, dass ich mich fast verschluckte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Courtney.
    Da ich keine Luft bekam, wedelte ich mit der Hand, ließ mich auf die mit Kohlrosen gemusterte Chaiselongue fallen, die in der Ecke des Umkleideraums stand, und hämmerte prustend auf die feminine Armlehne ein.
    Erschrocken warf Courtney die Haarreifen in Pagans Richtung, legte den Rückwärtsgang ein und schlug die Tür hinter sich zu.
    Meine Schwester starrte die beiden breiten gepolsterten Karo-Hufeisen an, die vor ihr auf dem hochflorigen Teppich lagen.
    »Erschieß mich«,
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