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Der Judas-Schrein

Der Judas-Schrein

Titel: Der Judas-Schrein
Autoren: Andreas Gruber
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handfesten Ergebnisse, zeigen Sie dem Landesgendarmeriekommando was Sie draufhaben!«
    Seufzend nahm er die Faxrollen zur Hand und blätterte sie ein weiteres Mal durch. »Die Bilder sehen merkwürdig aus.« Er drehte die Faxrolle und betrachtete die Digitalanzeige am Bildrand. »Wer hat die Fotos gemacht?«
    »Ein Pressefotograf von der Rundschau. Er war mit einer Reporterin am Tatort.«
    Körner runzelte die Stirn. »Wie konnten die so schnell dort sein?«
    »Ich vergaß zu erwähnen, die Reporterin hat die Leiche entdeckt.«
    »Aha … die haben die Leiche entdeckt und sofort alles fotografiert. Haben die etwa auch schon den Mörder vernommen?«
    »Körner, sparen Sie sich Ihren Sarkasmus.«
    Er wurde wieder ernst. »Was hat eine Journalistin in diesem gottlosen Nest zu suchen?«
    »Keine Ahnung. Finden Sie es heraus! Rolf Philipp von der Spurensicherung ist schon auf dem Weg dorthin! Ich habe ihm Kralicz samt seinem kompletten Kameraset mitgeschickt. Ich schlage vor, Sie setzen sich sofort in Bewegung. Beeilen Sie sich! Wenn Sie jetzt losfahren, sind Sie um zehn Uhr dort.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Heute Abend möchte ich die ersten Ergebnisse sehen.«
    Heute Abend«? Verdammt! Er hatte geahnt, es würde ein mieser Tag werden - aber nicht derart schrecklich. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen. »Ich brauche so bald wie möglich ein gerichtsmedizinisches Gutachten. Wer hat gerade Dienst?« Körner überflog die grünen Linien auf dem Tischkalender.
    Koren schmunzelte, es war die blanke Schadenfreude. »Jana Sabriski.«
    »Oh Gott, nein!«
    »Was haben Sie gegen Frauen?«
    »Nichts!« Körner hob abwehrend die Hand. »Heute ist nicht mein Tag«, murmelte er. »Ich meine nur, wir sollten …«
    »Hören Sie mal!« Korens Stimme bekam einen siebensüßen Ton. »Wir können auch darauf bestehen, Kurt Seiser oder Günter Marks für diesen Fall zu bekommen, aber ich sage Ihnen etwas: Jana Sabriski ist die Beste. Wir können froh sein, dass heute Morgen ihr Vierundzwanzig-Stunden-Dienst begonnen hat. Nur weil Sie mal mit ihr geschlafen haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht gemeinsam an einem Fall arbeiten können.«
    Körner stockte der Atem, er fühlte die Röte in sein Gesicht schießen. Woher zum Teufel wusste sie davon? »Ich …«
    »Ich gebe Ihnen einen Rat, nicht als Ihre Vorgesetzte, sondern als Freund: Trennen Sie Berufliches und Privates. Dann schlittern Sie nicht in so einen Schlamassel.«
    Körner ballte die Hand in der Hosentasche zur Faust. »Sie schicken mich an den Ort zurück, in dem ich als Kind aufgewachsen bin, dann hängen sie mir noch meine Ex-Lebensgefährtin als Gerichtsmedizinerin an den Hals.«
    Koren lächelte ihn an. Wie er diesen siegessicheren Gesichtsausdruck hasste!
    »Sie haben Ihren vorigen Fall gründlich vermasselt. Vergessen Sie nicht: Diese Ermittlung bewahrt Sie vor der Suspendierung. Mehr kann ich nicht für Sie tun. Entweder Sie fahren dorthin und bringen mir die ersten Hinweise, oder Sie geben mir Ihre Marke und Ihre Waffe, räumen Ihren Schreibtisch, und wir sehen uns am Montag vor Gericht.«
    Körner schwieg. Er kramte die Fotos zusammen, packte seinen Mantel und ging zur Tür.
    »Körner! Vergessen Sie nicht die beschlagnahmten Zünder im Spurensicherungsbüro abzuliefern. Dworschak wartet darauf, er muss seinen Bericht schreiben.«
    »Ja, heute Abend.« Er verließ grußlos das Büro und knallte die Tür hinter sich zu. Draußen lauerten die Hyänen. Sie glotzten ihn erwartungsvoll an.
    »He, Körner! Suspendiert?«, fragte Kretschmer.
    Körner schüttelte den Kopf. »Schlimmer!«
    Er verließ das Gebäude.
     
    Der Nieselregen legte sich wie ein schmieriger Film auf die Pflastersteine der Garnisongasse. In den Lachen spiegelte sich die Neonbeleuchtung aus den Fenstern des fünfzehnstöckigen Gebäudes aus Glas, Stahl und Beton. Körner steuerte den schwarzen Audi in eine Parklücke und ließ die Scheibe herunter. Ein grässlicher Montagmorgen. Kälte strömte in den Wagen, und Regenwasser tropfte auf den Beifahrersitz. Aus dem Radio trällerte eine Popmusik, die nicht zum Wetter passte. Körner ließ den Motor laufen und blickte zur Auffahrtsrampe des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien. Drei Rot-Kreuz-Wagen hielten mit Blaulicht vor der Notaufnahme. Die Schiebetüren standen offen, die Pfleger hievten mehrere Personen auf Krankentragen in das Gebäude. Gestern Abend, nachdem die Geiselnahme in einem Fiasko geendet hatte, mussten sich
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