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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
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Wachen, die am anderen Ende der Straßensperre hätten Dienst tun sollen, starben, ehe sie ganz wach geworden waren. Die intensive kurzzeitige Hitze überkrustete ein Stück des roten Laterit-bodens mit einer an Obsidian erinnernden Glasschicht. Und dann war die Explosion - der betäubende Lärm, das blendende Licht - ebenso schnell verhallt, wie sie sich eingestellt hatte - verschwunden wie die Faust eines Mannes, wenn er seine Hand öffnet. Die Gewalt der Zerstörung war flüchtig, die Zerstörung selbst nachhaltig.
    Eine Viertelstunde später, als ein Konvoi von Truppen-transportera mit Segeltuchplanen durch die Überreste des Checkpoints rollte, war jegliches Täuschungsmanöver überflüssig geworden.
    In der Tatsache, dass nur seine Gegner die Genialität dieser Aktion vor Anbruch der Morgendämmerung in ihrem vollen Ausmaß begreifen würden, lag Ironie, das war dem Kalifen bewusst. Die Nebel des Krieges würden auf dem Boden verhüllen, was man aus der Ferne erkennen konnte: das Muster präzise koordinierter Angriffe. Der Kalif wusste, dass militärische Analytiker in den amerikanischen Spionagediensten in ein oder zwei Tagen auf Satellitenbilder starren würden, auf denen man das Schema seiner Aktivitäten so klar wie ein Diagramm in einem Lehrbuch erkennen konnte. Der Sieg des Kalifen würde zur Legende werden; welchen Anteil der Vermittler daran hatte, würden - nicht zuletzt auf Drängen des Vermittlers selbst - nur Allah und er selbst wissen.
    Man brachte dem Kalifen einen Feldstecher, und er betrachtete damit die Ehrengarde, die vor dem Haupttor aufgereiht war.
    Es waren menschliche Dekorationen, ein Leporello aus Papierpuppen. Ein weiterer Beweis für die elitäre Dummheit der Regierung. Die Palastbeleuchtung machte sie zu Schießbudenfiguren und behinderte sie zu allem Überfluss auch noch dabei, in der sie umgebenden Dunkelheit etwas zu sehen.
    Die Ehrengarde stellte die Elite der ARA dar - typischerweise alles Männer mit Verwandten auf wichtigen Positionen, Karrieretypen mit guten Manieren, exzellenter Hygiene und der Fähigkeit, die Bügelfalten in ihren sauber geplätteten Uniformen zu schonen. Die Crème de la Crème brûlée, sinnierte der Kalif in einer Mischung aus Ironie und Verachtung. Schauspieler waren das, keine Krieger. Durch sein Glas musterte er die sieben Offiziere, von denen jeder einen Karabiner über die Schulter gelegt hatte, wo er eindrucksvoll aussah und völlig nutzlos war. Nicht einmal Schauspieler. Spielzeugsoldaten.
    Der Funker nickte dem Kalifen zu: Der Abschnittskommandant hatte seine Position eingenommen und dafür gesorgt, dass die kasernierten Soldaten nicht zum Einsatz kommen konnten. Ein Angehöriger seines Gefolges reichte dem Kalifen einen Karabiner: eine rein zeremonielle Handlung, die er selbst entworfen hatte, aber Zeremoniell war der Helfer der Macht. Und deshalb würde der Kalif den ersten Schuss abfeuern, aus demselben Karabiner, mit dem ein großer Freiheitskämpfer vor fünfzig Jahren den holländischen Generalgouverneur ermordet hatte. Der Karabiner, eine Mauser M24, war mit großer Sorgfalt überholt und perfekt eingeschossen worden. Er war lange Zeit in seidenen Tüchern verwahrt gewesen und glänzte jetzt wie das Schwert Saladins.
    Der Kalif fand den Wachmann Nummer eins im Zielfernrohr des Karabiners und atmete halb aus, sodass das Fadenkreuz auf der mit einer Ordensspange geschmückten Brust des Mannes ruhte. Er betätigte den Abzug und beobachtete den Ausdruck des Mannes scharf - Verblüffung zuerst, dann Angst und schließlich Benommenheit. Auf der rechten Brusthälfte des Mannes war jetzt ein kleines rotes Oval zu sehen, wie eine Blume, die man im Knopfloch trägt.
    Sofort schlossen sich die anderen Männer seiner Gruppe an und feuerten eine kurze Salve wohl gezielter Schüsse ab. Die sieben Offiziere brachen zusammen wie Marionetten, deren Drähte man durchschnitten hat, und gingen zu Boden.
    Der Kalif musste unwillkürlich lachen. Ihr Tod hatte keine Würde; er war so absurd wie die Tyrannis, der sie dienten. Eine Tyrannis, die jetzt in die Defensive gezwungen wurde.
    Bis die Sonne aufging, würden alle noch in Amt und Würden befindlichen Vertreter der anuranischen Regierung, die in der Provinz geblieben waren, gut beraten sein, ihre Uniformen abzulegen - sonst mussten sie damit rechnen, dass der feindliche Mob sie in Stücke riss.
    Kenna würde nicht länger Teil der illegitimen Republik Anura sein. Kenna würde ihm gehören.
    Es hatte
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