Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
betrunkener Hyänen, dachte Shyam. Keinen Penny in der Tasche, diese jungen Leute, chancenlos und gleichgültig. Morgen früh würde das anders aussehen. Als so etwas das letzte Mal passiert war - das lag jetzt ein paar Jahre zurück -, hatte der Vater der jungen Leute dem Besitzer des Pickups mit schamerfülltem Gesicht einen Besuch abgestattet. Er hatte den Laster zurückgebracht und dazu viele, viele Säcke voll kurakkan, um den angerichteten Schaden gutzumachen. Und was die jungen Leute anging, na ja, die konnten ein paar Tage nicht sitzen, ohne das Gesicht zu verziehen, nicht einmal auf einem gepolsterten Autositz.
    Jetzt trat Shyam mit seinem Karabiner auf die Straße hinaus. Der Laster raste weiter, und Shyam wich einen Schritt zurück. Hatte ja keinen Sinn, hier etwas zu riskieren. Die jungen Leute waren total betrunken. Eine Bierdose flog durch die Luft und plumpste mit einem dumpfen Knall auf die Straße. So wie das klang, war sie voll.
    Der Laster fegte um die erste Messerbank herum, dann die zweite, raste weiter.
    »Möge Shiva ihnen alle Gliedmaßen ausreißen«, sagte Arjun. Er kratzte sich mit seinen Stummelfingern im buschigen schwarzen Haar. »Ich denke, wir können es uns schenken, die nächste Station anzufunken. Man hört diese Jungs ja meilenweit.«
    »Was sollen wir denn machen?«, fragte Shyam. Sie waren schließlich keine Verkehrspolizisten und nicht befugt, auf ein Fahrzeug, das einfach nicht anhalten wollte, das Feuer zu eröffnen.
    »Bauernjungen. Nichts anderes als Bauernjungen.«
    »Hey«, wandte Shyam ein. »Ich bin selbst ein Bauernjunge.«
    Er tippte an die Stoffplakette über der Brusttasche seines Khakihemds: ARA stand darauf, Army of the Republic of Anura. »Schließlich hat man mir das nicht auf die Haut tätowiert, oder? Wenn meine zwei Jahre um sind, gehe ich wieder auf meinen Hof.«
    »Das sagst du jetzt. Ich habe einen Onkel, der auf der Universität studiert hat; er ist jetzt seit zehn Jahren Beamter. Und verdient die Hälfte von dem, was wir kriegen.«
    »Und du bist jede Ruvie davon wert«, meinte Shyam mit unüberhörbarem Sarkasmus.
    »Ich sage ja bloß, dass man jede Chance ergreifen soll, die das Leben einem gibt.«
    Arjun deutete mit dem Daumen auf die Bierdose auf der Straße. »Das hat so geklungen, als ob da noch Bier drin wäre. Was meinst du? Pukka Erfrischung, mein Freund.«
    »Arjun«, protestierte Shyam. »Wir haben doch gemeinsam Dienst, das weißt du doch! Alle beide, ja?«
    »Keine Sorge, mein Freund.«
    Arjun grinste. »Ich geb dir schon was ab.«
    Als der Laster die Straßensperre einen knappen Kilometer hinter sich gelassen hatte, nahm der Fahrer den Fuß ein wenig vom Gaspedal, und der junge Mann auf dem Beifahrersitz setzte sich und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht, ehe er in ein schwarzes T-Shirt schlüpfte und sich anschnallte. Das Bier schmeckte so scheußlich, wie es roch, und war in der herrschenden Schwüle klebrig. Die beiden Guerilleros sahen einander mit ernster Miene an.
    Ein älterer Mann saß hinter ihnen auf der schmalen Bank. Das schwarze, lockige Haar klebte ihm schweißnass an der Stirn, und sein Schnurrbart glänzte im Mondlicht. Der KLF-Offizier hatte flach auf der Bank gelegen, unsichtbar, als der Laster durch den Checkpoint gerast war. Jetzt schnippte er den Sprechknopf an seinem Walkie-Talkie, einem alten, aber verlässlichen Modell, und knurrte ein paar Anweisungen.
    Mit metallischem Ächzen öffnete sich die Hintertür des Anhängers einen Spalt, damit die bewaffneten Männer drinnen ein wenig Luft bekamen.
    Der Hügel an der Küste hatte viele Namen, die alles Mögliche bedeuteten. Die Hindus nannten ihn Sivanoli-patha Malai, Shivas Fußabdruck, was auf seinen wahren Ursprung hindeutete. Für die Buddhisten war er Sri Pada, Buddhas Fußabdruck, weil sie glaubten, dass Buddha ihn mit dem linken Fuß gemacht habe, als er die Insel besucht hatte. Die Muslime kannten ihn unter dem Namen Adam Malai oder Adamshügel; die arabischen Händler im 10. Jahrhundert glaubten, dass Adam nach seiner Vertreibung aus dem Paradies hier Halt gemacht habe und auf einem Fuß stehen geblieben sei, bis Gott seine Reue zur Kenntnis genommen hatte. Die Kolonialherren - zuerst die Portugiesen und später die Holländer - betrachteten den Hügel eher unter praktischen als unter spirituellen Erwägungen: Das kleine Vorgebirge war der ideale Standort für eine Festung, für Artilleriebastionen, um sich gegen feindliche Kriegsschiffe wehren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher