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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
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Angehörige des unzerstörbaren Washington. Die Überreste des Moebius-Programms. Sie waren die Besten und die Klügsten, waren das immer gewesen. Von Kindheit an hatten sie die besten Noten nach Hause gebracht, die besten Testergebnisse erzielt; ihr ganzes Leben lang hatten sie den Beifall ihrer jeweiligen Vorgesetzten gefunden. Für sie gab es nichts und niemanden, das oder der größer waren als sie selbst. Sie wussten, dass man Mittel immer nur im Hinblick auf den Zweck bewerten durfte, waren überzeugt davon, dass man jeder unbekannten Variablen einen Wahrscheinlichkeitswert zuordnen, dass man den Strom der Unsicherheit zähmen und aus ihm ein präzise quantifiziertes Risiko machen konnte.
    Und obwohl das Unvorhersehbare im menschlichen Wesen mehrfach dafür gesorgt hatte, dass eine ganze Anzahl ihrer Kollegen getötet worden waren, hatten sie nichts gelernt.
    »Mein Spiel, meine Regeln«, sagte Janson. »Gentlemen, das Moebius-Programm ist beendet.«
    »Auf wessen Anordnung?«, schnaubte Präsident Ber-quist.
    »Die Ihre.«
    »Was ist denn in Sie gefahren, Paul?«, fragte er, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Sie reden Unsinn.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Janson sah ihn voll an. »Sie kennen den alten Spruch in Washington: Es gibt keine ständigen Verbündeten, nur ständige Interessen. Sie haben sich dieses Programm nicht ausgedacht. Sie haben es von Ihrem Vorgänger geerbt, der es wiederum von seinem Vorgänger geerbt hat, und so weiter.«
    »Das gilt für eine ganze Menge Dinge, angefangen bei unserem Verteidigungsprogramm bis hin zu unserer Währungspolitik.«
    »Sicher. Für diese Dinge sind die Berufsbeamten zuständig - aus deren Sicht sind Sie bloß auf der Durchreise.«
    »Es ist wichtig, gerade so etwas aus langer Sicht zu sehen«, meinte der Präsident und zuckte die Schultern.
    »Eine Frage, Mr. President. Sie haben soeben eine illegale persönliche Spende von 1,5 Millionen Dollar erhalten und angenommen.«
    Während Janson das sagte, malte er sich aus, wie Grigori Berman auf der anderen Seite des Atlantiks in Berthwick House vor sich hin feixte. Für ihn war das ein fulminanter Streich gewesen, der ihm ungeheuren Spaß bereitete. »Wie werden Sie das dem Kongress und den Menschen in Amerika erklären?«
    »Was zum Teufel reden Sie da?«
    »Ich rede von einem gewaltigen Skandal - Watergate mal zehn. Ich rede davon, dass wir alle zusehen können, wie Ihre politische Karriere in Flammen aufgeht. Rufen Sie Ihre Bank an. Ein siebenstelliger Betrag ist von einem Konto Peter Novaks bei der International Netherlands Group Bank auf Ihr persönliches Konto überwiesen worden. Die digitalen Unterschriften können nicht gefälscht werden - nun, jedenfalls nicht ohne große Komplikationen. Es sieht also ganz eindeutig so aus, als ob ein ausländischer Plutokrat Sie auf seine Lohnliste gesetzt hätte. Irgendein argwöhnisches Mitglied der Oppositionspartei könnte anfangen, sich darüber Gedanken zu machen. Möglicherweise hat die Überweisung etwas damit zu tun, dass Sie neulich dieses Gesetz über die Geheimhaltung von Bankgeschäften unterzeichnet haben. Es könnte mit einer ganzen Menge Dinge etwas zu tun haben. Jedenfalls genug Material, um einen Sonderermittler jahrelang zu beschäftigen. Ich kann mir die Schlagzeile in der Washington Post gut vorstellen. Eine über vier oder fünf Spalten: PRÄSIDENT VON PLUTOKRATEN BEZAHLT? ERMITTLUNGEN EINGELEITET. So ähnlich. Die Schmierblätter in New York werden sich kürzer fassen, etwa: WAS KOSTET EIN PRÄSIDENT? Sie wissen ja, wie es ist, wenn die Medien einmal Blut geleckt haben - das gibt ein derartiges Getöse, dass Sie nicht einmal mehr in der Lage sind, klar zu denken.«
    »Das ist doch alles ausgemachter Unfug!«, explodierte der Präsident.
    »Und uns allen wird es großen Spaß machen, wenn wir dabei zusehen, wie Sie das dem Kongress erklären. Das Justice Department und die entsprechenden Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Senats erhalten die Einzelheiten morgen per E-Mail.«
    »Aber Peter Novak.«
    »Novak? An Ihrer Stelle würde ich nicht versuchen, die Aufmerksamkeit auf Novak zu lenken. Ich glaube nicht, dass Ihr oder sein guter Ruf das überstehen würde.«
    »Sie machen sich über mich lustig«, sagte der Präsident.
    »Rufen Sie Ihre Bank an«, wiederholte Janson.
    Der Präsident starrte Janson an. Er hatte sich bisher immer auf seinen persönlichen und seinen politischen Instinkt verlassen und damit das höchste Amt im Lande
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