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Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
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Lieutenant. Und ich würde meine Albträume gegen nichts vertauschen.«
    »Sie haben nie Heilung gefunden, weil Sie nicht zugelassen haben, dass Sie sich selbst heilen könnten.«
    »Das nennen Sie Heilung? Sie schlafen gut, weil etwas in Ihnen tot ist - nennen Sie es meinetwegen eine Seele, nennen Sie es, wie Sie wollen. Vielleicht ist irgendwann einmal etwas geschehen, was Ihre Seele ausgelöscht hat, vielleicht hatten Sie nie eine, aber jedenfalls ist es das, was uns menschlich macht.«
    »Menschlich? Sie meinen schwach. Das verwechseln viele miteinander.«
    »Meine Albträume - das bin ich«, sagte Janson mit klarer, fester Stimme. »Ich muss mit den Dingen leben, die ich auf dieser Welt getan habe. Sie brauchen mir nicht zu gefallen. Ich habe Gutes getan, und ich habe Schlechtes getan. Was das Schlechte angeht - ich möchte mich mit dem Schlechten nicht aussöhnen. Sie wollen mir sagen, dass ich diesen Schmerz wegnehmen kann? Jener Schmerz sagt mir, wer ich bin und wer ich nicht bin. Jener Schmerz lässt mich erkennen, dass ich nicht Sie bin.«
    Plötzlich zuckte Demarests Fuß in die Höhe, trat Janson die Waffe aus der Hand. Sie landete klappernd auf dem Marmorboden.
    Demarest wirkte beinahe betrübt, als er seine Pistole auf Janson richtete. »Ich habe versucht, vernünftig mit Ihnen zu reden. Habe versucht, an Sie heranzukommen. So viel habe ich getan, um an Sie heranzukommen, um zu erreichen, dass Sie mit Ihrem wahren Ich wieder klarkommen. Und von Ihnen wollte ich nur, dass Sie die Wahrheit akzeptieren - die Wahrheit über uns beide.«
    »Die Wahrheit? Sie sind ein Ungeheuer. Sie hätten in Mesa Grande sterben sollen. Herrgott, wie ich mir wünsche, dass Sie damals gestorben wären.«
    »Es ist wirklich erstaunlich - wie viel Sie wissen und doch wie wenig. Wie kraftvoll Sie sein können und wie kraftlos.«
    Demarest schüttelte den Kopf. »Der Mann tötet das Kind eines anderen und kann nicht einmal sein eigenes schützen.«
    »Was zum Teufel reden Sie da?«
    »Der Bombenanschlag auf die Botschaft in Caligo - hat der Ihre Welt erschüttert? Das hatte ich erwartet, als ich damals vor fünf Jahren den Vorschlag machte. Sie müssen Nachsicht mit mir haben: Der Gedanke, Sie könnten ein Kind haben, hat mir einfach nicht gepasst. Ein Paul junior - nein, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Es ist ja nicht schwer, solche Dinge von Ortsansässigen erledigen zu lassen - diesen Revolutionären mit dem irren Blick, die ständig von Allah und den Jungfrauen im Paradies träumen. Ich fürchte, ich bin der Einzige, der die besondere Ironie verstehen kann, dass das Ganze von einer Kunstdüngerbombe herbeigeführt wurde. Aber mal ganz ehrlich, was für einen Vater hätten Sie wohl abgegeben, ein Babykiller wie Sie?«
    Janson hatte das Gefühl, als sei er plötzlich versteinert.
    Ein tiefer Seufzer. »Und für mich wird es jetzt Zeit zum Gehen. Wissen Sie, ich habe große Pläne für die Welt. In Wahrheit beginnt mich dieses ständige Beilegen von Konflikten allmählich zu langweilen. Heute ist angesagt, Konflikte zu fördern. Die Menschen mögen Kampf und Blutvergießen. Und der Mensch soll Mensch sein, sage ich.«
    »Bloß, dass Sie das nicht zu bestimmen haben.«
    Janson hatte Mühe, die Worte herauszubekommen.
    Demarest lächelte. »Carpe diem - nutze den Tag. Carpe mundum - ergreife die Welt.«
    »Man hat Sie zu einem Gott gemacht«, sagte Janson, dem einfiel, was der Präsident gesagt hatte, »und dabei hat Ihnen der Himmel nicht gehört.«
    »Der Himmel übersteigt selbst mein Begriffsvermögen. Aber ich will aufgeschlossen bleiben, soll mir ein Vergnügen sein. Wie wär's, wenn Sie einen Bericht über das Jenseits einreichen würden, sobald Sie dort eingetroffen sind? Ich erwarte Ihren Einsatzbericht, abgeliefert an St. Peter am Himmelstor.«
    Demarests Gesicht war ohne jeden Ausdruck, als er die Pistole einen halben Meter entfernt auf Jansons Stirn richtete. »Bon voyage«, sagte er, und sein Finger krümmte sich um den Abzug.
    Und dann spürte Janson, wie ihm etwas Warmes ins Gesicht spritzte. Er blinzelte ein paar Mal und sah, dass es Blut war und aus einer Ausschusswunde an Demarests Stirn kam. Vom Fensterglas nicht abgelenkt, war der Schuss des Scharfschützen so präzise, als ob er aus nächster Nähe abgefeuert worden wäre.
    Janson streckte die Hand aus, legte sie um Demarests Hals und hielt ihn auf den Beinen. »Xin loi«, log er. Tut mir Leid.
    Einen Augenblick lang wirkte Demarests Gesicht
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