Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Janson-Befehl

Titel: Der Janson-Befehl
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
es, was Sie nicht akzeptieren konnten.«
    »Wir waren nicht gleich.«
    »Oh doch, das waren wir. In vieler Hinsicht sind wir das immer noch. Glauben Sie ja nicht, dass ich Sie nicht die ganze Zeit im Auge behalten hätte. Man hat Sie >die Maschine« genannt. Sie wissen natürlich, was das eigentlich bedeutet hat, wofür das die Kurzform war: >die Killermaschine. < Denn das waren Sie. Oh, ja. Und Sie haben sich angemaßt, über mich zu richten? Oh, Paul, wissen Sie nicht, warum Sie es auf sich genommen haben, mich zu vernichten? Mangelt es Ihnen so an Selbsterkenntnis? Wie beruhigend es doch sein muss, sich einreden zu können, ich sei das Monstrum und Sie der Heilige. Sie haben Angst vor dem, was ich Ihnen gezeigt habe.«
    »Ja - ein zutiefst gestörtes Individuum.«
    »Machen Sie sich nichts vor, Paul. Ich rede von dem, was ich Ihnen über Sie selbst gezeigt habe. Was auch immer ich war, waren Sie auch.«
    »Nein!«
    Janson spürte, wie sein Gesicht sich vor Wut und Entsetzen rötete. Er verstand sich tatsächlich wie kaum ein anderer auf alle Arten von Gewalt: Vor dieser Erkenntnis konnte er sich nicht länger verbergen. Aber für ihn war die Gewalt niemals Selbstzweck gewesen: Sie war eher die letzte Zuflucht, um weitere Gewalt möglichst gering zu halten.
    »Wie ich Ihnen häufig gesagt habe - wir wissen mehr, als wir wissen. Haben Sie vergessen, wessen Sie selbst in Vietnam fähig waren? Haben Sie das Kunststück geschafft, Ihre Erinnerungen zu unterdrücken?«
    »Sie machen mir mit diesem gottverdammten Geschwafel nichts vor«, knurrte Janson.
    »Ich habe die Aussagen gelesen, die Sie über mich gemacht haben«, fuhr Demarest unbekümmert fort. »Irgendwie tauchte darin nichts von dem auf, was Sie selbst getan hatten.«
    »Dann sind Sie derjenige, der diesen Schwachsinn über mich verbreitet hat - diese völlig verzerrten Geschichten?«
    Demarests Blick ließ ihn nicht los. »Ihre Opfer sind immer noch dort draußen, einige von ihnen zwar verkrüppelt, aber immer noch am Leben. Schicken Sie doch einen Agenten hinaus, um sie zu befragen. Sie erinnern sich an Sie. Voll Schrecken erinnern Sie sich.«
    »Das ist eine Lüge! Eine gottverdammte Lüge!«
    »Sind Sie da so sicher?«
    Demarests Frage traf ihn wie ein Messerstich. »Nein, Sie sind es nicht. Ganz und gar nicht sind Sie das.«
    Eine kurze Pause. »Es ist so, als ob ein Teil von Ihnen nie weggegangen wäre, weil Ihre Erinnerungen Sie immer noch peinigen, nicht wahr? Albträume, die immer wiederkehren, stimmt's?«
    Janson nickte; er konnte es nicht verhindern.
    »Nach so vielen Jahrzehnten ist Ihr Schlaf immer noch gestört. Was ist es denn, was diese Erinnerungen so hartnäckig macht?«
    »Was schert Sie das?«
    »Könnte es Schuld sein? Graben Sie ganz tief, Paul - tief in sich -, und holen Sie es herauf, bringen Sie es an die Oberfläche.«
    »Halten Sie doch den Mund, Sie Mistkerl.«
    »Was lassen denn Ihre Erinnerungen aus, Paul?«
    »Aufhören!«, brüllte Janson und spürte das Zittern in seiner Stimme. »Ich werde mir das nicht mehr anhören.«
    Demarest wiederholte die Frage, diesmal mit ganz leiser Stimme. »Was lassen Ihre Erinnerungen denn aus?«
    Jetzt kamen die Bilder, wie in der Zeit erstarrt, nicht fließend wie Bewegungen, an die man sich erinnert, sondern ein Bild nach dem anderen. Sie waren auf gespenstische Weise surreal, überlagerten das, was er vor seinen Augen hatte.
    Wieder eine Meile gehumpelt. Und noch eine. Und noch eine. Sich den Weg durch den Dschungel bahnend, darauf bedacht, einen weiten Bogen um die Ortschaften und Dörfer zu schlagen, wo am Ende vielleicht doch noch VC-Sympathisanten dafür sorgen könnten, dass all seine Anstrengungen vergeblich waren.
    Und dann stieß er eines Morgens, als er sich durch ein besonders dichtes Lianengestrüpp gearbeitet hatte, auf ein weites verbranntes Oval.
    Der Geruch verriet ihm sofort, was hier geschehen war nicht so sehr das Gemenge aus Fischsoße, Kochfeuer, den als Dünger gebrauchten Exkrementen von Menschen, Wasserbüffeln und Hühnern, nein, etwas anderes, was selbst jene Gerüche überlagerte: der scharfe petrochemi-sche Geruch von Napalm.
    Die Luft war damit geschwängert, überall Ruß und Asche und die verklumpten Überreste schnell brennenden chemischen Feuers. Er arbeitete sich durch das ausge-brannte Oval, und seine Füße schwärzten sich vom Ruß. Es war, als hätte Gott ein riesiges Vergrößerungsglas über diese Stelle gehalten und sie mit den Strahlen der Sonne selbst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher