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Der Infekt

Der Infekt

Titel: Der Infekt
Autoren: Uwe A. O. Heinlein
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von Devil's Punchbowl liegt Rushmoor.«
    Lundquist nickte, während er die Karte studierte. »Das sehe ich. Und was ist Besonderes an Rushmoor, daß du es so betonst?«
    Green zögerte einen Moment. »Da liegt das Bakteriologische Labor der Royal Army!« erklärte er dann mit belegter Stimme.
    Der Australier überlegte einen Augenblick und versuchte, Schlüsse daraus zu ziehen. Und die waren nicht so begeisternd. »Also die offizielle, aber geheime B-Waffen-Schmiede Ihrer Majestät, he?«
    Green nickte schweigend.
    »Wahnsinn!« kommentierte Lundquist. »Deinem Gesichtsausdruck zufolge gibt es in der Gegend Rinderhaltung?«
    Green sah ihn erstaunt an. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
    Der Australier schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, Idwood, aber ich kenne dich inzwischen ein paar Tage.«
    »Stimmt. Du hast recht. So ein Schwein! Das ist clever. Damit kann er die Regierung so unter Druck setzen, daß es kracht. Wenn in der Gegend eine unerklärliche Grippeepidemie, womöglich mit Todesopfern, ausbricht, dann geht denen in Whitehall der Arsch auf Grundeis. Denn jeder, vor allem die Presse, wird annehmen, daß der Ursprung dieser Scheiße in Rushmoor zu suchen ist.«
    »Nicht übel eingefädelt. Roessner ist nicht ohne, obwohl er schon einige Fehler gemacht hat. Aber ›nobody is perfect‹ heißt es ja.«
    »Soll ich darüber lachen, Langer?« fragte Green. »Danke, mir ist der Humor vergangen.«
    »Nun entspann dich erst mal, Idwood. Wenn er heute das Inserat im Mirror liest, hat er doch überhaupt keinen Anlaß, irgendeine Kuh zu infizieren.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, wünschte Green und erhob sich aus dem Sessel. »Fährst du mit nach Rushmoor?«
    »Willst du mich ärgern? Denkst du, ich bleibe hier sitzen und telefoniere ab und zu mit Yvonne Hartfield? Du bist vielleicht 'ne Marke!« Kopfschüttelnd folgte er dem Engländer auf den Flur.

Elstead, Großbritannien
    E milio Roessner saß in der Bar des Hotels Three Crowns und trank Kaffee, während er Zeitung las. Ihn interessierten besonders die Kleinanzeigen unter ›Vermischtes‹. Sorgfältig ging er die kleingedruckten Kolumnen durch. Da! Da war es!
    Hallo Mutter, ich komme morgen.
    Dein John.
    Emilio Roessner fühlte seine Handflächen ein wenig feucht werden. Sie waren auf seine Bedingungen eingegangen. Wenn er sich nicht allzu dumm anstellte, bedeutete das Geld, viel Geld. Hier in Europa konnte sich niemand vorstellen, was es hieß, in Südamerika arm zu sein. Abschaum! Nie mehr! Selbst seine Arbeit als Sicherheitschef der Breedwell Farms wurde eher mäßig bezahlt. Und dann hatte er diese arrogante Type von Cruikshank auch noch dauernd am Hals gehabt. Aber der hatte ja abgedankt. Wer wohl die beiden Typen mit dem argentinischen Rover gewesen waren? Na ja, egal! Jetzt ging es mit letzter Konzentration ans Abkassieren.
    Tagelang hatte er darüber gebrütet, wie er die Übergabe regeln sollte. Inzwischen hatte er sich für die Tunnelvariante entschieden. Der Kurier sollte den Koffer mit dem Geld auf ein bestimmtes Zeichen hin während der Fahrt aus dem Schnellzug London-Liverpool werfen. Roessner wollte das Signal in einem langen Tunnel kurz vor dem Bahnhof Luton geben und den Koffer später im Tunnel abholen. Dann das Geld in seine Tasche umladen und ab ins schöne Leben!
    Zunächst würde er in England bleiben, bis sich die Wogen gelegt hatten. Vielleicht würde er danach in ein Spanisch sprechendes Land gehen. Man würde sehen.
    Emilio Roessner griff in die Innentasche seines Sakkos und holte einen Umschlag und den Brief hervor, den er letzte Nacht auf einer neu gekauften kleinen Reiseschreibmaschine getippt hatte, in der Privatpension zwei Orte weiter. Er überflog den Text ein letztes Mal und steckte dann den Brief in den Umschlag. Jetzt brauchte er nur noch eine Briefmarke.
    An der Hotelrezeption gab es so etwas bestimmt. Er beglich die Rechnung in der Bar und ging durch die Verbindungstür hinüber ins Foyer. Zögernd näherte er sich dem Portier, denn an der Rezeption stand ein Bobby.
    Roessner trat grüßend näher an die beiden Männer heran. Hoffentlich quasselten die Typen nicht zu lange, dachte er.
    »Hallo, Hank«, hörte er den Polizisten gerade sagen. »Alles klar?«
    »Wie immer«, antwortete Hank, der Portier. »Was führt dich her? Dasselbe wie gestern?«
    Der Bobby nickte. »Und? Hast du heute vielleicht einen Gast namens Roessner?« fragte er den Portier grinsend.
    Dem Uruguayer gelang es mit Mühe, die Fassung zu bewahren.
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